Linus war völlig überfordert durch das, was er da erlebte:
Er war damals 5 Jahre und lag seit 3 Tagen krank im Bett. Linus Mama war zu Hause geblieben und hatte das Kind gepflegt. Linus ging es schon besser und er spielte mit Mama Obstgarten. Am Nachmittag kam Linus´ Vater mit 4 (!!) dicken Plastiktüten. Er stellte sie auf den Tisch und präsentierte stolz den Inhalt. Es waren 4 Tüten voll mit den verschiedensten Süssigkeiten, denn Linus sollte sich schließlich heraussuchen können, was er wollte und da durfte nichts fehlen, was er hätte wollen können! Linus suchte sich nichts heraus; im Gegenteil begann er zu schreien und zu quengeln, es würde die Lieblingssüssigkeit fehlen!
Dies ist kein völlig überzeichneter Textbeginn, sondern eine wahre Begebenheit! Meinen Hinweis in der damaligen Situation, dass ein Kind durch so ein Vorgehen völlig überfordert sei, etwas auszuwählen, dass es Geschenke bald gar nicht mehr wertschätzen oder sich noch darüber freuen könne, konnte der Vater nicht wirklich nachvollziehen. Die Anmerkung, dass Materielles auch wesentlich weniger wichtig ist, als dem Kind Zeit zu widmen und ihm Zuneigung zu zeigen, brachte ich nicht mehr an.
Wenn Kinder in diesem Alter eine Auswahl bekommen sollen, würde ich 2 oder 3 Möglichkeiten geben und nicht gefühlte 250! Linus hätte sich entscheiden können und wäre nicht überfordert worden. Und eventuell ging es in dieser Situation in erster Linie auch gar nicht darum, Linus eine kleine Aufmunterung im Krankenlager zukommen zu lassen. Vielleicht hat der Vater hier versucht, etwas anderes – z. B. ein schlechtes Gewissen – zu kompensieren, weil er aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit mit Linus verbringen kann. Aber das kann nur vermutet werden, da es damals nicht mehr angesprochen wurde.
Ich hoffe, Linus Eltern haben ihr Vorgehen überdacht. Zumindest hätte ich ihnen und vor allem Linus das ehrlich gewünscht.
Veröffentlicht am 26. Juni 2017
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