Alle Artikel in: Medizin

Artikel zu kindermedizinischen Themen.

Bauernhofkinder haben weniger Allergien

Schon seit etlichen Jahren ist bekannt, daß Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger Allergien haben. Es wird viel geforscht, warum das so ist. Nun gibt es eine aktuelle Veröffentlichung im renommierten Fachjournal Science, die wieder einen Baustein für das Verständnis des Phänomens darstellt. So sind Bakterien bzw. Bakterienbestandteile (sog. Endotoxine), die Rinder besiedeln und in deren Dung enthalten sind, fähig, das Immunsystem, auch in den Atemwegen, so zu beeinflussen, so dass eine Reaktion auf Allergene seltener auftritt. Neben den Bakterienbestandteilen spielt auch ein Enzym namens A20 eine Rolle, das Entzündungsreaktionen im Körper dämpft. Ist A 20 reichlich vorhanden, bleibt die allergische Reaktion aus bzw. ist geringer. A20 sorgt auch dafür, daß Bakterien sich bei Neugeborenen im Darm ansiedeln können ohne vom Immunsystem attackiert zu werden. Zusammenfassend sind Endotoxine und A20 nicht die einzig entscheidenden, aber wohl wichtige Faktoren im komplizierten Geschehen der Allergie.

Bringen prophylaktische Blutentnahmen etwas?

Die Kinderärzte werden immer wieder von Eltern gefragt, ob es nicht sinnvoll sei, “mal zur Sicherheit” oder “mal zur Kontrolle” Blutwerte bei Ihrem Kind zu bestimmen. Wir verstehen, dass alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen und darum möglichst große Sicherheit gerade auch bezüglich der Gesundheit ihrer Lieblinge schaffen möchten. Das Problem hierbei ist eines, das sogenannte Screeninguntersuchungen generell haben: Hinsichtlich welcher Erkrankungen ist es sinnvoll, gesunde und symptomlose Menschen zu untersuchen, um bei einigen wenigen frühzeitig die Entstehung einer Krankheit zu erkennen. Wie sehr darf man dafür Menschen belasten? Ein gutes, sinnvolles Beispiel für Screeninguntersuchungen sind die Kindervorsorgeuntersuchungen, bei denen mittels körperlicher Untersuchung, Entwicklungsdiagnostik, Ultraschall und weniger Laboruntersuchungen, wie etwa einem Urintest, Erkrankungen und Entwicklungsstörungen frühzeitig festgestellt werden können. Fällt bei diesen Untersuchungen oder anhand dessen, was Eltern an Symptomen berichten, etwas auf, kann nachfolgend auch beispielsweise eine Blutuntersuchung angezeigt sein. Ist nun aber ein Kind beschwerdefrei, bei gutem Allgemeinbefinden und normal belastbar, stellt sich die Frage nach dem Vorteil, der sich für das Kind durch eine Blutentnahme ergibt. Welche Untersuchung sollte der …

Informationen zu Poliomyelitis aus aktuellem Anlass

Poliomyelitis, auch bekannt als Kinderlähmung, galt fast als ausgerottet. Nun gab es in der Ukraine ca. 700 Kilometer weit weg von Dresden wieder 2 erkrankte Kinder.  Hat das Bedeutung für Deutschland? Zunächst einmal ist folgendes beruhigend: Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) sieht gute Chancen, diesen Ausbruch einzudämmen, auch wenn sich die Erkrankung noch ausbreiten könnte. Es muß nun eine schnelle umfassende Impfaktion erfolgen. Das RKI (Robert-Koch-Institut) sieht ein niedriges Risiko für eine mögliche Einschleppung nach Deutschland, es besteht aufgrund einer ausreichend hohen Impfquote auch eine nur geringe Gefahr für eine nachfolgende Ausbreitung. 1988 wurde das Programm gestartet, das die Ausrottung der Poliomyelitis zum Ziel hat. Dies hat zu einer drastischen Reduzierung der Poliofälle weltweit geführt. 1988 waren es ca. 350.000 Fälle pro Jahr, 2015 sind es bisher 38 Fälle. Nach Hochrechnung der WHO können heute 10 Millionen Menschen gehen, die ohne Impfung gelähmt wären. Mehr als 1,5 Millionen Todesfälle wurden verhindert. Dies stellt aber noch keinen endgültigen Sieg über Polio dar. Solange die verbleibenden Infektionsherde noch nicht ausgelöscht sind, können jedes Jahr geschätzt bis zu 200.000 Fälle entstehen. Betroffen …

Was ist eine Hyposensibilisierung?

Eine Allergie ist eine krankmachende, fehlgerichtete Immunreaktion. Das Immunsystem richtet sich gegen einen Feind, der eigentlich keiner ist, z.B. gegen Pollenallergen. Aber Allergien sind unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Hyposensibilisierung behandelbar. Für Asthmatiker gilt: Die Hyposensibilisierung ersetzt die sonstige Asthmatherapie nicht, ist aber ein wichtiger Baustein, wenn Allergien vorliegen! Was ist nun eine Hyposensibilisierung? Man kann durch das Zuführen von aufsteigenden Dosen des Allergens (z.B. Pollenextrakt) dem Immunsystem die überschießende und krankmachende Reaktion auf das Allergen abgewöhnen bzw. abtrainieren. Empfohlen wird eine Spritzenbehandlung oder auch (v.a. bei Gräserpollenallergie) eine Therapie mit Tabletten oder Tropfen. Wir bevorzugen eher die Injektion. Wenn man so will, kann man von einer „Allergieimpfung“ sprechen. Man impft die jeweilige Dosis in den Oberarm. Lokalreaktionen mit Rötung, leichter Schwellung und Jucken sind normal. Die Kinder werden für eine halbe Stunde nach der Verabreichung der Spritze noch in der Praxis beobachtet und dürfen dann nach Hause gehen. Mit der Hyposensibilisierung wird die Symptomatik verbessert. das Risiko der Entwicklung neuer Allergien wird gemindert. für Allergiker, die noch kein Asthma haben, das Risiko des Etagenwechsels gemindert. Die …

Nichtrauchen hilft Kindern gesünder zu sein

Nichtrauchergesetze – wirken sie sich aus? Oh ja, und zwar auch für Kinder messbar positiv! In England besteht seit 2007 ein Nichtraucherschutzgesetz, das neben der Gastronomie auch öffentliche Gebäude und Verkehrsmittel betrifft. Seither müssen in Großbritannien wegen akuter Atemwegsbeschwerden jedes Jahr etwa 11.000 Kinder weniger ins Krankenhaus. Die Rate der stationären Aufnahmen sank um 3,5%. Bei gefährlichen Erkrankungen des unteren Atemwegtraktes wie z.B. Lungenentzündungen sank die Quote sogar um fast 14%. Die Zahl der Klinikbesuche der Asthmatiker sank um etwa 10%. Für diese Studie wurden immerhin 1,6 Millionen Krankenhausbesuche zwischen 2001 und 2012 ausgewertet. Der Rückschluss aus diesen validen Daten ist, dass Rauchexposition die Kinder anfälliger für Infektionen macht und umgekehrt die Kinder mit Infektionen besser fertig werden, wenn sie vor Qualm geschützt werden. Geholfen hat in Großbritannien wohl, dass das öffentliche Rauchverbot auch zu einem gewissen Umdenken und zu einer Einschränkung des Nikotinkonsums in der Wohnung geführt hat. Das gilt auch für Deutschland. Mit dem seit 2008 bestehenden Nichtraucherschutz wird das Rauchen in Anwesenheit Dritter gesellschaftlich weniger akzeptiert. Während in der BRD 2007 nur …

Unbekannte Plagegeister: Grasmilben

Haben Sie bei Ihren Kindern auch schon einmal vermeintliche Mückenstiche an Stellen entdeckt, die eigentlich von Mücken unmöglich erreicht werden können? Kann man bei einem Stich in der Kniekehle trotz langer Hosen noch vermuten, die Mücke hätte eben doch durch die Hose gestochen, erscheint es umso rätselhafter, wenn größere Pusteln mit deutlichem Einstich in der Mitte im Windelbereich auftauchen – ist es doch äußerst unwahrscheinlich, dass man eine Mücke mit in die Windel gepackt hat. Des Rätsels Lösung liegt darin, dass man die Stechmücken in solchen Fällen zu Unrecht verdächtigt. Urheber der sehr unangenehm juckenden Quaddeln sind die Larven der Grasmilben, die – ähnlich wie Zecken – am Körper Hautstellen aufsuchen, an denen die Haut besonders dünn und weich ist, und dort zubeißen. Die gute Nachricht vorweg: Die Bisse sind gesundheitlich unbedenklich, d.h. die Grasmilben übertragen keine Krankheiten. Allerdings kann der Juckreiz – anders als bei Mückenstichen, die nur relativ kurze Zeit jucken – bei Grasmilbenbissen bis zu zwei Wochen andauern. Hilfe im Akutfall: · Abreiben mit 70%igem Alkohol, allerdings nicht großflächig und nicht bei …

Fernsehen macht dick – kein Gerücht

Die Kinderärzte berichteten an dieser Stelle schon über Übergewicht, leider ein zunehmend brisantes Thema bei Kindern. Übergewicht hat viele negative Folgen und ist sicher durch viele Faktoren begründet. Die WHO warnt vor einer weltweiten Übergewichtsepidemie. Ein Grund ist der Bewegungsmangel, unter dem heute viele Kinder leiden. Forscher der Universität Virginia zeigten nun an über 11.000 Kindern, dass bereits ein täglicher TV-Konsum von einer Stunde zu einer ungesunden Gewichtsentwicklung führt. Je länger die Kinder fernsehen, umso mehr steigt das Risiko, Übergewicht zu entwickeln. Da Fernsehen für Kinder nicht nur im Zusammenhang mit dem Gewicht als durchaus problematisches Thema zu bewerten ist, lautet die Botschaft, den Medienkonsum erst spät zuzulassen und inhaltlich, aber auch zeitlich eindeutig zu beschränken. Damit tun wir Eltern den Kindern nichts Schlechtes an, sondern bewirken im Gegenteil viel Gutes, gesundheitlich, bezüglich der Entwicklung und unter vielen anderen Aspekten. Und wie herrlich ist es schließlich, einen Nachmittag mit Spielen, draußen Toben, Basteln, Legobauen oder was auch immer zu verbringen! Und nicht immer muss es ein ausgetüfteltes Programm sein, um den Tag dennoch mit Schönem, …

Vorsorgeuntersuchungen – nützen sie etwas?

Die Kinderärzte sehen täglich viele Kinder zu einer Vorsorgeuntersuchung. Diese werden von den Krankenkassen übernommen. Sind diese Vorsorgen nur Pflichttermine? Die Kinderärzte meinen “Nein!”. Viele unserer Patienten haben von der frühzeitigen Diagnosestellung und den im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung eingeleiteten, weiteren Maßnahmen profitiert. Hier zwei fiktive, aber realistische und in ähnlicher Form wiederholt erlebte Fälle: Nehmen wir eine 3jährige Patientin, die während der Vorsorge mehrmals auf Mamas Schoß die Augen verdreht und nicht reagiert. Sie hatte sich in den zurückliegenden Monaten sprachlich auffällig langsam entwickelt. Da die beschriebenen Zustände nur Sekunden andauerten, hatten die Eltern dies nicht als auffällig bewertet. Unsere Verdachtsdiagnose einer Epilepsie wird durch die eingeleiteten Untersuchungen bestätigt, unter der medikamentösen Therapie zeigt das Mädchen keine Anfälle mehr und nimmt eine gute Entwicklung. Oder der 3 Monate alte, scheinbar gesunde Junge, der bei der Vorsorge ein bis dahin nicht bestehendes Herzgeräusch aufweist und dessen angeborener Herzfehler in der Folge erfolgreich behandelt werden kann. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen wird nicht nur der körperliche Zustand erfasst, sondern auch die Entwicklung überprüft, ob in motorischer, sprachlicher, geistiger, …

Zum Umgang mit hochsensiblen Kindern

Hat man erkannt, dass man ein hochsensibles Kind hat, erleichtert dies den Umgang und stellt zunächst eine Entlastung für Eltern und Kind dar, da viele Situationen nun erklärbar erscheinen. Da das Kind mit zunehmendem Alter jedoch mit immer mehr verschiedenen Bezugspersonen und auch fremden Menschen in Kontakt kommt, die – da äußerlich nicht erkennbar – nichts von seiner Hochsensibilität wissen, ist es notwendig, dem Kind Strategien mit auf den Weg zu geben, die ihm das Leben in unserer Gesellschaft erleichtern. · Konfrontation mit schwierigen Situationen: Hilft man dem Kind, bekanntermaßen schwierige Situationen zu meistern, kann es erleben, dass es in der Lage ist, diese gefahrlos zu bewältigen. Dadurch wird das Selbstbewusstsein gestärkt und die Erfahrung kann im Laufe der Zeit auch auf andere Situationen übertragen werden. · Umweltreize filtern: Befindet man sich in einer Situation, in der viele äußere Reize (Geräusche, Gerüche, Farben…) auf das Kind einwirken, kann man es auf einzelne Sinneseindrücke hinweisen, auf die es sich konzentrieren soll. So kann das Kind lernen, die Reize zu filtern – wobei es immer deutlich mehr …

Hochsensible Kinder

Immer häufiger hört und liest man in den Medien (u.a. auch schon in diesem Blog) von hochsensiblen Kindern. Viele Eltern werden sich allerdings die Frage stellen, wie man erkennen kann, ob man ein hochsensibles Kind hat oder nicht. An dieser Stelle sollen einige Aspekte dargestellt werden, welche Hinweise auf eine Hochsensibilität sein können: Bei sehr kleinen Kindern im Säuglingsalter ist eine Hochsensibilität noch schwer zu erkennen. Lediglich eine extreme Wachsamkeit und sehr schnelle Überreizbarkeit können darauf hindeuten, dass das Kind hochsensibel auf seine Umwelt reagiert. Deutlicher werden die Anzeichen, wenn sich das Kind in einer größeren Gruppe bewegt – sei es in der Krippe oder im Kindergarten: · Strömen sehr viele Reize auf die Kinder ein, die nicht gefiltert werden können, kann es zum Auftreten plötzlicher Schreiattacken ohne erkennbaren äußeren Anlass kommen. · Besondere Herausforderungen stellen für hochsensible Kinder Übergänge im Tagesablauf (z.B. vom Freispiel zur Brotzeit) dar. · In für sie neuen Situationen (z.B. bei geplanten Ausflügen) wirken hochsensible Kinder häufig überängstlich. · Dies gilt auch für potentiell gefährliche Situationen (z.B. beim Betreten einer …