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Corona update

In diesen Tagen werde ich häufig nach meiner Einschätzung zum aktuellen Stand und dem zu erwartenden Verlauf der Corona Pandemie gefragt. Nun überblicke ich bestimmt auch nicht alles und will mich nicht an unseriösen Spekulationen beteiligen, Panik schüren oder behaupten, daß es DIE eine Lösung gäbe. Dennoch folgende Gedanken zur aktuellen Lage:

Die Infektionszahlen steigen, tatsächlich rasant. Auch in anderen Ländern. Sicher kann man die Zahlen mit denen vom Frühjahr nur bedingt vergleichen. Es wird ja auch mehr getestet, aber wir verzeichnen auch einen Anstieg der Kranken und Schwerkranken. Weitere Maßnahmen zur Infektionseinschränkung sind unumgänglich. Die gestern beschlossenen Einschränkungen für den November waren zu erwarten und sind momentan notwendig. Die Politik muss entscheiden, hat aber im Vergleich zum Frühjahr bessere Entscheidungsgrundlagen, wir wissen doch etwas mehr über das Virus als zu Jahresbeginn. Man wird darum aber gezielter vorgehen können und auch müssen, wie dies ja auch Wissenschaftler fordern; beispielsweise wird man die Schulen solange als möglich offen lassen. Und in der Bevölkerung ist das Thema angekommen und man geht rationaler heran, so sind die notwendigen Hygienemaßnahmen in den Köpfen und – von einigen Ausnahmen abgesehen – bekannt und akzeptiert. Inzwischen ist beispielsweise der Nutzen der Masken wissenschaftlich erwiesen und anerkannt. Man hat sich in vielen Bereichen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens inzwischen gewappnet und so gut wie möglich vorbereitet, z.B. Hygienekonzepte aufgestellt und umgesetzt, auch wenn bestimmt noch einiges zu tun ist. Und ja, vielleicht haben wir ab Sommer 2021 erste Impfstoffe und vielleicht auch etwas bessere Behandlungsstrategien für die schwerer Kranken.

Ich denke, daß wir derzeit mit hohen Fallzahlen und konsekutiv mit unumgänglichen, länger andauernden Einschränkungen rechnen müssen. Aktuell geht man nach einer durchgemachten Coronainfektionen von einer Immunität für rund 5 Monate aus. Eines muß damit wohl deutlich ausgesprochen werden: wir müssen realistischerweise ein gewisses Level der Fallzahlen leider akzeptieren und man muß Einschränkungen zukünftig noch gezielter (z.B. Fokus auf Risikogruppenschutz) und differenzierter ansetzen. Es können und müssen die berechtigten Interessen verschiedener Bereiche, zum Beispiel der Gastronomie oder anderer Bereiche, stärker berücksichtigt werden, auch hier wird ja bereits einiges umgesetzt. Ganz wichtig sehe ich in diesem Zusammenhang die Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und Familien. Schulen und KiTas müssen zum Beispiel so lange wie nur möglich offen bleiben. Denn nur dann ist die gesamtgesellschaftliche, allgemeine Akzeptanz für Einschränkungen und Maßnahmen auch langfristig zu erreichen und dauerhaft zu erhalten. Und diese Akzeptanz und die konsequente Einhaltung der Maßnahmen durch jeden einzelnen sind das Allerwichtigste, um Corona auf einem für alle bewältigbaren Level zu halten.

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Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

2 Kommentare

  1. Ich vermisse die Unterscheidung zwischen pos. Testergebnis, Infektion und Erkrankung. Auf welchen dieser Begriffe beziehen sich Ihre “Fallzahlen”?

    • Dr. Stefan Schwarz

      Danke für Ihre Anmerkung. In einem so kurzen Blogartikel werden wir nur verkürzt darstellen können. Letztlich haben wir sowohl bei den Infizierten als auch den Erkrankten einen besorgniserregenden Anstieg, der jetzt eben zum Teil-Lockdown führte..

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