Alle Artikel mit dem Schlagwort: Herzfehler

Unsere „Geliebte Ronja“ – eine ehrliche Erfahrung und deshalb so gut

Der heutige Blogbeitrag weicht ein wenig ab von den bisher gewohnten. Es gibt nicht viel Medizinisches. Heute geht es um die persönliche Erfahrung einer Familie. Am Ende steht ein aktueller Buch-Tipp. Als Kinderkardiologe hat man verhältnismäßig oft mit dem Down-Syndrom zu tun. Einfach, weil Kinder mit Down-Syndrom häufig an Herzfehlern leiden. Als Kinderkardiologe hat man in der Praxis aber auch kaum die Zeit, das zu erfassen, was bei den Eltern noch mitschwingt, wenn sie ernsthafte Diagnosen mitgeteilt bekommen. Nicht nur bei Down-Syndrom-Kindern, aber da natürlich besonders. Die ganze Fülle an Emotionen und rationalen Abwägungen durfte ich nun in einem Fall lesen, nämlich im Fall der kleinen Ronja. Ihre Mutter hat die bisherige Geschichte der Familie mit Ronja als absolut lesenswertes Buch veröffentlicht. „Geliebte Ronja“, erschienen im Kösel-Verlag. Zur Autorin: Gundula Rath-Bingart, geb. 1985, beschäftigte sich schon während ihres Studiums der Philosophie, Geschichte und Islamwissenschaft intensiv mit den damaligen Debatten zur Präimplantationsdiagnostik. Sie lebt mit ihrem Partner in Bayreuth, 2017 wurde sie schwanger. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Tochter mit einer Trisomie 21 und einem …

Ist eine Untersuchung auf angeborene Herzfehler sinnvoll?

Als Kinderkardiologe dazu ein ganz klares JA. Etwa  1% der Kinder kommt mit einem fehlgebildeten Herzen oder Fehlern der großen Gefäße am Herzen, also vor allem der Aorta (Hauptschlagader), auf die Welt. Gottseidank sind viele dieser Herzfehler trotzdem gut mit dem Leben vereinbar. Und ein Teil kann sich sogar von selbst normalisieren. Etwa 70% der Herzfehler kann im Rahmen einer exakten Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft bereits diagnostiziert oder vermutet werden. Es bleiben dennoch einige Fehler, die Relevanz haben. Weil sie die Umstellung des Kreislaufs nach der Geburt behindern und damit die Reifung der Lungengefäße. Weil sie Bluthochdruck begünstigen können (mit allen Folgen). Weil sie ein Risiko bei körperlicher Belastung darstellen. Weil sie das Herz schwächen. Weil sie die körperliche Entwicklung behindern. Ich empfehle deshalb immer,  einen Herzfehler per Ultraschalluntersuchung auszuschließen. Vor allem natürlich, wenn es solche Herzerkrankungen in der Familie gibt. Und wann? Im Prinzip in jedem Lebensalter, am besten allerdings in den ersten Lebensmonaten. So wie es in vielen Geburtskliniken bereits durchgeführt wird.

Aufgrund eines aktuellen Falles: Kardiologische Sportvorsorge gerade im Jugendsport!

Anlässlich eines erneuten aktuellen kardiologischen Notfalls im Rahmen der bayerischen Fußball-Talentförderung soll dieser Beitrag nochmals die Notwendigkeit einer kardiologischen Sportvorsorge erklären. Klar ist, Sport ist wundervoll. Ich brauche auch selbst regelmäßig die körperliche Ertüchtigung. Das Wohlbefinden und auch die langfristige Gesundheit profitieren ungemein von (angepasster) körperlicher Beanspruchung. Der Bewegungsdrang der Kinder und Jugendliche auch. Und doch gibt es immer wieder (wie auch aktuell) Berichte über kardiologische Notfälle beim Leistungssport – bis hin zu Reanimationssituationen und plötzlichen Todesfällen. Und das leider auch schon im Jugendalter. Seit einigen Jahren bin ich deshalb als Kinderkardiologe und Sportmediziner in die kardiologische Jugendsportvorsorge im Vereinsfußball eingebunden. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem FIFA Medical Centre Regensburg (Leiter der Jugendsportsektion: Dr. Stephan Gerling) und dem Bayerischen Fußball-Verband. Dort wurde ein Vorsorgeprogramm entwickelt, dass vor allem den talentierten Nachwuchsspielern dringend empfohlen wird. Welche Risiken bestehen? Zwar können auch akute Erkrankungen (Herzmuskelentzündung) ein schwerwiegendes kardiologisches Ereignis auslösen. Die Mehrzahl der Vorfälle beruht aber auf angeborenen oder früh erworbenen Erkrankungen, die größtenteils erkannt werden können. Dazu zählen angeborene Herzfehler einschließlich der seltenen, aber …

Herztodesfälle beim Sport junger Menschen (und ihre Vorbeugung)

Herztodesfälle (der plötzliche Herztod) bei jungen Menschen sind dramatische Seltenheiten. Umso mehr fallen sie uns in unserer täglichen Routine auf. Umso mehr schüren sie Angst. Sie treten zu einem großen Anteil bei ungewöhnlichen Belastungen auf, häufig deshalb beim Sport. Die Ursachen sind vielfältig. Es können angeborene Fehlbildungen des Herzens (vor allem der Herzkranzgefäße) oder eine angeborene Neigung zu bösartigen Herzrhythmusstörungen sein, aber auch erworbene Herzerkrankungen, wie die “Kardiomyopathie” (eine Störung der Herzmuskulatur) oder eine Virusinfektion. Die meisten dieser Störungen kann man mit wenig aufwändiger Diagnostik feststellen bzw. ausschließen. In der Regel reichen ein EKG und ein Herzultraschall, in Einzelfällen braucht es weitergehende Diagnostik. Welche Vorbeugung kann ich Ihnen als Kinderkardiologe und Sportmediziner deshalb empfehlen? Bei ambitionierten Sportlern (am besten allerdings bei allen Menschen) sollte die oben erwähnte Diagnostik durchgeführt werden. Dies tue ich regelmäßig zum Beispiel bei jugendlichen Leistungsfußballern im Auftrag des FIFA Medical Centers Regensburg. Außerdem sollten Symptome der eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit oder andere Auffälligkeiten von Herz, Brustkorb oder Kreislauf immer Anlass sein, den Arzt zu befragen. Und drittens sollte Sport nach bakteriellen und …

Warum wir Neugeborenen ein Screening auf angeborene Herzfehler empfehlen

Knapp 1% der Kinder kommt mit einem fehlgebildeten Herzen oder Fehlern der großen Gefäße am Herzen, also vor allem der Aorta (Hauptschlagader), auf die Welt. Gottseidank sind viele dieser Herzfehler trotzdem gut mit dem Leben vereinbar. Und ein Teil kann sich sogar von selbst normalisieren. Es bleiben dennoch einige Fehler, die Relevanz haben. Weil sie die Umstellung des Kreislaufs nach der Geburt behindern und damit die Reifung der Lungengefäße. Weil sie Bluthochdruck begünstigen können (mit allen Folgen). Weil sie ein Risiko bei körperlicher Belastung darstellen. Weil sie das Herz schwächen. Weil sie die körperliche Entwicklung behindern. Oder noch aus anderen Gründen im Einzelfall. Wie läuft das Screening ab?  Es reicht in der Regel eine Ultraschalluntersuchung und ein EKG. Wann sollte das Screening erfolgen? Um schwere Herzfehler zu erkennen, die eine rasche Behandlung erfordern, wäre ein möglichst frühzeitiges Screening sinnvoll. Allerdings können direkt nach der Geburt manche vermeintliche Veränderungen am Herzen noch normal sein. Ein guter Kompromiss ist deshalb das Alter von 3-4 Monaten. Immer vorausgesetzt, es gibt keine Auffälligkeiten (dann natürlich sofort). In jedem Fall …