Autor: Dr. med. Gerald Hofner

Mukoviszidose – ein neues Screening im Säuglingsalter

Jede Mutter und jeder Vater in Deutschland kennt das Neugeborenen-Screening, das allen Neugeborenen (nach den Kinder-Richtlinien, also gesetzlich) etwa am 2. Lebenstag angeboten wird. Dabei wird auf genetische und nicht-genetische Erkrankungen untersucht. Allen Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie eine frühe Behandlung benötigen, dass es zu keinen oder möglichst geringen Schäden auf den sich rasch entwickelnden Körper der Neugeborenen kommt. Als 13. Erkrankung wurde seit 2017 die Mukoviszidose in das Screening eingeschlossen. Es handelt sich um eine genetische Erkrankung mit Störung verschiedener Organe. Hintergrund ist eine veränderte Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten. Grob ausgedrückt sind diese zäher. Betroffen sind im Vordergrund die Lunge mit vermehrtem Risiko für Verschleimung und dadurch Lungenentzündungen und einem späteren Abbau der funktionierenden Lungenstrukturen, außerdem  der Darm mit einer Verdauungsstörung, die inneren Geschlechtsorgane und das Skelettsystem. Heilbar ist die Mukoviszidose zwar nicht, aber bei frühem Therapiebeginn sind die belastenden Folgekrankheiten zu verhindern oder zumindest zu beeinflussen. Ich meine deshalb, Sie sollten trotz der beängstigenden Aussichten auf einen positiven Befund am Screening teilnehmen, wenn Sie mit einem Neugeborenen rechnen. Auch wenn das Screening positiv ist, …

Die Passform der Schule

Nicht nur Schuhe haben das, auch Schule hat eine Passform. Sie muss passen für das Kind. Man kann nicht in jede Klasse jedes Kind integrieren. Jedenfalls nicht, ohne Schwierigkeiten zu erzeugen. Und dann wird die Bildung, der eigentliche Auftrag der Schule, blockiert. Und es gibt Stress. Klar ist Bildung wichtig. Ein besseres Investment können Sie nicht in Ihr Kind stecken. Hier kommt jeder eingezahlte Euro besser verzinst zurück als aus jeder Lebensversicherung. Aber es muss passen. In der Praxis erlebe ich viele Eltern, die das begreifen, die ihr Kind kennen und deshalb die Schule wechseln. Selbst die Kinder selbst fühlen die falsche Passform der Schule oft schon. Wenn Sie zum Thema Schule noch unruhig sind, dann denken Sie ruhig noch einmal nach, wohin Ihr Kind ab September gehen soll. Notfalls vielleicht eben nicht ins Gymnasium (oder noch nicht), oder notfalls auf eine Privatschule.

Fall der Woche: Jenny (14) kippt um – 7 Warnsignale

Jenny ist 14. Eines Morgens um kurz nach 6 ist sie noch im Halbschlaf, als sie ins Badezimmer schleicht, um sich für die Schule fertig zu machen. Dann wird ihr schwarz vor Augen und sie kippt um. Sie ist offensichtlich für einen Augenblick bewusstlos und “erwacht” am Boden des Badezimmers. Was ist passiert? Sie ist unklar bewusstlos geworden. Man nennt das Synkope. Darf man das als normal abtun? Oder braucht es eine ärztliche Behandlung? Normal ist es nicht, aber zumindest häufig. 15% aller Kinder und Jugendlichen erleiden wenigstens einmal eine solche Synkope. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungs. Einige erleben das auch öfters. Die häufigste Ursache ist ein Kreislaufkollaps. Medizinisch heißt das dann Reflexsynkope, weil der Kreislauf nicht der Situation entsprechend reagiert. Ich empfehle trotz der weiten Verbreitung nach einer Synkope zum Arzt zu gehen. Es gibt neben der häufigen Reflexsynkope auch andere, seltenere, aber gefährlichere Ursachen. Herzrhythmusstörungen etwa, oder Krampfanfälle des Gehirns. Welche Symptome sind absolute Warnsignale (die eine sofortige Behandlung erfordern)? eine Synkope unter dem Alter von 10 Jahren eine Synkope bei körperlicher …

Tipp der Woche – die Kinderoper und ein Filmtipp

In Bayreuth sind gerade die Wagner Festspiele zu Ende gegangen. Ein wunderbares Opernfestival, sagen die einen. Recht schwieriger Stoff, sagen die anderen. Für Kinder ist die Tiefe der Opern in der Tat nicht gut zu durchdringen. ABER!!! Urenkelin Katharina Wagner und Festspiel-Chefin hat sich hier etwas einfallen lassen. Dieses Jahr bereits zum zehnten Mal wurde am Festspielhügel eine Kinderoper aufgeführt – zum Jubiläum genau genommen sogar vier Opern. Nämlich alle 4 Opern des Ringes des Nibelungen im Schnelldurchlauf. Und durchaus kindgerecht. Eine wunderbare Heranführung der Kleinen an Musik, Theater und Kultur. Und nun der Tipp! Beziehungsweise genau genommen drei Tipps: Nächstes Jahr rechtzeitig Karten bestellen – über die Seite der Bayreuther Festspiele! Auch Erwachsene dürfen mit! Ich war auch. Wer meine Beschreibung lesen möchte – man findet sie hier unter klassik-begeistert.de Wer danach Lust bekommen hat, und vielleicht noch ein hochwertiges Geschenk sucht, es gibt die DVD der Kinderoper kurzfristig im Handel. Viel Spaß!

SCHÖNE FERIEN! ERHOLSAMEN URLAUB!

Auch der Kinderarztblog macht im August Urlaub. Wir lesen uns wieder ab September. Zunächst aber noch unsere guten Wünsche für Urlaub und Ferien. Sie kommen dieses Jahr mit einem Zitat unseres Bayreuther Dichters Jean Paul (1763-1825). Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist. In einer Zeit, in der Reisen noch beschwerlicher war, hat Jean Paul erkannt, dass Reisen den Kopf erweckt, in dem das Bekannte immer wieder herausgefordert wird. Etwas, was bereits früh im Leben beginnen darf. Fahren Sie mit Ihren Kindern deshalb ruhig immer mal aus der gewohnten Umgebung weg. Es muss ja nicht immer eine Fernreise sein. Auch ein Besuch bei Freunden in einer anderen Stadt kann  ja schon ein Erlebnis sein. Wo auch immer Sie die Urlaubszeit verbringen – kommen Sie gesund wieder – und voller neuer und guter Eindrücke.

Tipp der Woche – Knopfzellen weg!!!

Ich zeige Ihnen gleich ein Video zur verheerenden Wirkung einer Knopfzelle. Zunächst zum Hintergrund: Die Nutzung von Knopfzellbatterien nimmt durch die Verbreitung elektronischer Kleingerät zu. Für Babys und Kleinkinder animiert die “appetitliche” Form und Größe dieser Kleinstbatterien, diese in den Mund zu stecken und zu verschlucken. Durch die Kriechströme sind Knopfzellen im Magen-Darm-Trakt allerdings in der Lage, die Wand in kürzester Zeit „durchzubrennen“ und damit verheerende Folgen zu produzieren. Eine verschluckte Knopfbatterie ist deshalb immer ein Notfall und braucht sofortige ärztliche Behandlung. Hier nun das Video, das eindrucksvoll die Wirkung auf Körpergewebe abschätzen lässt. Zum besseren Verständnis der Bedeutung: die kindliche Speiseröhre und die kindliche Magenwand ist um ein vielfaches dünner und verletzlicher noch, als ein Schnitzel, wie im Video. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren Besser noch als die sofortige Behandlung ist natürlich, wenn die Knopfzelle gar nicht erst in den Kindermund gelangt. Weg damit also!

Tipp der Woche – mein Freund Smoothie

Das ist die Empfehlung der Ernährungsexperten: 400g Obst und Gemüse am Tag – für einen Erwachsenen. Für Kinder ab 10 Jahren kann man fast die gleiche Empfehlung hernehmen, den das Wachstum verlangt nach Nährstoffen, auch wenn das Körpergewicht noch kleiner ist. Und – so schwierig ist das gar nicht. Bereits zwei Äpfel haben 400g. Oder ein Apfel und zwei Karotten. Oder 3 Kiwis, 1 große Tomate und 1 Birne. Oder oder oder…. Und für alle die, die jetzt sagen, ihr Kind esse das nicht, kommt jetzt der Tipp! Die Kinder trinken das nämlich, selbst wenn sie es nicht essen. Als bunten Smoothie. Es gibt für Küchenmaschinen oder als Einzelgerät für bereits ab 20€ Smoothie-Maschinen. Einfach alles, was im Obst- und Gemüseregal liegt,  gewaschen und evtl. geschält hinein, und schon ist die Empfehlung erfüllt. Schmackhaft und bunt und immer wieder irgendwie anders und interessant. Rezepte gibt es natürlich auch so zahlreich auch wie Smoothie… Ich liebe es jedenfalls… und meine Kinder auch.

Zitat der Woche – Lebenskrise einmal anders

Das Zitat der Woche sind heute gleich zwei – und zwar jeweils gut bekannte Zitate. Alles, was widersprüchlich ist, schafft Leben.   Salvador Dali (katalanischer Maler und Künstler 1904-1989) Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.       Max Frisch (Schweizer Schriftsteller, 1911-1991) Eine Lebenskrise oder eine Krankheit, oder nur ein misslungener Plan oder eine Trennung. Alles führt uns in Widersprüche. Und doch können uns nur diese Dinge weiterbringen, die uns aus dem gemütlichen täglichen Trott reißen. So unbequem oder auch gefährlich es am Anfang erscheint, so sehr kann es uns reifen lassen. Ich bin oft vor Achtung erschüttert, welche wunderbaren Menschen wir gerade in den Patientenfamilien haben, die durch eine der genannten Schwierigkeiten getroffen wurden. Die Kinder selbst allen voran.

Warum Rauchen bereits lange vor der Zeugung das Krebsrisiko Ihres Kindes erhöht…

Dass Rauchen das Krebsrisiko erhöht ist unstrittig und jedem Kind schon bekannt. Was aber erst jetzt festgestellt wurde: Rauchen erhöht auch das Risiko für Ihr Kind und sogar für Enkelkinder. Und zwar unabhängig davon, ob Sie während oder nach der Schwangerschaft überhaupt geraucht haben. Warum ist das so? Kürzlich wurde hier im Kinderarztblog die Epigenetik beschrieben, also das „Anschalten“ ungünstiger Gene, die bislang vom Körper „ausgeschaltet“ wurden. Ist das Gen nun erst angeschaltet, wirkt es. Und es wird nicht nur das Gen (von Vater und Mutter) selbst vererbt. Es wird auch vererbt, ob das Gen an- oder ausgeschaltet ist (vor allem von der Mutter). Und leider handelt es sich oft um ungünstige Gene (zum Beispiel eben die Veranlagung für Krebs). Die Stoffe in der Zigarette haben eben auch (leider) die Fähigkeit, solche bösen Gene anzuschalten. Damit wird bereits lange vor der Zeugung auch festgelegt, ob Ihr Kind (oder sogar Enkelkinder) solche Probleme bekommen können. Ein weiterer Grund, alle Hilfen zu nutzen, das Rauchen schnellstmöglich abzuschalten (oder gar nicht erst zu beginnen), meine ich.