Levi ist 4 Jahre alt, als seine Eltern sich erstaunt anschauen: Levi will gerne Mädchenkleider anziehen. Zunächst denken sie sich nicht so viel dabei. Als Levi jedoch im Weiteren nur noch Mädchenkleider anziehen will und sich auch dahingehend äußert, dass er sich selbst als Mädchen sieht, sehen sie sich doch mit einer tiefergehenden Frage konfrontiert: Könnte Levi transsexuell sein? Gibt es das bei Kindern?
Ja, es gibt transsexuelle Kinder bzw. Kinder mit einer Geschlechtsidentitätsproblematik. Kinder, die sich wünschen, dem jeweils anderen Geschlecht zuzugehören, sind nicht so selten. In der Pubertät verschwindet dieser Wunsch aber oftmals. Stattdessen kann sich dann eine homosexuelle Identität ausbilden.
Wie Transsexualität eigentlich entsteht, ist noch relativ unklar. Wissenschaftler vermuten verschiedene Faktoren, darunter auch Umwelteinflüsse im weitesten Sinn. Die Anlage und Ausbildung der Geschlechtsorgane findet früher statt als die Ausbildung der Gehirnareale, die für die Geschlechtsidentität zuständig sind. Die Synchronisierung von innerem und äußerem Geschlecht könnte durch verschiedene Einflussfaktoren beeinflusst werden.
Bei der Transsexualität geht es zentral um die Identität, die ein Mensch hat bzw. entwickelt. Damit auch transsexuelle Kinder glücklich mit ihrer Identität leben und sich möglichst unbeschwert entwickeln können, muss ihre Umgebung sie unbedingt auf ihrem Weg begleiten. Denn Betroffene haben es schwer und äußern z.B. häufig Suizidgedanken.
Wie jedoch nun praktisch mit der Transsexualität umgehen? Oft haben betroffene Kinder und ihre Eltern einen langen und steinigen Weg vor sich. Neben eigenen Vorstellungen, übernommenen Normen und Idealen, die die Eltern mitbringen und die sie nun hinterfragen müssen, kommt auch die oft wenig verständnisvolle Reaktion der Umwelt hinzu. Betroffene Kinder und ihre Eltern sollten sich offen und offensiv mit dem Thema auseinandersetzen können und sich dabei helfen lassen. Es gibt spezielle, interdisziplinäre Ambulanzen in medizinischen Zentren wie beispielsweise der Berliner Charité, an die man sich wenden kann, um sich beraten zu lassen.
Veröffentlicht am 16. Mai 2016
Uns erreichen einige Kommentare, auch auf Facebook. Zunächst Danke dafür.
Wie genau die verschiedenen Formen menschlicher sexueller Ausrichtung und Identität entstehen, wissen wir nicht umfassend. Klar ist, dass viele Faktoren zusammenspielen. Auch im Tierreich gibt es zum Beispiel homosexuell orientierte Individuen. Und noch einmal, lassen Sie es uns trennen: bei Transsexuelität geht es um die Identität einer Person!
Wichtig scheint vor allem, das Kind bzw. den Jugendlichen in seiner Identitätsfindung ganz generell offen und vorurteilslos zu begleiten. Die Frage nach “Schuld” stellt sich nicht, die Eltern haben ja nichts falsch gemacht. Und das Kind kann auch nichts dafür. Die Schuldfrage ist nicht nötig, sondern falsch und sogar kontraproduktiv! Das Kind oder der Jugendliche hat ja im Grund zunächst kein Problem, das entsteht durch die Inakzeptanz oder entsprechend negative Bewertung der Andersartigkeit durch die Umwelt. Niemand darf aufgrund seiner Person oder sexuellen Orientierung verurteilt werden. Zentrales Ziel, hier können doch bestimmt alle Diskutanten zustimmen, ist, dass ein Kind glücklich in seinem Leben wird, auch hinsichtlich seiner Identität oder sexuellen Orientierung. Das Verständnis der Umwelt für eine Andersartigkeit – hier für die sexuelle Orientierung bzw. für die eigene Identität – werden transsexuelle Menschen leider auch heute nicht immer finden. Aber hoffentlich immer mehr! Denn Kinder und Jugendliche sollten nicht bitter erfahren müssen, dass sie bezüglich ihrer Person oder ihrer ureigensten Identität abgelehnt werden, sondern sie sollten bedingungslose Liebe, Akzeptanz und Respekt erfahren. Ein Kind sollte sich als normal und gesund empfinden können, auch wenn es eine andere Identität hat, als die Umwelt das erwartet!