Autor: Dr. Stefan Schwarz

Ja, ich werde mich impfen lassen!

“Doktor, werden Sie sich impfen lassen?” – Das werde ich in den letzten Wochen und Monaten sehr oft gefragt. Ich antworte mit “Ja, auf jeden Fall! Die Verträglichkeits- und Wirksamkeitsdaten sind gut. Und Sie?” Seit einem Jahr hat die Coronapandemie uns nun weltweit im Griff. Eine wichtige Waffe gegen das Virus ist da die Entwicklung entsprechender Impfstoffe. Die ersten beiden Vakzine wurden auch regulär zugelassen, haben also die normalen Phasen der Zulassung durchlaufen und wurden entsprechend getestet. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit ist sehr gut. Seit Impfbeginn wurden auch keine dazu widersprüchlichen Daten publiziert. Das Problem der Impfstoffkapazitäten muss davon getrennt werden und ist ein anderes Thema. Und nun? Es bleibt Skepsis gegenüber der neuen Impfung und es besteht das alte Thema der Impfscheu, die bereits so alt ist wie das Impfen selbst. Hier spielen viele Faktoren hinein, etwa Misstrauen in Machtstrukturen oder gegenüber der Pharmaindustrie, aktuelle Krisen und Skandale, regionale Geschichte, weltanschauliche Themen jeder Couleur und anderes. Ich glaube, dass man die Menschen informieren, aufklären und beraten kann und muss, jeder aber muss für sich …

Schule auf oder Schule zu?

Homeschooling nervt, Eltern genauso wie Kinder, es ist nicht so effektiv wie regulärer Präsenzunterricht, den Kindern fehlen ihre normalen Kontakte und die Alltagsstruktur. Zudem müssen viele Eltern Home-Office und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen, was schwierig ist. Alle Eltern werden damit wohl dem Wunsch Ausdruck verleihen, dass ihre Kinder baldmöglichst in die Schule gehen dürfen. Soweit mehr als verständlich. Aber wie ist denn nun die Ansteckungsgefahr in der Schule wirklich? Tragen geöffnete Schulen zum Infektionsgeschehen wirklich bei? Dies ist eine schwierige Frage, da die Datenlage uneinheitlich ist. Kleinere Kinder scheinen sich seltener zu infizieren und weniger infektiös zu sein – auch bei der Mutation B1.1.7. Mit steigendem Alter (etwa 12-14Jahre) gleicht sich das dann den Erwachsenen aber zunehmend an. Dennoch gibt es Studien, die einen vergleichbar hohen Anteil an infizierten Kindern wie in der Gesamtbevölkerung zeigen. Das liegt wohl an der hohen Zahl an Kontakten im Vergleich zur Kontaktzahl älterer Erwachsener, die die Kinder beispielsweise außerhalb des Unterrichts und auf dem Schulweg haben. Sind die Lockdown-Maßnahmen sehr umfassend, gleicht das diesen Effekt aber wieder etwas …

Corona und die deutlichen psychosozialen Folgen bei Kindern

Corona hinterlässt gravierende Spuren bei den Kindern und Jugendlichen – und das zeigt sich im zweiten Lockdown immer deutlicher. Bereits im ersten Lockdown nahm der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Problemen von 18% auf 31% zu. Es sind in der Copsy Studie (Corona und Psyche) mehr Hyperaktivität, Verhaltensauffälligkeiten, emotionale Probleme und auch psychosomatische Beschwerden bei den Kindern nachgewiesen worden. Kinder von Eltern mit geringerer Schulbildung scheinen hierbei gefährdeter zu sein. Die Zunahme der psychischen Probleme bei Kindern und Jugendlichen erlebten auch wir als Kinderärzte in der täglichen Sprechstunde! Und auch im zweiten Lockdown setzt sich dieser Trend leider fort. Kinder- und Jugendpsychiatrien berichten über 1,5-2 mal so viele Notaufnahmen aufgrund von Problemen wie Zwangs- und Essstörungen, Ängsten oder Depressionen wie sonst. Die Psychologen und Psychiater raten darum, viel Wert auf die Beruhigung der Kinder zu legen, im Gespräch und Austausch mit ihnen zu bleiben, mit den Kids über die für Kinder geringe Gefahr durch das Virus zu sprechen und sie psychisch zu stützen. Kinder brauchen den Kontakt zu Kindern, an dieser Stelle sollten …

Corona update

In diesen Tagen werde ich häufig nach meiner Einschätzung zum aktuellen Stand und dem zu erwartenden Verlauf der Corona Pandemie gefragt. Nun überblicke ich bestimmt auch nicht alles und will mich nicht an unseriösen Spekulationen beteiligen, Panik schüren oder behaupten, daß es DIE eine Lösung gäbe. Dennoch folgende Gedanken zur aktuellen Lage: Die Infektionszahlen steigen, tatsächlich rasant. Auch in anderen Ländern. Sicher kann man die Zahlen mit denen vom Frühjahr nur bedingt vergleichen. Es wird ja auch mehr getestet, aber wir verzeichnen auch einen Anstieg der Kranken und Schwerkranken. Weitere Maßnahmen zur Infektionseinschränkung sind unumgänglich. Die gestern beschlossenen Einschränkungen für den November waren zu erwarten und sind momentan notwendig. Die Politik muss entscheiden, hat aber im Vergleich zum Frühjahr bessere Entscheidungsgrundlagen, wir wissen doch etwas mehr über das Virus als zu Jahresbeginn. Man wird darum aber gezielter vorgehen können und auch müssen, wie dies ja auch Wissenschaftler fordern; beispielsweise wird man die Schulen solange als möglich offen lassen. Und in der Bevölkerung ist das Thema angekommen und man geht rationaler heran, so sind die notwendigen …

Regretting motherhood – lasst uns drüber reden!

Wir haben das Thema hier schon aufgegriffen – regretting motherhood. Wie ich aber auch aktuell in der Sprechstunde erlebe, ist das Thema seither nicht wirklich wesentlich bekannter geworden und natürlich immer noch sehr wichtig für Mütter und ihre Kinder. Darum hier der Artikel noch einmal: Regretting motherhood, wörtlich übersetzt die Mutterschaft zu bereuen, ist ein Thema, das kaum in der Öffentlichkeit angesprochen oder gar diskutiert wird. Es gibt dazu auch wenig wissenschaftliche Forschung. Dennoch ist das Thema weit verbreitet und von großer Bedeutung. Orna Donath, eine israelische Soziologin, befasst sich mit “regretting motherhood”. Sie beschreibt die ganz allgemeine Ambivalenz, das Hin- und Hergerissen sein, von Frauen, die Mütter sind. In ihrer jüngsten Studie zeigt Frau Donath, dass Frauen verschiedenen Alters, obwohl sie ihre Kinder lieben und schätzen, doch nicht selten ihre Entscheidung für das Dasein als Mutter, die Übernahme der Verantwortung für das Kind, die Belastungen, die körperlichen Veränderungen und den Verlust ihrer Freiheit und Selbstbestimmung bereuen. Dieses hier beschriebene Phänomen hat laut Orna Donath ganz ausdrücklich zunächst nichts mit der Problematik der Mehrfachbelastung der …

Kinderlebensmittel? Schlicht nicht notwendig!

Ob beim Großeinkauf am Wochenende oder wenn man nur schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen muss: Das Einkaufen im Supermarkt wird mit Kindern oft zum Spießrutenlauf. Die Süßigkeiten im Wartebereich an den Kassen sind ein sicherlich schon zur Genüge diskutiertes Ärgernis für Eltern. Mittlerweile kommt es aber auch schon vorher immer häufiger zu Quengelattacken, da einem aus den Regalen alle Arten von Lebensmitteln in bunten Verpackungen mit putzigen Tiergesichtern oder bekannten Zeichentrickfiguren entgegenlachen. Einerseits fühlen sich natürlich Kinder durch die optische Aufmachung auf gesprochen, was im besten Fall eine Diskussion über den Kauf und im schlechtesten einen Wutanfall bei Verweigerung dieses Wunsches nach sich zieht. Andererseits lassen sich aber auch viele Eltern täuschen von Aufdrucken, die die Lebensmittel als besonders geeignet für Kinder anpreisen. Dies führt häufig zu der irrigen Annahme, die Produkte seien besonders auf die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet. Hier soll anhand von drei Beispielen gezeigt werden, dass dies leider nicht der Realität entspricht. Bei Kindern sehr beliebt ist z.B. Wurst in verschiedenen Tierformen, die den Eindruck vermittelt, sie sei besonders für die …

Mal ein bißchen Ergotherapie?

Der kleine Malik, 2 Jahre, kommt zur U7. Er spielt sehr willig mit dem Arzt und lässt sich schön untersuchen. Fritz spricht wenig, wobei seine Mutter berichtet, dass nun immer wieder neue Wörter hinzukommen und dass Fritz auch schon 2-Wortsätze bildet. Zusammenfassend kann die Entwicklung des Jungen bei dieser U7 erfreulicherweise als normal beurteilt werden. Der Rat des Arztes wäre, weiterhin häuslich die Entwicklung von Fritz ganz allgemein zu fördern, auch in sprachlicher Hinsicht. In diesem Zusammenhang ist das Anbieten von Sprache durch Erzählen, Sing- und Sprechspiele, Vorlesen und Ähnlichem natürlich sehr wichtig. Aber hier reden wir von der normalen elterlichen Förderung wie bei jedem Kind – denn der Junge ist völlig normal entwickelt! Die Mutter von Fritz möchte nun aber Logopädie und Ergotherapie verordnet haben. Auf erstaunte Nachfrage nach dem Warum äußert sie, nichts verpassen zu wollen, die sprachliche Entwicklung sei nicht so wie bei anderen Kindern aus ihrem Umfeld und auch die motorische Entwicklung sollte ihrer Meinung nach gefördert werden. Klares Statement: Nein, wir raten von einer Heilmittelverordnung für Malik ab! Zum einen …

Das Sprüchebuch

Felix ist in der 5. Klasse und soll auf Englisch einen Text verfassen. Er will einen Spruch seines großen Bruders einbauen, der bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit “Anzeige ist raus!” ruft, meist als Protest, wenn etwas nicht nach seinem Kopf läuft. Felix’ Übersetzung, die er mit dem Wörterbuch erstellt und die nicht nur die Mama schmunzeln lässt: “Display is out!” Auch Sie erleben das bestimmt. Ihre Kinder bringen Sie mit den lustigsten Sätzen und Gedanken im Alltag ganz unbeabsichtigt zu Lachen. Und wie schnell vergisst man leider diese wunderbaren Sprüche, Erlebnisse und Situationen. Darum ist ein Sprüchebuch im Küchenschrank oder Wohnzimmerregal, in das man schnell den Satz kritzeln kann, eine klasse Idee. Es geht natürlich auch am Handy, wenn man es digital will. Immer wieder kann man die Notizen durchblättern und auch die Kinder amüsieren sich später köstlich. Ein echter Schatz für die ganze Familie! Gerade wenn man mal dringend eine Auflockerung braucht im (Corona)alltag.

Kindergarten, Schule und Schnupfen im Herbst 2020

Corona wird dieses Kindergarten- und Schuljahr maßgeblich beeinflussen. Keine Frage. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat einen Leitfaden herausgegeben in Zusammenarbeit unter anderem mit Kinderärzten. In Abhängigkeit von den Infektionszahlen werden Empfehlungen gegeben, wie Erkältungssymptome bei den Kindern hinsichtlich des Kindergarten- und Schulbesuchs bewertet werden. Kinder mit milden Krankheitszeichen wie Schnupfen oder gelegentliches Husten ohne Fieber dürfen in den Kindergarten. In den Stufen 1-2 (bis 35 bzw. bis