“Dein Kind – das widersprüchliche Wesen” (frei nach einem Film aus den Siebzigern): Regelmäßig wird die Widersprüchlichkeit der Kinder am Esstisch sichtbar. Während Spielzeug gar nicht bunt und knallig genug sein kann, sollen insbesondere die warmen Mahlzeiten so bleich wie möglich daherkommen. Deshalb lautet die mitunter lautstarke Parole des Nachwuchses wahlweise: Nudeln (bloß nicht “tricolore”) ohne Soße, Reis ohne Soße, Spätzle ohne Soße oder auch Kloß ohne Soße! Jeden Erwachsenen gruselt es wohl schon bei dem Gedanken, diese Speisen trocken hinunterwürgen zu sollen.
Eine weitere Möglichkeit, etwas Farbe auf den Teller zu bringen, würde theoretisch Gemüse darstellen. Hierzu findet man in wohlmeinenden Ratgebern immer wieder den Tipp: “Lassen Sie die Kinder bei der Zubereitung helfen, dann werden sie sich freudestrahlend auf das bunte Allerlei stürzen.” Denkste! Die Möhrchen werden von den Nachwuchsköchen liebevoll geschält, geschnippelt, mit dem Spielzeugbagger auf den Laster, mit dem Laster über die aus Legosteinen konstruierte Brücke – die ganz nebenbei bemerkt eine architektonische Meisterleistung darstellt – in die Schüssel und dann (natürlich unter elterlicher Aufsicht) in den Kochtopf manövriert. Damit endet aber – entgegen der Expertenmeinung – die Freundschaft mit den Möhrchen. Keinesfalls
Aber man darf den lieben Kleinen auch nicht ganz Unrecht tun, denn es gibt sehr wohl eine unten Kindern allgemein anerkannte Methode, doch Farbe ins Spiel bzw. in diesem Fall ins Essen zu bringen: Nudeln (bitte immer noch nicht “tri colore”) mit Ketchup, Reis mit Ketchup, Spätzle mit Ketchup,
B. Ehlenberger
Wir danken unserer Gastautorin für diesen Beitrag. DrS