Entwicklung
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Zweisprachig aufwachsen? Wer profitiert?

Deutschland ist durch die verstärkte Migration internationaler geworden. Damit wachsen auch immer mehr Kinder zwei- oder sogar mehrsprachig auf. Aber auch deutsche Familien versuchen gelegentlich ihre Kinder bewusst zweisprachig aufwachsen zu lassen.

Aber geht das so einfach?

  1. Natürlich zweisprachig aufwachsende Kinder (also zum Beispiel unter der Muttersprache der Eltern zuhause und unter Deutsch im Kindergarten, oder unter unterschiedlichen Muttersprachen der beiden Elternteile) haben in der Regel keine Probleme beide Sprachen wie eine Muttersprache zu erlernen. Abhängig von den angeborenen sprachlichen Fähigkeiten kann es kleinere Defizite im Wortschatz geben, aber dies ist kaum relevant und wird spätestens durch die Schulbildung aufgeholt. Wichtig ist nur, dass jede Person, die mit dem Kind spricht, nur eine Sprache nutzt (1 und 1-Regel).
  2. Anders verhält es sich wenn Familien mit deutscher Muttersprache bewusst ihre eigenen Fremdsprachenkenntnisse (so sie überhaupt wenigstens C1-Niveau haben) einsetzen. Der Gedanke besticht natürlich, den natürlichen Entwicklungstrieb im Sprachentwicklungsalter des Kindes zu nutzen und mit spielerischem Aufwand gleich eine zweite Sprache zu etablieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass das allerdings selten gut gelingt und häufig zu Sprachentwicklungsstörungen führt. Der wichtigste Grund ist dabei die Missachtung der “1 und 1-Regel“, dass also in der Person, die vorspricht, zwei Sprachen vermixt werden. Die Kinderärzte empfehlen hier, erst die Muttersprache natürlich entwickeln zu lassen. Eine stabile Muttersprache (insbesondere das verhältnismäßig komplizierte Deutsch) ist ein guter Garant für das unproblematische Erlernen der nächsten Sprache. Damit kann in der Regel im Vorschulalter begonnen werden. Auslandsaufenthalte können dann hilfreich sein.

Wenn ein Kind allerdings natürlich zweisprachig aufwächst ist dies ein großer Schatz, denn das schafft nicht nur sehr spielerisch eine weitere “Fremdsprache”, sondern scheint auch die gesamte spätere geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Ein kleiner Tipp zum Schluss für die Familien, die ihrem Kind keine natürliche Zweisprachigkeit bieten können: Kurze kindgerechte Filme in der gewünschten Fremdsprache sind unproblematisch und können wenigstens ein wenig Zweisprachigkeit bieten. Warum also nicht die Lieblingsserie als DVD in Fremdsprache?

DrGH

Kategorie: Entwicklung

von

Dr. med. Gerald Hofner

Dr. Gerald Hofner war kinderkardiologischer Oberarzt der Universitätskinderklinik Erlangen-Nürnberg, bevor er 2003 in eine neue Praxis in Neudrossenfeld und Bayreuth wechselte. Sein Fokus liegt auch dort auf der Schwerpunktversorgung für Kinderkardiologie, Kinderpneumologie, Jugendsportmedizin und Ernährungsmedizin, besonders unter dem Aspekt der Prävention. Ihm ist dabei wichtig, die Erkenntnisse der Wissenschaft praktisch und verständlich zu den Patienten und ihren Familien zu bringen. Als Vater von zwei Töchtern weiß er um die Probleme von Familie. Seit 2019 ist er außerdem verantwortlich für die beiden neuen Medizinprodukte FrioQuick® Kühlpflaster und RhinoQuick® Schnupfenpflaster in Deutschland - sanfte und effektive Therapie. Dr. Gerald Hofner hat einen Lehrauftrag der Universität Bayreuth angenommen.

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