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Einkaufsfalle Kinderlebensmittel

Ob beim Großeinkauf am Wochenende oder wenn man nur schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen muss: Das Einkaufen im Supermarkt wird mit Kindern immer mehr zum Spießrutenlauf. Die Süßigkeiten im Wartebereich an den Kassen sind ein sicherlich schon zur Genüge diskutiertes Ärgernis für Eltern. Mittlerweile kommt es aber auch schon vorher immer häufiger zu Quengelattacken, da einem aus den Regalen alle Arten von Lebensmitteln in bunten Verpackungen mit putzigen Tiergesichtern oder bekannten Zeichentrickfiguren entgegenlachen.
Einerseits fühlen sich natürlich Kinder durch die optische Aufmachung auf gesprochen, was im besten Fall eine Diskussion über den Kauf und im schlechtesten einen Wutanfall bei Verweigerung dieses Wunsches nach sich zieht. Andererseits lassen sich aber auch viele Eltern täuschen von Aufdrucken, die die Lebensmittel als besonders geeignet für Kinder anpreisen. Dies führt häufig zu der irrigen Annahme, die Produkte seien besonders auf die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet.
Hier soll anhand von drei Beispielen gezeigt werden, dass dies leider nicht der Realität entspricht.
Bei Kindern sehr beliebt ist z.B. Wurst in verschiedenen Tierformen, die den Eindruck vermittelt, sie sei besonders für die Ernährung von Kindern geeignet. Doch ein Blick auf die Zutatenliste verrät, dass diese Wurst wohl nicht unbedingt nach ernährungsphysiologischen Überlegungen produziert wurde, sondern ihre Zusammensetzung eindeutig ausgerichtet ist auf die geschmacklichen Vorlieben der Kinder. Wie sonst ist es zu erklären, dass in manch einer Auflistung der Inhaltsstoffe Honig zu finden ist.
Man findet im Supermarktregal auch ein Trinkschokoladenpulver mit dem deutlich sichtbaren Hinweis “weniger süß – zuckerreduziert”, was sich bei einem bekanntermaßen sehr hohem Zuckergehalt derartiger Lebensmittel zunächst sinnvoll anhören mag. Erst ein genauerer Blick auf das äußerst Kleingedruckte auf der Packungsrückseite erklärt, dass der Zucker in dem Produkt durch Maltodextrin – ein Kohlenhydratgemisch aus Getreidestärke – ersetzt wurde, wodurch sich die Anzahl der Kalorien nur unwesentlich ändert. Somit stellt sich die berechtigte Frage, welchen Sinn der Austausch haben soll. Hier bleibt als Antwort eigentlich nur, dass den Eltern beim Kauf ein gutes Gefühl vermittelt werden soll, um den Absatz zu steigern.
Vor besonders werbewirksamer optischer Aufmachung ist man beim Kauf von Lebensmitteln für Kleinkinder, d.h. für Kinder unter drei Jahren, zwar einigermaßen geschützt, das oben beschriebene Problem der Irreführung besteht aber auch hier. Bestes Beispiel dafür sind sogenannte Kindermilchen. Diese sind nicht nur mit Vitaminen und Mineralstoffen so stark angereichert, dass der empfohlene Tagesbedarf bei der angegebenen Verzehrmenge überschritten wird, sondern sie enthalten auch Vollmilch und nicht – wie für Kleinkinder empfohlen – fettreduzierte Milch. Somit sind auch die Kindermilchen nicht an die tatsächlichen Bedürfnisse der Kinder angepasst.
Diese Beispiele zeigen, dass sich ein genauer Blick auf die Zutatenlisten von Lebensmitteln oftmals lohnt. Es ist nicht notwendig, für Kinder spezielle Produkte einzukaufen. Die bessere und meist auch billigere Variante ist es, Kindern “normale” Lebensmittel anzubieten. Diese lassen sich übrigens mit etwas Phantasie, Ausstechformen und Messer ganz leicht in optisch ansprechende, kindgerechte Mahlzeiten verwandeln.

B. E., DrS

Wir danken unserer Gastautorin Birgitt Ehlenberger, Gymnasialpädagogin, für diesen Beitrag.

DrS

 

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Dr. Stefan Schwarz

Dr. Stefan Schwarz ging in Augsburg zur Schule. Er machte nach dem Zivildienst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Das Studium schloss er in München ab. Nach der Ausbildung in verschiedenen, renommierten Kinderkliniken arbeitet er als niedergelassener Kinderarzt. Dr. Schwarz ist Vater von 4 aufgeweckten Kindern und kennt den Alltag, die Freuden und die Sorgen von Familien dadurch sehr gut.

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