Kindererziehung
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Mal ein bißchen Ergotherapie?

Der kleine Malik, 2 Jahre, kommt zur U7. Er spielt sehr willig mit dem Arzt und lässt sich schön untersuchen. Fritz spricht wenig, wobei seine Mutter berichtet, dass nun immer wieder neue Wörter hinzukommen und dass Fritz auch schon 2-Wortsätze bildet. Zusammenfassend kann die Entwicklung des Jungen bei dieser U7 erfreulicherweise als normal beurteilt werden. Der Rat des Arztes wäre, weiterhin häuslich die Entwicklung von Fritz ganz allgemein zu fördern, auch in sprachlicher Hinsicht. In diesem Zusammenhang ist das Anbieten von Sprache durch Erzählen, Sing- und Sprechspiele, Vorlesen und Ähnlichem natürlich sehr wichtig. Aber hier reden wir von der normalen elterlichen Förderung wie bei jedem Kind – denn der Junge ist völlig normal entwickelt!
Die Mutter von Fritz möchte nun aber Logopädie und Ergotherapie verordnet haben. Auf erstaunte Nachfrage nach dem Warum äußert sie, nichts verpassen zu wollen, die sprachliche Entwicklung sei nicht so wie bei anderen Kindern aus ihrem Umfeld und auch die motorische Entwicklung sollte ihrer Meinung nach gefördert werden.

Klares Statement: Nein, wir raten von einer Heilmittelverordnung für Malik ab! Zum einen ist Maliks Entwicklung normal, eine Therapie damit nicht notwendig. Eine Therapie setzt außerdem eine Diagnose, also eine Erkrankung, voraus. Die Verordnung von Heilmitteln ist gesetzlich geregelt und ein Arzt darf zur allgemeinen Förderung eines Kindes ein Heilmittel nicht rezeptieren. Zum anderen kann eine wie auch immer geartete Therapieform die so wertvolle, tägliche häusliche Förderung eines Kindes durch die Eltern gar nicht ersetzen. Und Malik würde erfahren, daß “etwas nicht stimmt”, er bekommt ja eine Therapie. Man darf nicht unterschätzen, daß die Kinder das wahrnehmen.
An die Eltern werden bzgl. der Leistungen der Kinder heutzutage sehr hohe Anforderungen herangetragen, ob vom sozialen Umfeld oder vom Bildungssystem, beginnend mit dem Kindergarten. Hier sollte man sich nicht unter falschen Druck bringen lassen und ein Kind in seiner Normalität mit der Bandbreite, die die reguläre Entwicklung hat, gewähren lassen.

Fazit: Vertrauen Sie auf die eigenen Kompetenzen, die für die Förderung Ihres Kindes so wertvoll sind.

Kategorie: Kindererziehung

von

Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

3 Kommentare

  1. Ich denke nicht, dass jedes Kind Ergotherapie benötigt, welches ein paar kleine Probleme bei der Motorik hat. Nichtsdestotrotz finde ich es sinnvoll eine Praxis für Ergotherapie aufzusuchen, sobald das Kind gravierende motorische Probleme hat. Therapie ist nicht automatisch immer etwas Schlechtes. Zudem kann man sie den Kindern auch spielerisch verkaufen.

    • Dr. Stefan Schwarz

      Die Therapie einer Erkrankung oder gravierenden Störung ist nicht nur nichts Schlechtes, sondern sogar etwas sehr Wichtiges! Das sehe ich wie Sie! Hier ging es aber um Förderung bei einem normal entwickelten Kind. Und hier sind die Eltern die besten Ansprechpartner und nicht der Therapeut

  2. Es stimmt, dass man die Wahrnehmung des Kindes nie unterschätzen darf und auch immer in dessen Perspektive mitdenken sollte. Mir wurde durch einen Kollegen empfohlen, mir fachliche Hilfe zu suchen, weil ich an chronischen Schlafstörungen leide. Hoffentlich kann mir dabei ein Ergotherapeut gut weiterhelfen.

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