Schon steht wieder der Termin für das Zwischenzeugnis vor der Tür. Glücklicherweise verliert dieser Termin immer mehr von seinem Schrecken für die Schüler, die im ersten Halbjahr aus den verschiedensten Gründen nicht so erfolgreich gearbeitet haben. Denn an vielen Schulen wird mittlerweile der eigentlichen Funktion des Zwischenzeugnisses Rechnung getragen, indem es durch andere Formen der Information über den aktuellen Leistungsstand ersetzt wurde.
So gibt es in den Klassen 1 bis 3 der Grundschule die Möglichkeit, statt des Zwischenzeugnisses ein Lernentwicklungsgespräch zu führen. Viele Schulen machen von dieser Möglichkeit mittlerweile Gebrauch. Dabei unterhalten sich die Lehrkraft und der Schüler im Beisein eines Erziehungsberechtigten über die im bisherigen Jahresverlauf erzielten Leistungen. Der Vorteil dieses persönlichen Gesprächs liegt darin, dass der Lehrer nicht nur den aktuellen Leistungsstand zum Ausdruck bringen kann, sondern die Entwicklung im Verlauf des ersten Halbjahres. Außerdem können ganz gezielt auch Dinge angesprochen werden, die sich verbessert haben oder gut funktionieren, damit der Fokus eben nicht auf den Defiziten liegt. Damit ist es auch bei Schülern, die nicht so gut sind, möglich, motivierend auf sie einzugehen und eine positive Entwicklung zu initiieren.
Auch an weiterführenden Schulen gibt es die Möglichkeit, das Zwischenzeugnis zu ersetzen – hier allerdings durch zwei Zwischenberichte im Dezember und April. Diese Berichte sind deutlich informativer als die Zwischenzeugnisse, da sie die Leistungen nicht als gerundete Note darstellen, sondern mit zwei Nachkommastellen angegeben werden, sodass die Notentendenz abgelesen werden kann. Daraus ergibt sich ebenfalls eine Motivationsmöglichkeit. Die Tendenz gibt an, ob man durch Anstrengung die schlechtere Note vermeiden oder die bessere erreichen könnte.
In jedem Fall – ob nun Zwischenzeugnis, Lernentwicklungsgespräch oder Zwischenbericht – wichtig ist es immer, den Fokus nicht nur auf schlechte Leistungen zu legen, sondern zu hinterfragen, wie diese Leistungen eigentlich zustande gekommen sind. So kann sich z. B. die Note 4 daraus ergeben, dass man einmal auf dem falschen Fuß erwischt wurde und eine 6 bekommen hat, aber andererseits auch noch eine 2 erzielen konnte. Sowohl die Frage nach dem Zustandekommen als auch die nach Lösungsmöglichkeiten kann nur im Dialog mit dem Kind geklärt werden, da allgemeine Begründungen wie „Du bist zu faul und musst mehr lernen!“ in der Regel wenig zielführend sind, da Druckausübung eher eine Abwehrhaltung als Motivation bewirkt.
Wir danken unserer Gastautorin B. Ehlenberger für diesen tollen Beitrag.