Optimierung des Kinderalltags per App? Überwachung des Kindes per Handy, Armbanduhr oder anderer Geräte? Fiktion oder Realität?
Es war ein ganz wichtiger Wunsch, das eigene Handy. Finja, 10 Jahre, bekam es, als sie auf das Gymnasium wechselte und alleine mit dem Bus in die Stadt fahren musste.
Bei der Inbetriebnahme und dem Einrichten des Gerätes, was Vater und Tochter gemeinsam machten, kam der Punkt, an dem man einstellen musste, ob eine Überwachungsfunktion aktiviert werden sollte, also beispielsweise der Standort des Kindes für die Eltern immer gemeldet werden sollte. Der Vater stutzte, hatte er diese Frage bei der Inbetriebnahme doch gar nicht erwartet. Finja jedoch war entsetzt und bat sofort darum, diese Funktion nicht zu aktivieren: “Da komme ich mir so kontrolliert vor!”
Es gibt Babysmartwatches und andere elektronische devices, die mit entsprechenden Symbolen nicht nur, wie bei den Erwachsenen, an Alltagstätigkeiten erinnern, sondern die auch eine Überwachung des Kindes zulassen – beispielsweise auch mit der Funktion, dem Kind unbemerkt zuzuhören oder es anzusprechen. Die Hersteller sprechen von Vorbereitung fürs Leben und von Sicherheitsaspekten. Zum Teil werden solche Geräte so am Arm des Kindes angebracht, dass es nur die Eltern mit Spezialwerkzeug wieder entfernen können.
Pädagogen warnen. Zum einen ist es sicher in Frage zu stellen, ob wir in unserem Optimierungswahn auch noch den Alltag unserer Kinder optimieren müssen (etwa so: 8.00-8.20 zum Kindergarten laufen, dabei fröhliche Lieder singen, 8.20-8.25 umziehen, dabei Knöpfe zur mathematischen Förderung abzählen (ran erinnert die App), 8.25-8.30 Verabschieden, 8.30-9.15 pädagogisch wertvoll Spielen und Spaß haben, 9.15 Brotzeit (die App erinnert daran, das wertvolle Obst auch zu essen!)???).
Zum anderen ist es pädagogisch sicher nicht günstig und förderlich, die Kinder zu überwachen und ihnen damit kein Vertrauen entgegenzubringen, was den Kindern durch den Einsatz eines Überwachungsgerätes auch klar kommuniziert wird. Hinzu kommt, dass sie letztendlich ihres notwendigen Freiraums beraubt werden.
Finja hatte dies sofort für sich erkannt. Sie wollte keinen Helikopterpapa. Finjas Vater hat die Funktion übrigens deaktiviert gelassen! Und hat damit bestimmt gut entschieden.