Jahr: 2016

Warum wir versuchen, im Kleinkindesalter auf Antibiotika zu verzichten…

Dass der Mensch eine natürliche Darmflora hat, ist seit vielen Jahrzehnten bekannt. Dass diese aber eine wichtige Bedeutung für das Immunsystem hat, erhellte sich erst in den letzten Jahren etwas. Die Darmflora, also die natürlichen und guten Bakterien, die einen großen Teil  unseres Darminhalts ausmacht, ist wichtig für die Abwehrleistung unseres Immunsystems, aber genauso auch für die Vermeidung von Allergien. So ist inzwischen gut belegt, dass eine Störung der Darmflora (etwa durch Antibiotika) in den ersten Lebensjahren langfristig Allergien begünstigen kann. Aus Sicht der Darmflora sollte deshalb idealerweise auf Antibiotika verzichtet werden. Wir wägen deshalb ab: Ist Antibiotikum zwingend nötig (was durchaus auch einmal sein kann) oder würde es nur “zur Sicherheit” gegeben werden? Zweiteres ist aus unserer Sicht abzulehnen, denn bei guter Überwachung sehen wir da kein echtes Risiko.

“Alle Jahre wieder…”

So beginnt nicht nur ein besinnliches Weihnachtslied, sondern auch die für viele stressigste Zeit des Jahres. Plätzchenbacken, Weihnachtsfeiern, die Suche nach den ultimativen Geschenken, Wohnungsputz – alles soll ja um der weihnachtlichen Stimmung willen bis zum Tag X (der jedes Jahr völlig überraschend auf den 24.12. fällt) erledigt sein. Da kann man schon mal in Stress geraten. Uns Eltern ist dabei aber nicht immer bewusst, dass auch die Kinder in dieser Zeit oftmals gestresst sind. Dies hat mehrere Ursachen: Zum einen (und das gilt nicht nur für die Weihnachtszeit) überträgt sich der Stress der Eltern auf die Kinder, die dann deutlich unausgeglichener reagieren als unter entspannten Bedingungen. Dies hat zur Folge, dass die Eltern ebenfalls gereizt reagieren und schon ist der Teufelskreis in Gang gesetzt. Hinzu kommt noch, dass ja auch für die Kinder der Terminkalender noch voller gepackt wird als sonst: Weihnachtsfeier in der Schule, im Sportverein und dann noch das Weihnachtskonzert der Musikschule mit Sonderproben – für sich genommen alles sehr schön, insgesamt aber doch großer Stress für die Kleinen. Und – je …

Blöde Dellwarzen!

Lara, 5 Jahre, hat seit einigen Wochen “komische Pickelchen” an verschiedenen Körperstellen und besucht darum unsere Sprechstunde. Das Mädchen war bisher bis auf ein paar unkomplizierte grippale Infekte gesund, allerdings hatte Lara schon immer recht trockene Haut. Die Diagnose bei Lara ist schnell gestellt: Das Mädchen hat einige Dellwarzen! Möglicherweise hat Lara sich mit den Dellwarzen im Schwimmbad angesteckt. Ihre Freundin, mit der sie immer am Dienstag gemeinsam Schwimmen geht, hatte nämlich auch einige der lästige Warzen. Dellwarzen sind eine Viruserkrankung. Die kleinen Hauterhabenheiten haben eine zentrale Delle – daher der Name. Wenn die Warzen aufweichen oder gedrückt werden, kann eine weißliche Masse austreten, die virenhaltig ist. Die im Schwimmbad aufgeweichte Haut kann dann schnell angesteckt werden. Die Dellwarzen, die nach einer bis mehreren Wochen dann auftreten, können von selbst verschwinden, das kann aber bis zu einem Jahr oder länger dauern. Leider können sich die Hauterscheinungen ausbreiten, wenn die Kinder sie zum Beispiel aufkratzen. Besonders Kinder mit trockener Haut oder Neurodermitis neigen dazu. Hier bietet die regelmäßige, reichhaltige Hautpflege durch die Stärkung der Hautbarriere einen …

Fakten zum Schlafwandeln

Es ist morgens um 3 Uhr. Felix Mutter wacht von einem Tapsen auf. Der 5-Jährige läuft in der Wohnung herum – aber er schläft! Sie bringt ihn schließlich wieder ins Bett. Am nächsten Morgen glaubt Felix nicht, was seine Mutter ihm da erzählt. Er erinnert sich an nichts mehr – wie alle Schlafwandler. Was geschieht beim Schlafwandeln? In der ersten Tiefschlafphase kommt es zu einer Aufwachstörung. Auf einen unbedeutenden Reiz wie ein Geräusch oder den Druck der Blase hin werden die Gehirnareale aktiviert, die Bewegungsabläufe wie z.B. das Laufen steuern. Aber das Kind schläft weiter und kontrolliert den Vorgang nicht. Der Schlafwandler spürt oft nichts, erkennt die Eltern nicht und reagiert nach dem Aufwecken oft aggressiv. Was zum Schlafwandeln führt, ist noch nicht vollständig bekannt. Es gibt jedenfalls eine genetische Komponenete und hängt mit der Hirnreifung zusammen. Dennoch haben die Betroffenen keine psychische oder neurologische Krankheit. Bis zu 20% der Kinder und Jugendlichen schlafwandeln, wobei sich diese Schlafstörung oft nach der Pubertät verliert. Eine Abklärung ist aber nur bei Kindern anzuraten, die mehrmals pro Woche …

Tipp der Woche: Luftbefeuchtung

In der Heizungsperiode wird die Luft in der Wohnung gerne trockener. Wenn Sie ein Hygrometer haben, können Sie das ablesen. Das kann dazu führen, dass auch die Schleimhäute der Nase und der unteren Atemwege austrocknen und dadurch anfälliger werden für Schnupfenviren oder Schlimmeres. Also Luft anfeuchten!!! Aber wie? Zimmerbefeuchtungsgeräte empfehlen sich in der Regel nicht, da die Feuchtigkeitsrückstände in den Geräten ein Zuhause für Bakterien und andere Keime bieten können. Unser Tipp: Hängen Sie klatschnasse Handtücher auf. Damit reguliert sich die Luft gut selbst. Je schneller die Handtücher trocken werden, desto häufiger sollten Sie sie aufhängen. Und wer einen Hygrometer hat: Die relative Luftfeuchtigkeit liegt idealerweise bei 50%.  

Beikost – wann, wie, was jetzt…..?

Bei der Frage der Beikost hat uns die Forschung jahrzehntelang gefoppt und immer wieder im Kreis geführt. Während sich in den 1980er Jahren noch gar niemand um die Beikost gekümmert hat, kam langsam der Verdacht auf, die sich häufenden Allergien könnten mit der frühen Beikost zu tun haben. Ergo seit dem Ende des letzten Jahrtausends wurde befohlen: Stillen und auf keinen Fall Beikost im ersten halben Jahr! (Die Idee war, dass die Allergie-Proteine in der Nahrung Allergien begünstigen, wenn sie zu früh angeboten werden). Keine 15 Jahre später änderte sich nun diese Einschätzung deutlich. Denn neuere Studien haben gezeigt, dass die Beikost durchaus sogar geeignet ist, Allergien zu verhindern. Und zwar gerade die besonders stark allergischen Allergien. Ergo – die neue Empfehlung: Stillen und Beikost ab dem Alter von 4 Monaten. Und zwar auch diejenige Beikost, die besonders mit späteren Allergien im Zusammenhang steht. (Die Idee ist nun, dass die Allergie-Proteine in der Nahrung vom Körper auch langfristig akzeptiert werden können, wenn sie ihm nur früh genug angeboten werden…). Mein Fazit: Stillen (das ist glücklicherweise …

Nesselsucht – es fühlt sich an wie tausend Mückenstiche!

Simon, 6 Jahre, kommt zu einem Notfalltermin in die Praxis – und ist völlig beschwerdefrei. Er und seine Mutter berichten aber völlig glaubhaft, dass Simon, bevor er mit seiner Mutter zur Praxis aufgebrochen war, ausgesehen habe, als sei er in die Brennnesseln gefallen. Die Haut habe furchtbar gejuckt – wie tausend Mückenstiche. Mit dem Handybild und Simons Schilderung wird klar: Simon hat eine Nesselsucht. Er und seine Mutter erfahren, dass diese Erkrankung oft ohne Allergie entsteht und zum Beispiel als Reaktion auf einen Infekt auftreten kann. Auch bestimmte Medikamente, Kälte, Wärme, Druck oder Süß- und Konservierungs- sowie Farbstoffe können Auslöser für die Hautquaddeln sein. Meist ist die Nesselsucht bei den Kindern nach einigen Tagen oder Wochen wieder abgeklungen, kann aber auch wieder einmal auftreten. Die chronische, länger als 6- 8 Wochen auftretende Nesselsucht ist sehr viel seltener. Hier ist eine Abklärung nötig. Dennoch kann ein Auslöser nicht immer gefunden werden. Simon hatte über zwei Wochen hinweg immer wieder Syptome. Das Medikament, das wir verschrieben hatten, ein sogenanntes Antihistaminikum, half ihm jedoch über die Zeit hinweg. …

Tipp der Woche

Was tun mit Kindern, die motorisch und auch ansonsten 1a entwickelt sind, aber dennoch keine Lust haben zu krabbeln, und sich nur robbend durch die Zimmer bewegen? Oft liegt es am glatten Boden. Um krabbeln zu lernen, müssen die Knie eine Reibung auf rauem Untergrund spüren. Das gibt Stabilität beim Krabbeln. Am einfachsten hilft dann ein Teppich. Teppichreste hat fast jeder auf dem Dachboden oder bei der Oma. Ansonsten gäbe es ja die Restestube. Auf die Optik müssen Sie nicht achten. Sie brauchen ihn ja nur für ein paar Wochen.