Kindererziehung
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Die Schulaufgabe

Kinder müssen in der Schule zum Teil Enormes leisten, zum Teil wird unserer Meinung nach auch zu viel von Ihnen verlangt. Und das wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Kinder aus. Ein aktuelles Beispiel, das mich den Kopf schütteln ließ:
Hannes ist in der 4. Klasse. Er ist ein wirklich guter Schüler. Hannes kommt zu uns in die Praxis wegen starker, immer wiederkehrender Bauchschmerzen. Es wird nach der Untersuchung rasch klar, dass wir eher im psychosomatischen Bereich die Ursachen suchen müssen. Letztlich kommt die Schulanforderung ins Spiel. Wir vereinbaren, dem genauer nachzugehen.

Hannes zeigt mir beim zweiten Besuch in der Praxis die Liste der Anforderungen der letzten HSU Probe über das Thema Europa und Deutschland, die er schreiben muss. Auf einer halben DIN A 4 Seite steht in sehr vielen Stichpunkten mit kleiner Schrift, was die Schüler in der Probe wissen müssen. Ich bin völlig konsterniert ob des Umfangs und der Detailliertheit des Stoffes! Alle Länder des Euroraumes müssen gewusst werden mit Hauptstädten, Sehenswürdigkeiten, Währungen, Länderkennzeichen – aber auch die Geschichte der EU oder die Institutionen wie die EU-Kommissionen oder der europäische Gerichtshof. Sicher wissen auch Sie detailliert, wann welches Land in die EU eingetreten ist, oder?
Weiter geht es mit den Bundesländern Deutschlands, deren Hauptstädten und so weiter und so weiter. Es folgen noch viele Themen auf der Mitteilung der Lehrerin. Und tatsächlich wurde der Stoff dann in vollem Umfang abgefragt, wie Hannes Eltern berichten.

Entschuldigung – ich zweifle am Sinn einer solchen Probe. Hannes wird mit Hilfe seiner Eltern, die übrigens keinen Leistungsdruck auf ihn ausgeübt haben, noch mehr lernen müssen, Anforderungen generell und solchen in der Schule sinnvoll zu begegnen. Damit werden die Bauchschmerzen hoffentlich erträglicher und besser werden. Die Eltern wurden bestärkt, weiter ohne Leistungsdruck an das Kind heranzugehen und Hannes bei Bedarf zu entlasten. Die Lehrkraft wurde in einem Gespräch gebeten, den Lehrplan mit Augenmaß umzusetzen, denn Hannes war natürlich nicht das einzige Kind, das überfordert war.

Das Ziel muss schließlich sein, die Kinder psychisch und physisch gesund durch die Schulzeit zu bringen, da sind sich schließlich bestimmt alle einig.

Kategorie: Kindererziehung

von

Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

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