Alle Artikel in: Allergologie

Die Lehre von den Allergien

Forschung: Asthma, Antibiotika und Darmbakterien

Wir praktizieren es seit jeher in unserer Praxis: Antibiotika werden sehr zurückhaltend eingesetzt! Dafür gibt es viele gute Gründe, wie etwa die ganz allgemein steigende Zahl resistenter Keime, ein Problem, das durch zu häufige und nicht wirklich notwendige antibiotische Therapien gefördert wird. Neben dieser Problemtik wird jedoch auch diskutiert, inwieweit durch den Einsatz von Antibiotika im Säuglingsalter die Entstehung von Allergien bzw. Asthma gefördert wird. Diesbezüglich kann die Wissenschaft noch kein abschließendes Urteil abgeben. Das ist verständlich angesichts eines Geschehens, in das sehr viele Faktoren wie Gene oder Umwelteinflüsse, Umweltverschmutzung und Lebensweise (Stichwort “Überhygiene”) mit hineinspielen. Kanadischen Daten zufolge ist auch eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora beim Säugling ein Risikofaktor für die spätere Entstehung von Asthma. Und die Darmflora wird durch die Gabe von Antibiotika negativ beeinflusst. Keine Frage: Wer an einer schweren bakteriellen Krankheit leidet, muss auch als Säugling antibiotisch behandelt werden. Aber nur nach sorgfältiger Abwägung der Notwendigkeit. Ein Schnupfen beispielsweise, bei dem die Kinder gelbes Sekret produzieren, ist kein Grund für einen antibiotischen Saft! Wir werden damit an unserem zurückhaltenden Einsatz von …

Bauernhofkinder haben weniger Allergien

Schon seit etlichen Jahren ist bekannt, daß Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger Allergien haben. Es wird viel geforscht, warum das so ist. Nun gibt es eine aktuelle Veröffentlichung im renommierten Fachjournal Science, die wieder einen Baustein für das Verständnis des Phänomens darstellt. So sind Bakterien bzw. Bakterienbestandteile (sog. Endotoxine), die Rinder besiedeln und in deren Dung enthalten sind, fähig, das Immunsystem, auch in den Atemwegen, so zu beeinflussen, so dass eine Reaktion auf Allergene seltener auftritt. Neben den Bakterienbestandteilen spielt auch ein Enzym namens A20 eine Rolle, das Entzündungsreaktionen im Körper dämpft. Ist A 20 reichlich vorhanden, bleibt die allergische Reaktion aus bzw. ist geringer. A20 sorgt auch dafür, daß Bakterien sich bei Neugeborenen im Darm ansiedeln können ohne vom Immunsystem attackiert zu werden. Zusammenfassend sind Endotoxine und A20 nicht die einzig entscheidenden, aber wohl wichtige Faktoren im komplizierten Geschehen der Allergie.

Was ist eine Hyposensibilisierung?

Eine Allergie ist eine krankmachende, fehlgerichtete Immunreaktion. Das Immunsystem richtet sich gegen einen Feind, der eigentlich keiner ist, z.B. gegen Pollenallergen. Aber Allergien sind unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Hyposensibilisierung behandelbar. Für Asthmatiker gilt: Die Hyposensibilisierung ersetzt die sonstige Asthmatherapie nicht, ist aber ein wichtiger Baustein, wenn Allergien vorliegen! Was ist nun eine Hyposensibilisierung? Man kann durch das Zuführen von aufsteigenden Dosen des Allergens (z.B. Pollenextrakt) dem Immunsystem die überschießende und krankmachende Reaktion auf das Allergen abgewöhnen bzw. abtrainieren. Empfohlen wird eine Spritzenbehandlung oder auch (v.a. bei Gräserpollenallergie) eine Therapie mit Tabletten oder Tropfen. Wir bevorzugen eher die Injektion. Wenn man so will, kann man von einer „Allergieimpfung“ sprechen. Man impft die jeweilige Dosis in den Oberarm. Lokalreaktionen mit Rötung, leichter Schwellung und Jucken sind normal. Die Kinder werden für eine halbe Stunde nach der Verabreichung der Spritze noch in der Praxis beobachtet und dürfen dann nach Hause gehen. Mit der Hyposensibilisierung wird die Symptomatik verbessert. das Risiko der Entwicklung neuer Allergien wird gemindert. für Allergiker, die noch kein Asthma haben, das Risiko des Etagenwechsels gemindert. Die …

Heuschnupfen! Die Sonne kommt, die Pollen kommen auch….

Der Schnee ist weg und die Pollen der Frühblüher sind in der Luft. Wer Pollen-Allergiker ist, kann das nun spüren – durch Heuschnupfen, an der Haut oder sogar als Asthma. Die wichtigsten Pollen-Fabriken sind dabei die Hasel (meist schon ab Januar messbar), die Erle und die Birke. Was tun? Heilen kann man Pollenallergie nicht. Man kann die Symptome medikamentös lindern (z.B. durch Cetirizin, Ihr Arzt oder Apotheker berät hier) und man kann eine Verbesserung mittels Immuntherapie versuchen (früher: Hyposensibilisierung). Letztere hat den Sinn, den Körper an die Pollen-Allergene zu gewöhnen. Man startet dazu eine regelmäßige Verabreichung in der Regel nach Ende der Pollensaison. Die Präparate legt der allergologisch geschulte Arzt fest. Und ohne Medikamente? Die Kinderärzte empfehlen, erst einmal mittels Allgemeinmaßnahmen die Pollen “in der eigenen Luft” zu reduzieren: Haare waschen vor dem Zu-Bett-Gehen, vor allem wer am Tag viel Zeit draußen verbracht hatte Pollen-verunreinigte Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen, außerhalb des Schlafzimmers lagern und regelmäßig waschen Die Fenster geschlossen halten, nur kurz lüften Pollenfilter im Auto und evtl. an den Fenstern der Wohnung Bepflanzung …

Tipps bei Hausstaubmilbenallergie

Die Kinderärzte berichten: Ein bei Allergikern und Asthmatikern häufiges Problem ist die Hausstaubmilbenallergie, wobei der Allergiker eigentlich nicht auf die Milben, sondern auf Substanzen in den winzig kleinen Kotbällchen der Tiere reagiert, die in der Atemluft schweben. Die Hausstaubmilbe (HSM) ist eine ständige Begleiterin des Menschen. Sie ernährt sich von den Hautschüppchen, die wir täglich in unendlich großer Zahl verlieren, ohne es zu bemerken. Matratzen, Teppiche, Stoffvorhänge, Polstermöbel und Plüschtiere sind typische Orte, an denen sich Milben wohlfühlen. Auch im außerhäuslichen Umfeld kann die Hausstaubmilbenbelastung hoch sein, z.B. in Polstermöbeln im Kindergarten oder im Kino. Hier die Tipps für HSM-Allergiker Hausstaubmilben lieben Temperaturen von 20–30°C und eine Luftfeuchtigkeit von 70–80%. Hier kann man ansetzen, um den Tierchen beizukommen. Stoßlüften Sie mehrmals pro Tag. Das Kinder- bzw. Schlafzimmer sollte nicht zu sehr geheizt werden (Raumtemperatur unter 19°C) und die Luftfeuchtigkeit nicht über 50% liegen. Diese können Sie mit preisgünstigen Hygrometern messen. Es ist günstig, sich nicht im Kinder- bzw. Schlafzimmer zu kämmen oder zu entkleiden, da sich so besonders viele Hautschüppchen im Zimmer verteilen würden. Haustiere …

Eichenprozessions… – was?

Seit Juni suchen uns wieder häufig Kinder und deren Eltern mit scheinbar unerklärlich auftretenden, stark juckenden Hautausschlägen auf. Des Rätsels Lösung: Eine Reaktion auf Eichenprozessionsspinner bzw. auf deren behaarte Raupen. Die Kinderärzte erklären: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners, eines Nachtfalters, treten oft zu Tausenden auf. Die Tiere stammen eigentlich aus der Mittelmeerregion und bewohnen Eichen, wie der Name schon denken lässt. Man sollte darum die Bäume dringend meiden. In Gespinstnestern, die an Zuckerwatte denken lassen, bevölkern die Raupen oft größere Flächen. Die Raupen bilden 0,1-0,3mm große Härchen mit Widerhaken aus, die auch ohne Berührung über die Luft weitergetragen werden. Das in den Härchen sich befindende Nesselgift Thaumetopoein löst die Symptome aus. Es bilden sich an unbedeckten Hautpartien stark juckende Rötungen, Pusteln und Quaddeln. Auch die Augen können betroffen sein: Rötungen der Bindehäute, Schwellungen und Lichtscheu sind die entsprechenden Zeichen. Wichtig ist, ja nicht zu reiben, sondern den Augenarzt die Härchen entfernen zu lassen, um Hornhautentzündungen zu vermeiden. Kommen die Härchen in die Atemwege droht hier eine Entzündung mit Husten und bronchitis- oder kehlkopfentzündungsähnlichen Erscheinungen. Bei Asthmatikern können Asthmaanfälle auftreten. Aufgrund …

Mein Kind hat Asthma – was heißt das?

Die Kinderärzte erklären: Asthma ist eine häufige Erkrankung. Bis zu 10% der Kinder leiden unter Asthma, nicht alle werden diagnostiziert. Auf dem Boden einer Entzündung der Schleimhaut der Atemwege kommt es zu einer überempfindlichen, überstarken Reaktion der kleinen Bronchien (man spricht von der sogenannten Hyperreagibilität der Atemwege). Die Folgen sind eine Schleimhautschwellung, ein zäher Schleim und eine Verkrampfung der Bronchialmuskulatur. Alle drei Faktoren führen zu einer Bronchienverengung. Langfristig können u.U. bleibende Veränderungen der Atemwege (ähnlich wie bei einer Narbenbildung) entstehen. Wichtig zu betonen ist der zentrale Aspekt der Entzündung der Atemwege, da hier wichtige Medikament der Asthmatherapie angreifen. Andere Medikamente entspannen die verkrampfte Brochialmuskulatur. Die erwähnten Entzündungsfolgen (Schleimhautschwellung, vermehrte Schleimproduktion und Bronchienverengung) verhindern den normalen Luftfluß vor allem während der Ausatmung, aber auch bei der Einatmung. Der Widerstand für den Luftfluß in den Atemwegen ist deutlich erhöht. Man könnte sagen, der Patient „kriegt seine Luft nicht mehr los“! Es folgen Husten, pfeifendes Atemgeräusch, das Gefühl, schlechter Luft zu bekommen und andere Symptome. Die Erkrankung ist heutzutage gut behandelbar. Man kann erreichen, daß die Kinder eine quasi …

Ein wenig Dreck…

DieKinderärzte vermitteln schon seit langem, dass sterile Wohnungen mit maximaler Sauberkeit vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei sind. Zugegeben – das, was in den Köpfen vieler Jungeltern zum Schutz ihres Säuglings vor ansteckenden Erkrankungen gedacht wird, ist nachvollziehbar – ideale Sauberkeit nämlich. Jetzt erhärtet eine große amerikanische Studie aber die sogenannte “Bauernhofhypothese”, nach der ein gewisser Kontakt der Kinder mit Tieren und tierischen Ausscheidungen spätere Allergie-Entwicklung vorbeugen kann…. Säuglinge, die in steriler Umgebung groß werden, haben danach später häufiger Allergien als solche, die über Haustiere einer gewissen Bakterienvielfalt ausgesetzt sind. DieKinderärzte raten also: Übertreiben Sie es nicht mit der Hygiene und lassen Sie Natur zu. Eine gesunde Hygiene und Sauberkeit sollte dennoch sein. Die Studie zeigte nämlich auch dass eine verschmutzte Wohnung mit sehr hoher Konzentration von Schmutzkeimen wieder mehr zu Allergien führen könnten.   DrGH