Alle Artikel mit dem Schlagwort: Gesellschaft

In eigener Sache – warum wir hier schreiben

Warum wir hier schreiben, wollen Sie wissen? Ob wir nicht genug zu tun haben in der Praxis? Naja. Medizin ist ein wundervoller Beruf. Wir dürfen helfen, beruhigen, lotsen. Und das sogar für Kids. Da ist dann also auch noch Leben in der Bude. Allerdings müssen wir in der Praxis mit Zeit und Möglichkeiten gut haushalten, damit wir unsere Praxis mit ihren vielen wunderbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stabil und sicher durch die Untiefen des Gesundheitswesens führen. Deshalb bleibt viel an Beratung, die wir eigentlich gerne geben würden, auf der Strecke. Vor allem die Beratung, die wir gerne zu psychosozialen Themen geben würden. Zu Themen also, für die es in der Praxis kein Budget gibt, weil sie keine Erkrankung im engeren Sinn sind, und die dennoch so sehr wichtig sind. Denn sie bestimmen das langfristige Wohlbefinden. Also wollen wir dies gerne hier tun: uns zu diesen Themen äußern. Zu Erziehung. Zu Stress im Kindesalter. Vielleicht einen Finger in gesellschaftliche Wunden legen. Probleme im täglichen Leben aufdecken. Überall dort, wo wir Kinder zu kurz kommen sehen, in welcher …

Regretting motherhood – ein Tabuthema

Regretting motherhood, wörtlich übersetzt die Mutterschaft zu bereuen, ist ein Thema, das kaum in der Öffentlichkeit angesprochen oder gar diskutiert wird. Es gibt dazu auch wenig wissenschaftliche Forschung. Dennoch scheint das Thema weit verbreitet und von großer Bedeutung. Orna Donath, eine israelische Soziologin befasst sich mit “regretting motherhood”. Sie beschreibt die ganz allgemeine Ambivalenz, das Hin- und Hergerissen sein, von Frauen, die Mütter sind. In ihrer jüngsten Studie zeigt Frau Donath, dass Frauen verschiedenen Alters, obwohl sie ihre Kinder lieben und schätzen, doch nicht selten ihre Entscheidung für das Dasein als Mutter, die Übernahme der Verantwortung für das Kind, die Belastungen, die körperlichen Veränderungen und den Verlust ihrer Freiheit und Selbstbestimmung bereuen. Dieses hier beschriebene Phänomen hat laut Orna Donath ganz ausdrücklich zunächst nichts mit der Problematik der Mehrfachbelastung der Frau in der heutigen Gesellschaft, mit der Belastung durch Beruf, Kariere, Kinder, Haushalt und Partnerschaft oder mit besonders belastenden Umständen wie der Krankheit eines Kindes zu tun, sondern ist ein tiefergreifendes und älteres Problem. Die Gesellschaft trägt an Frauen die Erwartung heran, dass sie Mütter …