Autor: Dr. Stefan Schwarz

Nie mit vollem Bauch ins Wasser?

Wer hätte das nicht bereits als ganz kleines Kind beigebracht bekommen: Geh nie mit vollem Bauch ins Wasser! Aber was ist da dran? Tatsächlich spricht nichts für ein erhöhtes Ertrinkungsrisiko nach dem Essen. So schreibt es auch das amerikanische rote Kreuz. Da Kinder Wasser schlucken und sich dann vielleicht übergeben könnten, hält die DLRG noch an der Empfehlung fest. Wasser drückt beim Schwimmen auf den Bauch, so dass man sich voller fühlt. Also sollte man vielleicht eine Speise wählen, die nicht zu schwer im Magen liegt. Wichtiger ist jedoch, nie mit ganz leerem Magen ins Wasser zu gehen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Man muss also Kinder nach dem Eis oder einem Snack nicht bremsen, das Plantschen darf unbesorgt weiter gehen!

Kinder sind nicht fertig, sondern auf dem Weg

Lisa ist 8 Jahre alt. Wie fast jeden Morgen gibt es heute wieder Ermahnungen von ihrer Mutter. Lisa hat wieder ihr Sportzeug vergessen einzupacken und Lisa hat wieder vergessen, ihre Zähne zu putzen. Dabei üben die Eltern die zuverlässige, selbständige Erledigung dieser kleinen Aufgaben mit Lisa nun doch schon seit so langer Zeit. Lisas Bruder Felix ist drei Jahre. Er übt, sich selbst anzuziehen und will das gut machen. Mama muss am Montagmorgen rasch zur Arbeit und als es nicht schnell genug geht, zieht sie ihn noch vollends an. Felix schreit protestierend. Auf dem Weg zum Kindergarten muss er ganz genau einen Schmetterling betrachten, der auf einer Blume sitzt. Mama mahnt zur Eile. Mittags macht Lisa mit Mama die Hausaufgaben. Warum geht das nur nicht schneller? Die Matheaufgaben sind nun doch schon so oft erklärt worden. Und warum ist das Zimmer wieder nicht aufgeräumt, wo das doch schon so oft besprochen wurde. Kennen Sie das auch? Wie nehmen Kinder Zeit im Alltag wahr? Wie denken wir bei der Kindererziehung, welche Zeiträume erwarten wir im Hinblick …

Die Schulaufgabe

Kinder müssen in der Schule zum Teil Enormes leisten, zum Teil wird unserer Meinung nach auch zu viel von Ihnen verlangt. Und das wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Kinder aus. Ein aktuelles Beispiel, das mich den Kopf schütteln ließ: Hannes ist in der 4. Klasse. Er ist ein wirklich guter Schüler. Hannes kommt zu uns in die Praxis wegen starker, immer wiederkehrender Bauchschmerzen. Es wird nach der Untersuchung rasch klar, dass wir eher im psychosomatischen Bereich die Ursachen suchen müssen. Letztlich kommt die Schulanforderung ins Spiel. Wir vereinbaren, dem genauer nachzugehen. Hannes zeigt mir beim zweiten Besuch in der Praxis die Liste der Anforderungen der letzten HSU Probe über das Thema Europa und Deutschland, die er schreiben muss. Auf einer halben DIN A 4 Seite steht in sehr vielen Stichpunkten mit kleiner Schrift, was die Schüler in der Probe wissen müssen. Ich bin völlig konsterniert ob des Umfangs und der Detailliertheit des Stoffes! Alle Länder des Euroraumes müssen gewusst werden mit Hauptstädten, Sehenswürdigkeiten, Währungen, Länderkennzeichen – aber auch die Geschichte der EU oder …

Kinderbetreuung im Krankheitsfall

Viele Eltern fürchten es: das Kind wird krank, aber Mama und Papa müssen auf die Arbeit. Und nun? Wer betreut das Kind? Die Not und manchmal auch die Angst um den Arbeitsplatz sind hier groß! Das hören wir sehr oft in der Sprechstunde. Ja, Eltern haben Anspruch auf 10 Kinderkrankentage im Jahr, zumindest wenn sie gesetzlich versichert sind. Aber 10 Tage sind in einer Infektsaison schnell aufgebraucht – ebenso wie die Geduld mancher Vorgesetzter, die zum Teil erheblichen Druck auf die Eltern ausüben. Deshalb geben immer wieder Eltern wider besseres Wissen aus Angst und mit schlechtem Gewissen die Kinder krank in die Kita oder die Schule. Viele Familien können leider nicht auf Großeltern zurückgreifen, weil diese entweder viel zu weit weg wohnen oder selbst noch berufstätig, krank oder nicht belastbar sind. Das System der Sicherstellung einer Kinderbetreuung im Krankheitsfall ist in der BRD hinter anderen Ländern zurück. Es fußt auf der heutzutage einfach nicht mehr gegebenen Annahme, dass es im Hintergrund schon noch Betreuungspersonen gibt, die im Falle der Erkrankung eines Kindes einspringen. Das ist …