Die Kinderärzte kennen es - die kontroverse Impfdiskussion nimmt im Praxisalltag breiten Raum ein. Soll, kann, will ich, oder nicht, warum, auf keinen Fall....
Kilian, 5 Jahre, bisher nicht geimpft, kommt wegen einer Verletzung des Fußes zu uns. Er hat sich einen Holzfremdkörper beim Barfußlaufen eingetreten, die Wunde ist groß, tief und verschmutzt. Nach der Wundversorgung erläutern wir die Notwendigkeit einer simultanen Tetanusimpfung. Dies bedeutet, dass man neben der eigentlichen Impfung noch Antikörper spritzt, die eine eventuelle akute Infektion, die aufgrund der vorliegenden Verletzung entstehen könnte, verhindern. Dies wird auch von der DGPI, der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie, klar so empfohlen. Kilians Mutter lehnt die Impfung aber auch nach ausführlicher Aufklärung über die Erkrankung ab und riskiert damit wissentlich eine potentiell tödliche Erkrankung. Die von Kilians Mutter vorgebrachten Argumente, wie etwa die Auslösung eines Autismus durch die Impfung oder dass der Tetanus ja erst durch die Impfung entsteht, sind sachlich falsch, was wir ausführlich erläutern. Dennoch bleibt sie bei ihrer Entscheidung.
Dieser fiktive Fall, den wir in vergleichbarer Form aber in unserer ärztlichen Laufbahn immer wieder erlebt haben, macht deutlich, wie problematisch die Diskussion geführt wird. Ja, wir achten und akzeptieren natürlich die Entscheidungen und Meinungen unserer Patienten/-eltern und begegnen ihnen auf Augenhöhe. Wir nehmen Verunsicherung wahr, gehen darauf ein und versuchen objektiv und wertfrei aufzuklären und medizinisch umfassend und ausgewogen zu informieren. Gerade auch zu den von der Stiko (Ständige Impfkommission) empfohlenen Impfungen, die wir klar empfehlen. Man kann Vor- und Nachteile einer Impfung abwägen, sachlich Argumente für oder gegen eine Impfung finden und es werden sich Patienten auch gegen Impfungen entscheiden. Wenn die Diskussion jedoch unsachlich oder emotional geführt wird, sehen wir dies als problematisch an und finden daraus abgeleitete Entscheidungen nicht richtig.
Eine Entscheidung allerdings, die aus unserer Sicht ohne stichhaltige Argumente ein Kind definitiv an Leib und Leben gefährdet, können wir ehrlich gesagt als Kinderärzte nicht nachvollziehen. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass eine ernstzunehmende Studie zu dem Schluss kommt, dass überzeugte Impfgegner argumentativ schwer erreichbar oder überzeugbar sind. Selbst wenn sie die Gründe, die ihnen präsentiert werden und die für eine Impfung sprechen, in der Sache als richtig anerkennen können, bleiben sie oft bei ihrer ablehnenden Entscheidung.
An einem Tag mit einem solchen Vorkommnis geht ein Kinderarzt durchaus auch einmal gefrustet und betroffen nach Hause.
DrS
Hallo, empfehlen Sie auch die Impfung gegen Meningokokken B? Schönen Gruß
Wir empfehlen diese Impfung. Sie ist gut verträglich, bietet hohen Schutz und die B- Meningokokken sind bei uns der häufigste Stamm! Es könnte übrigens durchaus sein, dass diese Impfung in absehbarer Zeit als Regelimpfung empfohlen wird.