Leni kommt wegen eines akuten Infektes der oberen Luftwege, der seit einigen Tagen besteht, zum Arzt. Seit 4 Tagen hat das Kind hohes Fieber. Der Kinderarzt findet nur Zeichen für einen vitalen Infekt, er verschreibt kein Antibiotikum. Lenis Mutter zweifelt zunächst, ob dies die richtige Entscheidung ist. Nach 2 Tagen sinkt jedoch das Fieber, dem Kind geht es besser, das Zuwarten war auch rückblickend richtig. Hätte der Doktor das Antibiotikum allerdings doch verschrieben, hätten Lenis Eltern die Entfieberung wohl auf die Wirkung des Medikaments zurückgeführt – verständlich, aber fälschlicherweise.
Wir Menschen nehmen einen zeitlichen Zusammenhang meist auch als ursächlichen Zusammenhang wahr. Das ist aber natürlich nicht immer richtig. Außerdem ist gerade in der Medizin Aktionismus nicht angebracht. Die Wirkung therapeutischer Maßnahmen oder von Medikamenten wird oft überschätzt, das belegen zahlreiche Studien. Man spricht auch von therapeutischer Illusion. Insofern ist der Rat zum Abwarten mit Augenmaß bei einem erfahrenen Arzt durchaus auch Zeichen einer guten Behandlung! Man darf und soll auch der Natur und den Selbstheilungskräften vertrauen. In der Kinderheilkunde mit ein erzieherisch wichtiger Aspekt hinzu, man bringt damit den Kinder ja auch eine vernünftige, gelassene Einschätzung bezüglich ihres Zustandes bei, etwas sehr Wichtiges für das spätere Leben. Wenn die Nase läuft, etwas Husten und Fieber bei stabilem Allgemeinzustand auftritt, ist der unkomplizierte Infekt der oberen Luftwege einfach wahrscheinlicher als eine andere schwerwiegende Erkrankung!
Diese Einschätzung hatten letztlich dann ja auch Lenis Eltern zusammen mit ihrem Arzt. In Lenis Fall jedenfalls war gelassenes, kontrolliertes Zuwarten die eindeutig richtige Entscheidung!
Veröffentlicht am 9. Juni 2016
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