Autor: Dr. Stefan Schwarz

Blick über den Tellerrand – Kinder in Syrien

UNICEF hat am 13.3.2017 den Bericht über die Lage der Kinder in Syrien veröffentlicht. Der Bericht hätte eigentlich angesichts des Ausmaßes des Leidens und der ungeheuerlichen Zahlen tagelang in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stehen müssen. Tat er aber nicht. Am nächsten Tag waren Schlagzeilen über Herrn Erdogan, Fake News und Abfindungen von Topmanagern wieder wichtiger. 2016 sind über 650 Kinder während der Kämpfe im syrischen Bürgerkrieg umgekommen. Wieder eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. Kinder werden als Attentäter, Soldaten oder Gefängnisaufseher missbraucht, ihre Leben sind nach den unsagbaren Traumata zerstört bzw. die Kinder sind für immer gezeichnet. Die Kinder in Syrien sind sogenanntem Toxic Stress ausgesetzt, der gefährlichsten Stressform, die sich bis ins Erwachsenenalter gravierend auswirken kann, sowohl psychisch als auch körperlich am Hirn und an anderen Organen. Der Bericht zeigt, dass Symptome wie etwa Bettnässen bei syrischen Kindern deutlich zunehmen. Nicht gerade erstaunlich und noch nicht die schlimmste Folge! Wie es den Kindern in Zukunft gehen wird, welche Symptome sie körperlich und psychisch entwickeln werden und in welchem Ausmaß, lässt sich derzeit nur erahnen. Sechs …

Ostern mit Simons Blog

Liebe Leserinnen und Leser, Ich will Ihnen einen Blog von einem nun zwölfjährigen Jungen vorstellen, der an einem Hirntumor leidet. Er erzählt von seinem Umgang mit dem Leben, der Krankheit, dem Thema Tod. Beeindruckend, was er zu sagen hat, mehr als so mancher Erwachsene. Aber machen Sie sich selbst ein Bild: www.simon-hoffnung-leben.de! Lassen Sie sich ein auf das, was Simon schreibt. Und vielleicht hinterlassen Sie ja für Simon eine kurze Nachricht oder Ermutigung! In dem Sinne: frohe Ostern, für Simon und seinen Familie, aber auch für Sie, Ihre Kinder und Ihre Familien. Ostern ist ja das Fest des Lebens, das über den Tod siegt. Genießen Sie das Leben mit Ihren Liebsten ganz besonders an diesen Festtagen.

Mobbing in der Schule

Der Begriff “Mobbing” wird heutzutage sehr häufig gebraucht, aber nicht immer ist die Verwendung treffend, was sich in vielerlei Hinsicht negativ auswirken kann. Einerseits gibt es leider viele Kinder, die tatsächlich gemobbt werden und unter den Folgen stark leiden. Andererseits kommt es aber auch immer wieder vor – gerade weil der Begriff z.T. sehr inflationär eingesetzt wird – dass Kinder ungerechtfertigterweise des Mobbings bezichtigt werden und dann unter den Folgen der Sanktionen ebenfalls erheblich zu leiden haben. Aus diesem Grund ist zunächst eine kurze Begriffsklärung notwendig. Streitigkeiten, Konflikte oder auch aggressive Auseinandersetzungen kommen in den besten Freundschaften vor und sollten möglichst unter den Kindern selbst – falls notwendig unter Einbeziehung der an vielen Schulen dafür ausgebildeten Streitschlichter – gelöst werden. Im Unterschied dazu ist Mobbing ein Verhalten, das auf die soziale Ausgrenzung der gemobbten Person abzielt und über einen längeren Zeitraum und in regelmäßigen Abständen auftritt. Bei den Mobbing-Opfern entsteht dadurch ein sehr hoher Leidensdruck. Das Problem ist, dass häufig erst die veränderten Verhaltensweisen die einzige Möglichkeit für Außenstehende wie Eltern oder Lehrer darstellen, Mobbing …

Das Geschäft mit der Angst

Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder – gerade in den ersten Jahren. Atmet das Kleine nachts, hat es vielleicht Atempausen oder droht gar der plötzliche Kindstod? Hier geht es um eine Urangst, die in allen Menschen steckt, der Angst um das eigene Kind. Und diese Angst nutzen nun geschäftstüchtige Firmen aus. Was gibt es da alles für Überwachungsgeräte, die Sicherheit versprechen. Matratzen, die die Atmung überwachen, Socken mit entsprechender Elektronik zur Überwachung von Vitalparametern, usw. Nur stellt sich die Frage, ob die Geräte – außer für den Umsatz der Hersteller – tatsächlich einen Nutzen haben? Nein! Bis heute gibt es nämlich keinen Nachweis, dass solche Geräte einen plötzlichen Kindstod tatsächlich verhindern können. Zudem stressen die vielen Fehlalarme die Eltern in nicht geringem Ausmaß und bieten insgesamt eine nur scheinbare Sicherheit in der modernen zahlengläubigen Welt. Wir Eltern können es drehen und wenden wir wir wollen: es gibt keine vollständige Sicherheit im Leben – auch nicht für Kinder. Natürlich können und sollten wir vermeiden, was schadet, sei es bzgl. des plötzlichen Kindstodes oder bezüglich von …

Der Einfluss der Erziehung wird vollkommen überschätzt

Eltern können nicht so viel falsch machen. Das ist kurz und knapp die – entlastende -Zusammenfassung, wenn man umfangreiche Studien zu Erziehung und zur Genetik, die sich mit dem Einfluss der Eltern auf die Kinder auseinandersetzen, im Gesamtüberblick ansieht und zusammenfasst. Eine unendliche Vielzahl an Erziehungsratgebern überschwemmt den Markt. Oft auch profitierend von der unnötigen Angst der Eltern, “etwas falsch” zu machen, eine Sichtweise, die viele Eltern enorm stresst! Viele, oft sehr widersprüchliche Aussagen sind da zu lesen.Soll man nun beispielsweise streng oder doch sehr locker erziehen? Nicht wenige Erziehungsratgeber wurden ja auch längst widerlegt, zum Beispiel ist Autismus eben keine Folge falscher Erziehung. Vorausgesetzt, ein Kind bekommt Geborgenheit und es erlebt keine körperliche oder seelische Misshandlung, ist nun aber der Einfluss der Erziehung oder eines Erziehungsstils tatsächlich geringer als gemeinhin angenommen. Wichtiger scheint zu sein, welches Verhalten die Eltern den Kindern in verschiedenen Situationen (z.B. bei Konflikten) vorleben. Es gibt Daten, die nahelegen, dass Kinder vom Umfeld außerhalb der Familie sogar stärker geprägt werden. Die Gene spielen eine erhebliche Rolle. Knapp die Hälfte aller …

Warnung – keine Schlafmittel zur elterlichen Entlastung

Es ist ein zunehmender und höchstbedenklicher Trend, vor dem sogar jüngst das bayerische Gesundheitsministerium warnte: (Klein-)Kinder, die nicht durchschlafen, bekommen Schlafmittel verabreicht, weil die Eltern mürbe und erschöpft sind (“Ich muss mal wieder schlafen, ich bin am Ende!”). Und endlich gibt es eine ruhige Nacht. Endlich Ruhe im Kinderzimmer. Die Eltern sind am nächsten Tag bester Dinge – und weil es so gut funktioniert hat, könnte man das Ganze vielleicht gleich nochmal probieren?!? Au weia! Wir Kinderärzte raten dringendst ab! Wir kennen das Problem gut, von unseren Patienten wie auch aus eigener Erfahrung. Säuglinge und Kleinkinder sind anstrengend – gerade auch nachts. Aber das Risiko schwerer gesundheitlicher Probleme durch Schlafmittel ist sehr hoch, nein: viel zu hoch! Atemstillstände, Abhängigkeit, Leber- und Nierenschäden sind beispielsweise zu nennen. Auch früher – z.B. in der Antike oder im Mittelalter – gab es schon Bemühungen, den Nachtschlaf von Kindern zu verbessern. Es wurde zum Beispiel Alkohol oder Mohn als Schlafmittel eingesetzt. Natürlich sind dies ebenfalls höchst gefährliche Maßnahmen, die nicht angewendet werden dürfen. Im Zentrum dieser Diskussion steht die …

Der Ball

Haben Sie als Kind auch so viel Ball gespielt? Ich erinnere mich gut, wie wir als Kinder mit den verschiedensten Ballspielen den Nachmittag verbracht haben. “Zehnerle” heißt eines dieser Spiele, bei dem man in aufsteigendem Schwierigkeitsgrad verschiedene Ballkunststücke ohne Fehler absolvieren musste, um schließlich Sieger werden zu können. Dabei haben wir Kinder ganz automatisch Reaktionsschnellikeit, Koordination, Körpergefühl und vieles mehr trainiert. Lars kommt zur Vorsorge U8. Er ist vier und ein pfiffiges Kerlchen. Schließlich kommt der Teil der Untersuchung, wo die Kinder einen Ball fangen und werfen sollen. Das ist für Lars sehr schwierig. Es gelingt ihm trotz vorsichtigen Heranführens und größter Mühen des Kinderarztes nicht, den Ball aus etwa 1m Entfernung zu fangen. Dennoch findet Lars das Ballspielen offensichtlich lustig. Die Mutter erzählt, dass Lars Ballspiele noch nie gemacht hat! Etwa drei Monate später: Der Osterhase hat Lars 3 Bälle gebracht und der Junge hat mit seiner Mama immer wieder Ballspiele gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Er ist schon ein richtiger kleiner Profi und fängt den Ball ganz sicher. Und zwar ganz …