Da war ich nun doch baff! Ich hatte mich nach den Ferien mit einem Patientenkind darüber unterhalten, was es selbst und seine Klassenkameraden denn in den Ferien so unternommen hatten.
Der Patient selbst hatten ausgefüllte Ferien mit vielen Unternehmungen erlebt. Und er hatte in den zwei Wochen sechs dicke Bücher verschlungen. Wie er verriet, liest er besonders gerne abends im kuscheligen Bett, aber auch sonst überall, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Die Klassenkameraden hatten von vielen Computerspielen, Filmen und Fernsehstunden erzählt, nur drei von 24 Kindern gaben im Erzählkreis aber an, in den Ferien gelesen zu haben.
Wie traurig, dachte ich. Die Eltern des 10jährigen Jungen erzählten, dass sie sich über den Lesestoff mit ihrem Sohn ausgetauscht und dabei eine gute, gemeinsame Zeit genossen hatten, und er hatte beim Lesen Freude, Entspannung, aber auch Spannung und viel eigene Fantasie er- und durchlebt. Dieser Junge schaut bestimmt auch einmal einen Film an. Aber gar kein Buch in den zwei Wochen gelesen zu haben – für diesen aufgeweckten Burschen wäre das wohl eine echte Strafe gewesen!
Sich vielleicht sogar mit den Klassenkameraden über Büchern auszutauschen – darüber denkt der Fünftklässler wahrscheinlich gar nicht erst nach, weil es einfach keine gemeinsamen Leseerfahrungen gibt.
Ich als Kinderarzt würde allen Kindern wünschen, dass sie – wie der Patientenjunge – solche guten Erfahrungen durch das Lesen sammeln könnten, denn durch das Lesen eröffnet sich eine neue Welt!