Finja ist 11 Jahre alt. Das sensible Mädchen war in den letzten 3 Wochen wiederholt von der Schule wegen Bauchschmerzen abgeholt worden. Bei der letzten Vorstellung in der Praxis war kein krankhafter Befund festgestellt worden. Bei näherem Nachfragen dauerten die Bauchschmerzen auch schon länger, etwa seit Herbst letzten Jahres. Wir vereinbaren einen ausführlichen Abklärungstermin in unserer Spezialsprechstunde. Finja kommt mit ihrer Mutter einige Wochen später zu dem Termin. Der Symptomkalender zeigt über die Woche verteilt immer wieder Bauchschmerzepisoden. Die Schmerzen treten um den Nabel herum auf, ohne Zusammenhänge zu Nahrungsmitteln, Ausscheidungen oder sonstigem. In der Schule läuft es schlecht, seit Anfang Dezember schreibt das Mädchen in fast allen Fächern schlechte Noten. Die Bauchschmerzen treten dennoch nicht im Zusammenhang mit den Schulaufgaben auf.
Die sorgfältige körperliche Untersuchung, Blut, Urin und Stuhlanalysen zeigen keine Auffälligkeiten. Also ein unauffälliger Befund? Nein, die Abklärung ist noch nicht zu Ende. Der ausführliche Fragebogen, den die Mutter ausgefüllt hat, gibt erste Hinweise. Im Herbst haben sich die Eltern von Finja getrennt, eine sehr schwierige Zeit für die Eltern und das Kind. Erst im neuen Jahr konnte eine Ebene gefunden werden, auf der die Kommunikation wieder in guter Weise möglich war. Dies hat auch zur Verbesserung der Bauchschmerzen geführt.
Die Diagnose: Finja hat mit körperlichen Symptomen auf die Umstände reagiert, die sie psychisch schwer belastet haben! Sie ist organisch gesund. Wenn die Eltern weiter den Weg eines guten Umgangs mit der Trennungssituation gehen, wird Finja davon sehr profitieren. Vielleicht braucht sie auch von außen psychologische Unterstützung, aber das bleibt abzuwarten.
Veröffentlicht am 19. März 2018
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