Anlässlich eines erneuten aktuellen kardiologischen Notfalls im Rahmen der bayerischen Fußball-Talentförderung soll dieser Beitrag nochmals die Notwendigkeit einer kardiologischen Sportvorsorge erklären.
Klar ist, Sport ist wundervoll. Ich brauche auch selbst regelmäßig die körperliche Ertüchtigung. Das Wohlbefinden und auch die langfristige Gesundheit profitieren ungemein von (angepasster) körperlicher Beanspruchung. Der Bewegungsdrang der Kinder und Jugendliche auch.
Und doch gibt es immer wieder (wie auch aktuell) Berichte über kardiologische Notfälle beim Leistungssport – bis hin zu Reanimationssituationen und plötzlichen Todesfällen. Und das leider auch schon im Jugendalter.
Seit einigen Jahren bin ich deshalb als Kinderkardiologe und Sportmediziner in die kardiologische Jugendsportvorsorge im Vereinsfußball eingebunden. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem FIFA Medical Centre Regensburg (Leiter der Jugendsportsektion: Dr. Stephan Gerling) und dem Bayerischen Fußball-Verband. Dort wurde ein Vorsorgeprogramm entwickelt, dass vor allem den talentierten Nachwuchsspielern dringend empfohlen wird.
Welche Risiken bestehen?
Zwar können auch akute Erkrankungen (Herzmuskelentzündung) ein schwerwiegendes kardiologisches Ereignis auslösen. Die Mehrzahl der Vorfälle beruht aber auf angeborenen oder früh erworbenen Erkrankungen, die größtenteils erkannt werden können. Dazu zählen angeborene Herzfehler einschließlich der seltenen, aber hochgefährlichen Fehlbildungen der Herzkranzarterien, außerdem schleichend entstehende Herzmuskelerkrankungen und auch die seltene Veranlagung zu riskanten Herzrhythmusstörungen.
Eine genaue Häufigkeitsangabe liegt nicht vor. Es handelt sich sicher um eher seltene Erkrankungen. Allerdings ist das Risiko für lebensbedrohliche Ereignisse bei Vorliegen einer der genannten Störungen deutlich erhöht, insbesondere beim Sport. Häufig fallen diese Erkrankungen im Alltag nicht auf, können aber bei maximaler sportlicher Beanspruchung zu einem kardialen Ereignis führen, das sich im bösesten Fall nicht einmal ankündigt.
Ein solcher Fall hat sich nun auch kürzlich wieder im Umfeld der BFV-Nachwuchstalente ereignet, weshalb die Jungsportler von den Offiziellen zu einem kardiologischen Check aufgefordert wurden.
Leider sind diesbezüglich andere Sportverbände nicht gleichermaßen fürsorglich.
Was sollte durchgeführt werden?
Zunächst eine Abfrage der Familienvorgeschichte. Ein erhöhtes Risiko besteht nämlich für Nachkommen aus Familien, in der eine solche Erkrankung bereits bekannt ist. Außerdem eine körperliche Untersuchung und die Durchführung eines EKG und einer Ultraschalluntersuchung des Herzens. Damit lassen sich die meisten der betroffenen Erkrankungen bereits ausschließen. Ein Belastungs-EKG kann ebenfalls noch sinnvoll sein.
Ich empfehle bei sportlicher Ambition dringend diesen kardiologischen Check. Beim Fußball, wie genauso vom FIFA Medical Centre vorgeschlagen, aber auch bei jeder anderen Sportart, die auf Leistungsniveau betrieben wird.