Monate: März 2018

Lesestart

Jeder, der des Lesens mächtig ist, macht sich über den Prozess des Lesens keine Gedanken. Es passiert ganz automatisch, sobald wir ein geschriebenes Wort sehen. Deshalb muss man sich als Eltern von Leseanfängern immer wieder bewusst machen, wie komplex der Prozess des Lesenlernens ist. Stellen Sie sich einfach einen griechischen Schriftzug vor. Ein paar Schriftzeichen erkennen Sie vielleicht noch aus dem Mathematikunterricht, aber die meisten dürften wohl ohne Lauttabelle schwer zu entschlüsseln sein. Genauso geht es Ihrem Kind. Die Buchstaben aus seinem Namen wird es schon erkennen, den ein oder anderen darüber hinaus auch noch. Aber die meisten muss es sich mühsam mit Hilfe der Anlauttabelle erarbeiten. Der nächste Schritt ist es, diese Buchstaben zu Silben und dann zu Wörtern zu verbinden. Auch hier gilt wieder: Wenn man es schon kann, versteht man nicht, wo eigentlich das Problem liegt. Für die Kinder ist dies aber wirklich eine große Herausforderung – ganz zu schweigen davon, dann auch noch zu hören, welches Wort diese Lautreihe dann eigentlich ergeben soll. Selbst bei einem kurzen Wort wie “Ente” muss …

Das macht mir Bauchweh!

Finja ist 11 Jahre alt. Das sensible Mädchen war in den letzten 3 Wochen wiederholt von der Schule wegen Bauchschmerzen abgeholt worden. Bei der letzten Vorstellung in der Praxis war kein krankhafter Befund festgestellt worden. Bei näherem Nachfragen dauerten die Bauchschmerzen auch schon länger, etwa seit Herbst letzten Jahres. Wir vereinbaren einen ausführlichen Abklärungstermin in unserer Spezialsprechstunde. Finja kommt mit ihrer Mutter einige Wochen später zu dem Termin. Der Symptomkalender zeigt über die Woche verteilt immer wieder Bauchschmerzepisoden. Die Schmerzen treten um den Nabel herum auf, ohne Zusammenhänge zu Nahrungsmitteln, Ausscheidungen oder sonstigem. In der Schule läuft es schlecht, seit Anfang Dezember schreibt das Mädchen in fast allen Fächern schlechte Noten. Die Bauchschmerzen treten dennoch nicht im Zusammenhang mit den Schulaufgaben auf. Die sorgfältige körperliche Untersuchung, Blut, Urin und Stuhlanalysen zeigen keine Auffälligkeiten. Also ein unauffälliger Befund? Nein, die Abklärung ist noch nicht zu Ende. Der ausführliche Fragebogen, den die Mutter ausgefüllt hat, gibt erste Hinweise. Im Herbst haben sich die Eltern von Finja getrennt, eine sehr schwierige Zeit für die Eltern und das Kind. …

Was für eine Sauerei!

Maxi ist 12 Monate alt. Sie sitzt auf dem Schoß ihres Vaters und blättert gerade ein kleines Bilderbuch durch. Maxi ist heute zur Vorsorgeuntersuchung U6 gekommen und die Eltern besprechen mit dem Kinderarzt verschiedene Themen vom Schuhkauf bis zur Schlafsituation. Am meisten brennt ihnen aber das Thema Essen auf den Nägeln. Maxi will nicht essen, sie lässt sich nur widerwillig füttern und akzeptiert fast nur Brei. Einmal hat Maxi kleine Brotstückchen mit Frischkäse bekommen, die fand sie gut! Das Kind ist aber wunderbar gediehen, die Körpermaße sind völlig altersgerecht. Nach etwas Nachfragen kommt schließlich heraus, das Maxi ausschließlich gefüttert wird, aber nicht selbst essen darf, weil die Eltern – das sagen sie auch ehrlich – die entstehende Sauerei fürchten. Ja, das mit der Sauerei ist wahr. Ein Kind kann nicht von Anfang an essen wie ein kleiner Erwachsener. Aber wenn ein Kind nicht selbst essen darf, wird es die angebotenen Nahrungsmittel schlechter akzeptieren und es kann auch gar nicht lernen, selbst zu essen. Das Essen muss von den Kindern im wahrsten Sinne des Wortes begriffen …

Ich brauch nur die Beruhigung!

Ich brauch nur die Beruhigung! Diesen Satz hören wir in der Praxis oft. Ob beim grippalen Infekt, Entwicklungsthemen oder bei Erziehungsfragen – die Rückversicherung beim Arzt, ob das, was die Eltern sich bereits selbst überlegt haben, sinnvoll ist oder ob sie eine Situation richtig einschätzen, ist oft wichtig. Dieses Bedürfnis nach Rückversicherung kennen wir alle. Oft braucht es einen Partner, mit dem man zusammen die Lösung eines Problems besprechen kann. Bei medizinischen Fragen im Sinne von (schweren) Erkrankungen braucht es auf jeden Fall den Arzt, um Symptome einzuordnen und Diagnostik und Therapie einzuleiten. Bespielsweise bei banalen Infekten ist dies dagegen nicht immer notwendig. Da darf man ruhig auch einmal seinem eigenen Bauchgefühl trauen. Wenn das Kind spielt und lacht, ist der Infekt eher unproblematisch. Hier also ruhig Mut, trauen sie sich auch selbst Kompetenz in der Einschätzung Ihres Kindes zu. Bei unklaren Situationen, zu langer Dauer oder Warnhinweisen muss dann natürlich wieder der Arzt ran. Auch wenn er dann doch oft beruhigend sagen darf, dass ein Infekt ohne Komplikation vorliegt.