Kindererziehung, Lesen
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Lesestart

Jeder, der des Lesens mächtig ist, macht sich über den Prozess des Lesens keine Gedanken. Es passiert ganz automatisch, sobald wir ein geschriebenes Wort sehen. Deshalb muss man sich als Eltern von Leseanfängern immer wieder bewusst machen, wie komplex der Prozess des Lesenlernens ist. Stellen Sie sich einfach einen griechischen Schriftzug vor. Ein paar Schriftzeichen erkennen Sie vielleicht noch aus dem Mathematikunterricht, aber die meisten dürften wohl ohne Lauttabelle schwer zu entschlüsseln sein. Genauso geht es Ihrem Kind. Die Buchstaben aus seinem Namen wird es schon erkennen, den ein oder anderen darüber hinaus auch noch. Aber die meisten muss es sich mühsam mit Hilfe der Anlauttabelle erarbeiten. Der nächste Schritt ist es, diese Buchstaben zu Silben und dann zu Wörtern zu verbinden. Auch hier gilt wieder: Wenn man es schon kann, versteht man nicht, wo eigentlich das Problem liegt. Für die Kinder ist dies aber wirklich eine große Herausforderung – ganz zu schweigen davon, dann auch noch zu hören, welches Wort diese Lautreihe dann eigentlich ergeben soll. Selbst bei einem kurzen Wort wie “Ente” muss man dies erst einmal aus dem beim Lesen lang gezogenen “Eentee” erkennen. Ungleich komplexer wird das Ganze dann natürlich noch, wenn es darum geht, den Sinn von kurzen und später auch längeren Sätzen und Texten zu erfassen.
Hat man einen Leseanfänger zu Hause, sollte man sich immer wieder bewusst machen, welch große Herausforderung das Lesenlernens für die Kinder darstellt. Manche tun sich leichter damit, andere schwerer. Aber für alle gilt: Lesen lernt man nur durch Üben, Üben, Üben! Und hier sind wir als Eltern gefordert, denn die Schule hat weder die Zeit noch das Personal, um mit jedem Schüler individuell Lesen zu lernen. Natürlich ist es die Aufgabe der Schule, den Schülern die Grundlagen und den Spaß am Lesen zu vermitteln, die kontinuierliche Einübung ist aber im Rahmen des Unterrichts und auch der Hausaufgabenbetreuung nicht leistbar.
Zum Abschluss ein positiver Ausblick: Wenn man am Anfang den häufig mühsamen Start mit Zeit und vor allem Geduld begleitet, dauert es oftmals gar nicht lange, bis die Kinder schon im zweiten Schulhalbjahr deutlich selbstständiger das Lesen trainieren können. Dann ist es allerdings wichtig, attraktiven Lesestoff in der richtigen Schwierigkeitsstufe bereitzustellen und auch weiterhin Interesse am Lesefortschritt der Kinder zu zeigen.

Danke an unsere Gastautorin B. Ehlenberger für diesen Artikel.

Kategorie: Kindererziehung, Lesen

von

Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

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