Monate: August 2016

Pucken und Hüfte

Nicht wenige Eltern schwören auf das Pucken. Die Idee hinter dem Pucken, also dem festen Einwickeln der Säuglinge mit Tüchern, Pucksäcken oder Ähnlichem, ist, den Kindern eine feste spürbare Begrenzung zu geben. Die Methode wird kontrovers diskutiert, da es positive, aber auch kritisch zu bewertende Aspekte wie die Gefahr der Überhitzung oder das möglicherweise erhöhte Risiko für den plötzlichen Kindstod gibt. Aus orthopädischer Sicht ist vor allem die ungünstige Einstellung der Hüfte zu erwähnen. Mehrere Studien aus verschiedenen Ländern wie Kanada, Türkei, Japan oder Australien zeigen eine Erhöhung des Risikos, eine Schädigung der Hüfte (die sogenannte Hüftdysplasie) zu verursachen. Natürlich ist auch der unterschiedliche ethnische Hintergrund bei diesen Studienergebnissen zu bedenken. Alle Babys erhalten in der BRD bei der Vorsorge U3 eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte, um Hüftprobleme auszuschließen. Aber das Hüftgelenk kann durch eine ungünstige Stellung auch später Probleme entwickeln. Darum sollten Eltern, die ihr Kind pucken wollen, bei der Wickeltechnik die Beinfreiheit beachten. Die Beine sollen nicht gestreckt sein! Eine hüftfreundliche Alternative anstelle des Puckens sind Tragetücher. In Kulturen, die Tragetücher verwenden, sind Hüftprobleme …

Den Kindern zuhören

Viel ist auf diesem Blog die Rede von Eltern und den Themen und Fragen, die eben Eltern bewegen. Aber es lohnt sich sehr, auch die elterlichen Belange immer wieder einmal beiseite zu legen und den Kinder genau zuzuhören. Es ist uns Eltern ja bewusst, wie wichtig es ist, sie ernst zu nehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Dennoch ist es oft erstaunlich, was Kinder wahrnehmen und äußern. Durchaus geht es dann nicht nur um mehr Süsses und mehr Fernsehzeit! Provokant könnte man formulieren: Manchmal haben die Kinder ja zu allem Überfluss sogar recht mit dem, was sie sagen. Wir hören in unserer Praxis nicht selten Äußerungen von Kindern zu verschiedensten Themen. Es geht dabei recht oft um das Ausmaß an Selbstbestimmung, den Wunsch danach, ernst genommen zu werden, aber auch um den expliziten Wunsch nach Anleitung und Sicherheit. Und immer wieder hören wir, wie genau die Kinder das elterliche Verhalten analysieren. „Das machst Du doch auch!“ ist dann ein immer wieder gehörter Satz. Wir nehmen für uns immer wieder mit, dass man von den …

Diesen Satz vergesse ich nicht!

Nicht wenige Menschen kennen das: Ein Satz aus der Kindheit, der verletzte, demütigte oder wie auch immer nachhaltig extrem negativ wahrgenommen wurde, hängt einem ewig nach! Genauso ist es mit echter emotionaler Misshandlung von Kindern. Diese „Ohrfeigen für die Seele“ haben, wie nun auch Studien zeigen, genauso bleibende, schlimme Auswirkungen auf die Kinder wie physische Gewalt. Traumata können wahrscheinlich das Stresshormonsystem auf Dauer fehlregulieren und damit die Anfälligkeit für psychische Störungen im späteren Leben erhöhen. Und es gibt auch gegenteilige Beispiele! Sätze, die einem mitgegeben wurden, einen begleitet und sich positiv auf das Leben ausgewirkt haben. So wie neulich eine junge Mutter, studierte, hochqualifizierte Ökonomin mit internationalem, abgeschlossenem Studium, erzählte. Sie hatte am Ende einer allenfalls mäßig erfolgreichen Schullaufbahn in einem eigentlich beiläufigen Gespräch den Satz „Ich glaube ganz sicher, Du schaffst das! Du machst Deinen Weg!“ gehört. Diese Äußerung gab ihr so viel Auftrieb, dass sie schließlich einen sehr guten Schulabschluss und einen brillanten Studienabschluss hinlegte. Noch heute sagt sie: Diesen Satz vergesse ich nie! Geben wir unseren Kindern viele solcher positiv prägenden Sätze …

Schnullis ablecken – oder nicht?

Das kennen Sie sicher – der Schnuller fällt auf den Boden, Papa oder Mama heben ihn auf, lecken ihn ab und Baby hat ihn flugs wieder im Mund. Viele Generationen hörten dazu: “Das ist ganz schädlich!” – aber stimmt das? Das Thema wird von den Fachleuten kontrovers diskutiert. Lange wurde von dem Ablecken dringend abgeraten, da das Kariesrisiko sich erhöhen könnte. Sicher ist, dass Eltern Karieskeime über den Schnuller übertragen können. Eventuell ist aber eher die unbehandelte Karies des Elternteils Ausdruck eigener mangelnder Mundhygiene und nachfolgend die Mundhygiene beim Kind eben auch nicht gut. Es gibt Studien, die verschiedenste Faktoren für das Kariesrisiko der Kinder untersuchten. Allen voran erhöhte sich das Risiko für Zahnfäule durch Fläschchen zum Einschlafen und eine mangelnde Mundhygiene beim Kind, zudem durch zuckerhaltige Getränke. Der abgeleckte Löffel oder Schnuller tauchen in diesen Risikolisten nicht auf! Es existieren andererseits gute Daten, die zeigen, dass der Kontakt mit elterlichem Speichel allergischen Erkrankungen vorbeugt! Dies wäre eine Parallele zu dem Schutzeffekt gegenüber Allergien, den der Kontakt mit vaginalen Keimen bei einer natürlichen Geburt für …

Der Wäschekönig – das Bonmot der Woche

Felix erzählt zuhause freudestrahlend seinen Eltern: „Wir gehen nächste Woche ins Theater und schauen den „Wäschekönig“ an!“ Die Eltern verdutzt, wissen nicht was er meint….? „Den Wäschekönig?“… Nach einigen Programmrecherchen im Internet finden sie heraus: Er meint das Theaterstück: „Des Kaisers neue Kleider“ !!! Danke an die Familie M.-Z. und an Felix für dieses herzerfrischende Zitat aus dem Alltag.

Mir ist ja so laaangweilig!

Es graust einen ja schon, wenn die lieben Kleinen diesen Satz anbringen: “Mir ist ja so laaangweilig!” Aber: Langeweile hat Sinn! Sie ist eine wichtige Triebfeder für Kinder, Dinge anzugehen und Ideen zu entwickeln. Wir sind Eltern und nicht Dauer-Entertainer. Wir würden, wenn wir nie Langeweile zulassen, den Kindern den wichtigen Freiraum nehmen, selbst tätig zu werden ohne bereits Vorgaben zu haben. Kurz: Sofortige Bespaßung behindert eigene Kreativität. Kinder lernen außerdem: Ich sage, mir ist langweilig – und schon werde ich bespaßt! Das geht nicht lange gut. Ein Kind sollte lernen, Langeweile zu überwinden und etwas mit sich selbst anzufangen, diese Fähigkeit braucht es später auch als Erwachsener. Studien konnten zeigen, dass Langeweile messbare Leistungssteigerungen hervorbringen kann. Das Gehirn zeigt bei Langeweile Aktivitäten, die dazu führen, dass es bei nachfolgender Anforderung leistungsfähiger ist. Man muss Kinder nun nicht grundsätzlich alleine lassen mit ihrer Langeweile, gelegentlich kann man ruhig eine kleine Hilfestellung geben. Und wichtig: Freizeit muss Freizeit sein, ein Kindergartenkind sollte beispielsweise pro Woche höchstens zwei feste Termine haben. Kein Freizeitstress! Der Mensch braucht animationsfreie …

Tipp der Woche: Blutdruckmessen auch bei Kindern

Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen gibt es, und zwar meist ohne Symptome. Und er kann sich auch erst über die Jahre entwickeln. Unser Tipp: Messen Sie wenigstens einmal im Jahr (etwa immer zum Schulanfang) den Blutdruck. Gemessen wird immer am gleichen Arm (am besten rechts) und zwar nach 10 Minuten Ruhen im Sitzen oder Liegen. Die Manschette muss dazu etwa in Höhe der Brustwarzen anliegen. Die Normalwerte sind abhängig von der Körpergröße, liegen aber immer unter 130/85 mmHg.

Fettreduktion im Essen

Schon mehrere Jahrzehnte empfehlen Fachleute, möglichst wenig Fett zu sich zu nehmen. Muss ja gesund sein – oder? Was heute doch eher überrascht: Die aus den 1970er und 1980er stammenden Empfehlungen zur Fettreduktion wurden methodisch fragwürdig aus Studien abgeleitet, die diese Schlüsse aber tatsächlich gar nicht so klar hergaben! Wissenschaftler kritisieren das heute deutlich und hinterfragen die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von damals. Tatsächlich fehlt bis heute der eindeutige Beweis, dass fettreduziertes Essen automatisch gesünder ist. Im komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren ist es zu wenig, nur Fett alleine als den Gesundheitskiller anzusehen. Auch die Kohlenhydrate oder andere Bestandteile müssen betrachtet und in die Bewertung einbezogen werden. Allerdings sollte dabei eine Übertreibung nicht die andere ablösen. Wie in vielen anderen Bereichen sind wohl auch bei der Ernährung Einseitigkeit oder extreme Varianten wenig zielführend. Auch wenn das heutige Wissen nur der neueste Stand des Irrtums ist: Zusammengenommen ist eine gesunde, bewusste Ernährung mit einer breiten, ausgewogenen Palette an Mischkost wohl das, womit man nicht so viel falsch machen kann.