Vor rund 10 Jahren gingen die Ergebnisse mehrerer groß angelegter Studien durch die Presse, die gezeigt haben dass Kinder, die natürlicher mit “Dreck” aufwachsen, deutlich seltener allergische Erkrankungen entwickeln. Dies könnte durch den geringeren Kontakt mit natürlichen (für den Menschen nicht krankmachenden) Bakterien und Pilze in der sogenannten zivilisierten Umgebung abseits von Landwirtschaft bedingt sein. Man nannte diese Erklärung “Bauernhof-Hypothese”.
Was ist nun aus der Bauernhof-Hypothese geworden? Und wieviel Dreck “braucht” das Kind nun?
- Die Ergebnisse sind bisher nicht widerlegt. Vielmehr konnten Wissenschaftler untermauern, dass in übertrieben hygienisch aufwachsenden Kindern das Immunsystem unterfordert scheint und dann dafür Allergien auslöst.
- Der Vorteil von Kontakt mit den natürlichen (“gesunden”) Bakterien und Pilzen ist höher wenn bereits die Schwangerschaft in dieser Umgebung stattfindet.
- Erwachsene scheinen keinen Vorteil mehr vom Bauernhof zu haben.
- Die Pharmaindustrie versucht gerade, die genauen Faktoren in den genannten “gesunden” Keimen herauszufinden, um mittels geeigneter Präparate Bauernhof-Umgebung zu simulieren.
Eine genetische Neigung zu Allergien wird nicht aufgehoben, möglicherweise aber vermindert.
- Ob Hunde und Katzen von Vorteil sind, ist unklar. Jedenfalls scheinen sie, wenn ein Kind mit ihnen groß wird, allergische Krankheiten nicht wahrscheinlicher zu machen, auch wenn Tests entsprechende “Allergien” anzeigen.
Auch die Kinderärzte meinen, dass übertriebene Hygiene nicht erforderlich ist. Natürlich soll kein Kind unklarer Verschmutzung ausgesetzt werden, aber in einem Haushalt ohne erhöhtes Infektionsrisiko (Ausnahmen gibt es z.B. etwa bei ansteckenden Personen. bestimmten Tierarten, oder bei den sogenannten multiresistenten Keimen), ist die normale Sauberkeit ausreichend. Das gilt auch für Schnuller und Fläschchen. Normale Reinigung ist hier sicher ausreichend. Auch für Flaschendesinfektionsgeräte gibt es aus unserer Sicht unter diesen Umständen keine Begründung.
DrGH