Autor: Gastautoren

Frühmorgendlicher Wahnsinn (Gastbeitrag)

Im elterlichen Schlafzimmer. Papa wird geweckt durch das Licht, das durch die Schlitze der Jalousie scheint, woraufhin das Unterbewusstsein meldet: “Irgendetwas stimmt nicht!” Nach dem Blick auf den Wecker hat auch das Bewusstsein registriert, dass irgendetwas nicht stimmt: Es ist 7.30 Uhr! Langsam kommen die Gehirnwendungen in Gang und es taucht die Frage auf, warum denn der Wecker nicht geklingelt hat. Ach ja, gestern hat Klein-Jonas um 5.45 Uhr diesen zum Spielen bekommen, damit er zumindest noch etwas beschäftigt war, bevor der obligatorische Halbsatz “Jetzt aufstehen!” fiel. Normalerweise ist aber auch gar kein technisches Gerät nötig – man hat ja eigentlich gleich zwei quicklebendige Wecker, die zuverlässig die Weckfunktion übernehmen. Besonders früh übrigens am Wochenende. Doch heute ist alles anders: Beide schlafen tief und fest und reagieren höchst unleidlich, als sie – selbstverständlich möglichst sanft – geweckt werden: “Wie könnt ihr gemeinen Eltern uns nur in unserem wohlverdienten Schlaf stören…?” Also gut, letztendlich sind alle auf. Jetzt nur noch schnell anziehen, frühstücken und los. Dann ist der Tag vielleicht noch halbwegs zu retten. Leider wurde …

Selbstverletzendes Verhalten (Gastbeitrag)

Anders als Magersucht – hier kann man zum Beispiel das durch die Medien propagierte Schönheitsideal als Ursache ausmachen – oder Drogensucht erscheint selbstverletzendes Verhalten Außenstehenden meist völlig unverständlich, da der Betroffene sich hier offenkundig selbst schadet, was man bei anderen Suchterkrankungen zunächst leichter verdrängen kann. Der Weg hin zum selbstverletzenden Verhalten ist jedoch häufig mit dem z.B. in eine Drogensucht vergleichbar. Auslöser sind oftmals seelisch belastende Situationen wie Leistungsdruck, Überforderung oder traumatische Erlebnisse. Zum Druckabbau kommt es dann – zumindest kurzfristig – durch den als Entlastung empfundenen Schmerz. Da die Wirkung sofort eintritt, macht das Verhalten schnell abhängig. Gerade weil für Außenstehende die selbstverletzenden Handlungen nur schwer nachvollziehbar sind, ist der Umgang mit der Erkrankung für sie sehr schwierig. Hinzu kommt, dass die Schnitte oder auch Brandmale meist sehr gut verborgen sind, da sie an durch Kleidung verdeckten Hautstellen vorgenommen werden. Hat man allerdings den Verdacht, dass das Kind, die Freundin oder der Freund sich selbst verletzt, ist es wichtig, keine Vorwürfe zu äußern. Betroffene sind von sich selbst enttäuscht, weil sie nichts gegen das …

Diagnose Legasthenie (Gastbeitrag)

Kinder mit sehr schlechten Rechtschreibleistungen haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich, bis letztendlich die Diagnose “Legasthenie” gestellt wird. Die ersten Schuljahre sind einerseits geprägt durch Selbstzweifel, andererseits auch durch die nicht zu erfüllende Erwartungshaltung der Eltern oder Lehrer. So empfinden viele Kinder und Eltern große Erleichterung, wenn sie das Attest in den Händen halten. Allerdings sollte damit sinnvoll umgegangen werden. Die Schule bietet Legasthenikern – völlig zu Recht – einen Schutzraum. So wird die Rechtschreibleistung nicht gewertet und den betroffenen Schülern wird eine Arbeitszeitverlängerung eingeräumt. Oft ist jedoch zu beobachten, dass sich die Schüler – verständlicherweise – auf der Diagnose ausruhen: “Wenn meine Fehler nicht bewertet werden, brauche ich mich doch auch nicht anzustrengen.” Hier ist es die Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder die geschützte Situation nutzen können, um ihre Lese- und Rechtschreibleistungen zu verbessern. So kann z.B. eine konsequente logopädische Therapie deutliche Verbesserungen bringen. Für die jeweilige Ausprägung der Legasthenie geeignete Therapieformen lassen sich am besten mit Hilfe eines Kinder- oder Schulpsychologen finden. Klar ist: Man braucht Ausdauer, um …

Überlegungen zum Übertritt an eine weiterführende Schule (Gastbeitrag)

Im Kino läuft derzeit der durchaus sehenswerte Film “Frau Müller muss weg”, der von einem Gespräch von Eltern mit einer Grundschullehrerin handelt, in dem deutlich wird, dass – völlig unabhängig von der Eignung der Kinder – das einzige Ziel der Eltern darin besteht, dass die Viertklässler den Übertritt ans Gymnasium schaffen. Und wenn die Klassenlehrerin – Frau Müller – diesem Ziel im Weg steht, dann muss sie eben weg! Doch woher kommt die Idee, dass nur die gymnasiale Schulbildung und an ihrem Ende das Abitur den Kindern eine erfolgreiche berufliche Zukunft verspricht? Hier sind sicherlich mehrere Faktoren zu nennen: Es stimmt zwar, dass unser Schulsystem von unten nach oben nur sehr wenig durchlässig ist. Andererseits gibt es auch mit einem Haupt- oder Realschulabschluss viele Wege zum Hochschul- oder Fachhochschulstudium. So kann ein “Spätzünder” oder jemand, der einen Beruf gefunden hat, der ihm Spaß macht und in dem er sehr gut ist, über eine Lehre und die Meisterprüfung die Zulassung für ein Studium erhalten. Eine andere Möglichkeit ist der Weg über die FOS/BOS. Geschürt wird die …

Konkurrenzverhalten bei Kindern (Gastbeitrag)

Viele werden sich bestimmt noch an die Fernsehwerbung aus den 90er Jahren erinnern, in der sich zwei Bekannte nach längerer Zeit wieder einmal treffen und einer der beiden seinem Gegenüber mit den Worten “Mein Haus, mein Auto, mein Boot” Fotos präsentiert, woraufhin der andere zunächst etwas betreten dreinblickt, dann allerdings selbst Bilder auf den Tisch legt, die die Errungenschaften des Ersten doch recht mittelmäßig aussehen lassen. Solches Imponier- und Konkurrenzverhalten lässt sich auch schon im Kleinkindalter beobachten. Hier heißt es dann einfach: “Mein Spielzeugauto fährt schneller, mein Legohaus ist größer, mein Schiff ist ferngesteuert.” Doch was bringt Kinder (und Erwachsene) dazu, sich immer wieder mit anderen messen zu müssen – und wie sollen Eltern damit umgehen? Im Hinblick auf die Ursachen ist zunächst ein kurzer Ausflug in die Pflanzen- und Tierwelt aufschlussreich. Denn nicht nur der Mensch, sondern alle Lebewesen konkurrieren miteinander – ob es der Pfau ist, der stolz sein Rad präsentiert, oder die Orchideenart, die unter Vortäuschung falscher Tatsachen (sie gibt mit Hilfe eines Duftstoffes vor, ein Insektenweibchen zu sein) Männchen anlockt. Auch …