Alle Artikel in: Prävention

Ein präventiver Lebensstil vermindert Risiken

Achte auf Deine Nüsse!

Hodenerkrankungen sind nicht so selten. Bei den Jugendvorsorgen ist es deshalb fester Bestandteil: Wir leiten die Jugendlichen dazu an, ihre Hoden regelmäßig – am besten wöchentlich – selbst zu untersuchen. Dazu geben wir auch Infomaterial mit, das der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ( BVKJ ) erstellt hat. Der Flyer wirbt mit dem Satz “Achte auf Deine Nüsse!”. Meist sind die Väter hier leider kein so gutes Vorbild. Sie wissen nämlich leider meist nicht über die Notwendigkeit der Selbstuntersuchung der Hoden Bescheid. Generell ist das Gesundheitsvorsorgeverhalten ja bei Männern auch schlechter als bei Frauen. Neben dem BVKJ wirbt auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie mit Slogans wie “Nimm die Eier in die Hand!” für den Hodenselbstcheck. Die Jungs und Männer sollten den Hoden am besten in warmer Umgebung, z.B. unter der Dusche, untersuchen. Der Check erfolgt in 3 Schritten: – Zunächst im Spiegel schauen, ob eine Schwellung auffällt und ob alles wie immer aussieht. – Kurz checken, ob Größe und Gewicht wie immer gleich geblieben ist: mit der offenen Hand von unten den Hodensack betasten …

Nie mit vollem Bauch ins Wasser?

Wer hätte das nicht bereits als ganz kleines Kind beigebracht bekommen: Geh nie mit vollem Bauch ins Wasser! Aber was ist da dran? Tatsächlich spricht nichts für ein erhöhtes Ertrinkungsrisiko nach dem Essen. So schreibt es auch das amerikanische rote Kreuz. Da Kinder Wasser schlucken und sich dann vielleicht übergeben könnten, hält die DLRG noch an der Empfehlung fest. Wasser drückt beim Schwimmen auf den Bauch, so dass man sich voller fühlt. Also sollte man vielleicht eine Speise wählen, die nicht zu schwer im Magen liegt. Wichtiger ist jedoch, nie mit ganz leerem Magen ins Wasser zu gehen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Man muss also Kinder nach dem Eis oder einem Snack nicht bremsen, das Plantschen darf unbesorgt weiter gehen!

Vorsicht E-Zigarette!

Sind E-Zigaretten wirklich eine quasi gesunde Alternative zur herkömmlichen Zigarette? Nein! Im Gegensatz zur Tabakzigarette werden bei den E-Zigaretten Liquids, also Flüssigkeiten in kleinen Kartuschen, verdampft. Diese Flüssigkeiten enthalten Stoffe wie Propylenglykol, Aromen und Nikotin. Amerikanische Forscher berichten nun, dass die E-Zigarette den Atemwegen von Kindern und Jugendlichen langfristig schaden können. Bei Jugendlichen entsteht, wenn sie selbst qualmen, oft eine chronische Bronchitis – alles andere als eine harmlose Erkrankung! Nach derzeitigem Wissen sind die E-Zigaretten zwar weniger schädlich als die Tabakzigaretten. Als unbedenklich sind sie damit aber nicht einzustufen. Insofern raten wir Kinderärzte von der E-Zigarette genauso ab wie von der Tabakzigarette!

Tipp der Woche: Blutdruckmessen auch bei Kindern

Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen gibt es, und zwar meist ohne Symptome. Und er kann sich auch erst über die Jahre entwickeln. Unser Tipp: Messen Sie wenigstens einmal im Jahr (etwa immer zum Schulanfang) den Blutdruck. Gemessen wird immer am gleichen Arm (am besten rechts) und zwar nach 10 Minuten Ruhen im Sitzen oder Liegen. Die Manschette muss dazu etwa in Höhe der Brustwarzen anliegen. Die Normalwerte sind abhängig von der Körpergröße, liegen aber immer unter 130/85 mmHg.

Das qualmende Ungeborene

Es ist unstrittig: Rauchen in der Schwangerschaft ist schädlich für das Baby. Wie schlimm sich der Nikotinmissbrauch aber in genetischer Hinsicht auf das Baby auswirkt, zeigte nun ein internationales Forscherteam um Stephanie London. Es wurden über 6.000 rauchende Mütter und ihre gerade geborenen Babys untersucht. Die Forscher wiesen nach, dass sich durch den Tabakrauch chemische – sogenannte epigenetische – Verbindungen auf der DNA der ungeborenen Kinder in vergleichbarer Weise wie bei den rauchenden Erwachsenen selbst verändern! Und dies, obwohl die Kinder die Schadstoffe ja nicht inhalierten, sondern über den Blutweg abbekamen. Es konnten bei den Neugeborenen tatsächlich etwa 3.000 veränderte Erbgutstellen nachgewiesen werden. Diese Veränderungen sind zum Teil auch für die Entwicklung des Körpers zuständig, was beispielsweise in der Lunge und im Nervensystem Auswirkungen haben kann. Es könnte auch häufiger zu Fehlbildungen und Tumoren kommen. Rauchen in der Schwangerschaft ist schädlich, das ist schon lange klar. Die nun neu entdeckten epigenetischen Veränderungen lassen dennoch aufhorchen, weil sie ein bisher ungeahntes Ausmaß und außerdem eine bislang nicht so eindeutig nachgewiesene Art der Schädigung aufzeigen. Unser Körper …

Bauchlage bei Säuglingen

Die Empfehlung ist eindeutig – Säuglinge sollten wegen des reduzierten Risikos bezüglich des plötzlichen Kindstodes im Schlaf grundsätzlich in Rückenlage gelagert werden. Wie ist das aber im Wachzustand? Die kleine Nele ist 3 Monate alt. Im Rahmen der U4 untersucht der Kinderarzt das Kind und sieht einen abgeflachten Hinterkopf. In Bauchlage schafft Nele es kaum, den Kopf zu heben. Die Eltern berichten dann auf Nachfrage, dass Nele im Wachzustand fast nicht in Bauchlage gebracht wird. Das Kind mag es nicht und fängt rasch an zu weinen. Darum vermeiden Neles Eltern sogar inzwischen aktiv die Bauchlage! Der Kinderarzt rät hier einzugreifen. Wenn sie wach ist, muss Nele die Bauchlage üben, am besten mehrere Male täglich. Mit der Zeit sollte Nele die Bauchlage zunehmend länger tolerieren, am besten mit entsprechender Beschäftigung und Ablenkung durch die Eltern. Ob sie das Kind mit einem Spielzeug beschäftigen oder mit einem Lied, einem Fingerspiel oder mit dem Geschwisterchen, das das Kuscheltier bringt, die Laune heben – wichtig ist nur, dass Nele immer längere Zeiten aushält. Irgendwann wird sie entdecken, dass die …

Ein Plädoyer – Vorsorgen sind wichtig

In Bayern nehmen dem Arztreport der Barmer GEK nur 83,5% der Kinder an der Vorsorge U7a teil (diese wird mit etwa 3 Jahren duchgeführt). Dabei geht es um die Erkennung von körperlichen Störungen, aber auch von Sozialisations-, Verhaltens- und Entwicklungsproblemen. Dies erscheint umso wichtiger, als laut Statistik bis zu 29% der Buben und 24% der Mädchen im Alter von 1-4 Jahren psychische- bzw. Verhaltensstörungen aufweisen. Je früher hier etwas geschieht, desto besser für das betroffene Kind. Leider wird aber nur rund die Hälfte der Kinder entsprechend behandelt. Im Mai 2016 wird Gesundheitsministerin Huml in Bayern eine Kampagne zur psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen starten. Damit sollen Eltern und andere Bezugspersonen über das wichtige Thema informiert werden. Unser Rat: Vorsorgen sind wichtig. Nutzen wir die Chance, die das Gesundheitssystem bietet, zum Wohl unserer Kinder und Jugendlichen. Denn im Alltag entgehen manche Themen oder einige sich langsam entwickelnde gesundheitliche oder psychische Probleme auch der Aufmerksamkeit der besten Eltern!

Bluthochdruck bei Kindern – die stille Gefahr

Man war ja lange der Meinung, Bluthochdruck gäbe es bei Kindern noch nicht. Falsch gedacht! Insbesondere bei Bluthochdruck in der Familie können Kinder bereits im Schul- oder Jugendalter erhöhte Blutdruckwerte entwickeln. Symptome für Bluthochdruck können sein: Nasenbluten oder Kopfschmerzen (vor allem nach Sport). Meist fehlen die Symptome bei Kindern und Jugendlichen aber. Und dennoch kann die wichtigste Folge des Bluthochdrucks bereits unmerkbar begonnen haben – nämlich die Gefäßschädigung und die Herzveränderung. Und das schleicht unbemerkt voran. Ab dem Schulalter sollte beim Nachwuchs deshalb regelmäßig der Blutdruck gemessen werden, vor allem, wenn es in der Familie Bluthochdruck gibt. Meine Empfehlung: Messen Sie wenigstens einmal im Jahr (wenn es nicht sowieso bei den Schüler- oder Jugendvorsorgen geschieht). Die Normalwerte sind bei Kindern und Jugendlichen abhängig von der Körpergröße und liegen unterhalb der Erwachsenenwerte. Gemessen wird immer am gleichen Arm (am besten rechts) und zwar nach 10 Minuten Ruhen im Sitzen oder Liegen. Lesen Sie hier, warum bei ADHS der Blutdruck häufig erhöht ist.

Warum wir Neugeborenen ein Screening auf angeborene Herzfehler empfehlen

Knapp 1% der Kinder kommt mit einem fehlgebildeten Herzen oder Fehlern der großen Gefäße am Herzen, also vor allem der Aorta (Hauptschlagader), auf die Welt. Gottseidank sind viele dieser Herzfehler trotzdem gut mit dem Leben vereinbar. Und ein Teil kann sich sogar von selbst normalisieren. Es bleiben dennoch einige Fehler, die Relevanz haben. Weil sie die Umstellung des Kreislaufs nach der Geburt behindern und damit die Reifung der Lungengefäße. Weil sie Bluthochdruck begünstigen können (mit allen Folgen). Weil sie ein Risiko bei körperlicher Belastung darstellen. Weil sie das Herz schwächen. Weil sie die körperliche Entwicklung behindern. Oder noch aus anderen Gründen im Einzelfall. Wie läuft das Screening ab?  Es reicht in der Regel eine Ultraschalluntersuchung und ein EKG. Wann sollte das Screening erfolgen? Um schwere Herzfehler zu erkennen, die eine rasche Behandlung erfordern, wäre ein möglichst frühzeitiges Screening sinnvoll. Allerdings können direkt nach der Geburt manche vermeintliche Veränderungen am Herzen noch normal sein. Ein guter Kompromiss ist deshalb das Alter von 3-4 Monaten. Immer vorausgesetzt, es gibt keine Auffälligkeiten (dann natürlich sofort). In jedem Fall …

Vorsicht: Kindersitz als Todesfalle – kein Einzelfall!

Säuglinge und Kleinkinder sollten auch in Kindersitzen und Babywippen nicht unbeaufsichtigt sein. Denn die Gurte zur Fixierung der Kleinen können Strangulationen auslösen und damit zum tödlichen Ersticken führen. Eine aktuelle Statistik aus den USA untersuchte den Tod von 47 Kindern, die in verschiedenen Sitz- und Liegekonstruktionen oder in Tragetüchern auf diese Weise erstickten. Die Zahl aller so verstorbenen Kinder ist sicher höher. Als großer Risikofaktor gilt, wenn die Kinder lange Zeit unbeaufsichtigt darin lagen. Die Empfehlungen für Säuglinge und Kleinkinder, die sich ableiten: Schauen Sie regelmäßig nach dem Kind im Sitz oder im Tragetuch Autokindersitze haben ihren Zweck im Auto, und nicht als Ersatzbett außerhalb des Autos Kinder sollten insbesondere nicht in Autokindersitzen oder anderen Sitz- oder Liegeschalen unbeaufsichtigt schlafen Die Haltegurte sollten richtig und vollständig festgemacht sein Der Kopf sollte stets sichtbar und nicht abgedeckt sein (das gilt auch für Tragetücher) Das Kinn sollte auch im Schlaf nicht auf den Brustkorb sacken Die Originalstudie aus den USA finden Sie hier.