Ernährung
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Vorsicht – unnötige Diät

Nicht selten werden wir in der Sprechstunde damit konfrontiert, dass Kinder verschiedenste Diäten einhalten sollen. Die Eltern geben oft vermutete Unverträglichkeiten oder Allergien als Grund an.
Der Verband der auf Magen-Darm-Krankheiten spezialisierten Kinderärzte hat nun vor einem „Diäten-Hype“ ausdrücklich gewarnt. Eine Diät sollte nur dann als notwendig erachtet und durchgeführt werden, wenn wirklich eine fundiert gestellte Diagnose, wie etwa eine Zöliakie (eine Unverträglichkeit des Gliadins) dazu zwingt. Ganz im Gegenteil können unnötige Diäten sogar zu erheblichen Störungen führen. Eine nicht notwendige milchfreie Ernährung kann beispielsweise Kalziummangel verursachen.
Immer wieder leiden Kinder unter wiederkehrenden Bauchschmerzen oder Blähungen. Es ist dann durchaus notwendig, organische Erkrankungen seriös abzuklären. Oft haben diese Beschwerden aber gar keine organische Ursache. Die psychosomatischen Beschwerden sind natürlich genauso ernst zu nehmen wie die organischen – jedoch anders zu behandeln. Wenn die Bauchschmerzen letztendlich etwa auf die Trennung der Eltern zurückzuführen ist, muss das Kind vielleicht psychologisch unterstützt werden, mit dieser Belastungssituation umzugehen. Eine Diät wird hier wenig ausrichten. Wobei die vermehrte Zuwendung durchaus einen Placeboeffekt haben kann. Hier sollte man dann aber dennoch wieder zu einer regulären Ernährung zurückkehren.
Leider erlebt man dann dennoch auch immer wieder, dass mit nicht seriösen Methoden Erkrankungen diagnostiziert und dann auch einer wie auch immer gearteten Diät oder anderen Massnahmen „behandelt“ werden. Das ist nicht anzuraten und auch nicht im Sinne des Kindes.
Zu bedenken sind auch soziale Folgen. Die unbeschwerte Teilnahme an einer Kindergeburtstagsfeier kann beispielsweise deutlich beeinträchtigt werden, wenn das Kind nicht mit seinen Freunden mitessen darf. Schlimm, wenn diese Einschränkung nicht wirklich nötig ist.
Zusammengefasst: Diät ja – aber nur, wenn sie wirklich medizinisch notwendig ist wie bei einem kranken Kind mit einer von einem Arzt diagnostizierten Zöliakie oder einer Anaphylaxie!

Kategorie: Ernährung

von

Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

1 Kommentare

  1. Dr. Stefan Schwarz

    Es erreichte uns eine Zuschrift einer Leserin, die ein Kind mit einer nachgewiesenen Erkrankung hat. Dieses Kind muss eine medizinisch notwendige Diät einhalten. Die Leserin berichtet über großes Unverständnis der Umwelt.
    Es geht bei dem obigen Artikel um das Aufzeigen, dass manche Diäten nicht nur nicht indiziert oder sinnvoll, sondern sogar kontraproduktiv sind. Das hat natürlich nichts mit den Problemen eines kranken Kindes zu tun. Hier kann man den Eltern nur den Rücken stärken und für Verständnis plädieren. Die Belastung solcher Familien ist hoch. Solche Kinder und ihre Eltern brauchen darum die Unterstützung und Hilfe Ihrer Umgebung, ihre Therapie (hier eine medizinisch begründete Diät) und nichts anderes.

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