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ADHS-Statistik – zappeln die Kinder wirklich häufiger?

Für Betroffene ist es eine echte Erkrankung mit zum Teil hohem Leidensdruck: Das Zappelphilipp-Syndrom, kurz ADHS. Eine neue Untersuchung der Barmer Krankenkasse kommt zu dem Schluss, dass die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen zwischen 2011 und 2014 um 11,4% gestiegen ist. Laut den Daten sollen damit schätzungsweise 808000 Menschen in Deutschland an ADHS leiden, die Zahl der betroffenen Kinder wird mit ca. 635000 angegeben. Den Anstieg der Erkrankungsfälle erklärt die Barmer mit der zunehmenden Diagnosestellung bei älteren Jugendlichen. Etwa 330000 Patienten bekamen eine medikamentöse Therapie, mit sinkender Zahl bei den unter 15-Jährigen, allerdings steigender Anzahl bei den älteren Patienten. Auffallend ist auch das regional unterschiedliche Ausmaß der Diagnosestellung. Alles zunächst einmal Statistik. Andererseits muss vor dem Hintergrund dieser Zahlen von Seiten der Fachleute, der Gesellschaft und der Politik auch einiges überlegt werden: Warum entwickeln sich diese Zahlen so, was sind die Kriterien der Diagnosestellung oder was begünstigt die Entwicklung eines ADHS und wie ist darauf zu reagieren? Das Ritalinraumspray an Schulen einzuführen – überspitzt formuliert – kann wohl kaum die Lösung sein.

Bogenschiessen als Sport für Kinder

Bogenschiessen als Sport für Kinder – ist das überlegenswert? Aber ja doch! Nicht nur Jungs, sehr wohl auch viele Mädchen sind bald hellauf begeistert, wenn sie das Bogenschiessen erst einmal ausprobieren dürfen. Wie andere Sportarten auch, ist der Bogensport etwas, was Kinder in vielen Bereichen erheblich in ihrer Entwicklung fördern kann. Körperwahrnehmung, Konzentration oder die Koordination von Abläufen werden ebenso trainiert wie Rücksichtnahme und verantwortliches Handeln und der Gemeinschaftssinn. Kinder mit Konzentrationsproblemen oder ADS können eindeutig – auch schulisch – vom Bogenschiessen profitieren. Die Muskeln des Rückens, der Schultern und der Arme werden trainiert, eine gute Körperhaltung und Körperbeherrschung ist für einen guten Schuss wichtig. Bogenschiessen wird ja auch therapeutisch eingesetzt, zum Beispiel in Reha-Kliniken. Für Kinder mit Haltungsschwäche der Rückenmuskulatur ist Bogenschiessen also eine sinnvolle Sportart. Und auch das steigende Selbstvertrauen durch das Erleben von Erfolgserlebnissen tut Kindern immer gut. Wie strahlen die Kids bei einem Treffer ins Goldene! Es gibt nicht wenige Schützenvereine, die in ihrer Bogenabteilung zu moderaten Preisen regelmässige Kindertrainings anbieten. Besonders gut, wenn – wie auch bei anderen Sportarten – …

Von “Tot” bis “ganz platt”

Welche Vorstellungen haben Kinder zum Thema Tod? Schon wiederholt haben wir in diesem Blog das wichtige Thema “Kinder und Tod” aufgegriffen. Dabei ging es unter anderem darum, dass wir Erwachsene die Konfrontation der Kinder mit dem Todesthema nicht vermeiden und das Thema nicht tabuisieren sollten. Ein offener, ehrlicher Umgang, der die Kinder zu einer sinnvollen Auseinandersetzung mit dem Thema auf dem Niveau ihrer Möglichkeiten befähigt, ist anzustreben. Dabei ist es auch wichtig zu wissen, welche Vorstellungen Kinder vom Tod haben. Die Professorin M. Plieth hat dazu geforscht und mit Kindern, die auch unterschiedliche religiöse Hintergründe hatten, gearbeitet. Es zeigt sich, dass in den Augen von Kindern Tote sozusagen verblasste Personen sind, die noch ein bisschen leben. Die Traurigkeit ist dadurch etwas gemildert. Dabei gibt es auch Abstufungen. Kinder formulieren etwa “tot, töter und ganz platt”. Wenn man sich lange genug ausgeruht hat, darf man raus aus dem Grab und es beginnt etwas Neues und Schönes. Sie denken auch, dass es gut ist, vorbereitet zu sein. Man könnte beispielsweise ein Handy im Grab brauchen. Kaum verstehen …

… Eltern sein dagegen sehr

Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr. Diese uralte Weisheit gilt heute in besonderem Maße. Wir Eltern erleben keinen Tag, an dem wir nicht auf Informationen und Ratschläge zum Elternsein treffen – zu den verschiedensten Themen wie Ernährung und Übergewicht, zum Umgang generell, zu Schadstoffen, falschen und richtigen Erziehungsstrategien usw. Ob im Internet, in Zeitschriften, Büchern oder in entsprechenden Elterngruppen, wir hören die ganze Zeit: gaaaaanz wichtig ist…, tu das auf keinen Fall…, beachte unbedingt…, versäume ja nicht… Oft kommen diese Handlungsanweisungen an uns Eltern dann auch noch mit den neuesten Studienergebnissen untermauert daher, was viele Eltern nicht unerheblich unter Druck setzt. Unserer Überzeugung nach sind all diese Daten behutsam, reflektiert und ohne ständig erhobenen Zeigefinger in den Alltag zu übersetzen. Sicher ist es immer wieder gut, sich und sein Vorgehen auch einmal zu hinterfragen, gute Tipps und Hinweise in sein Vorgehen einzubauen oder sich einmal Rat zu holen in schwierigeren Situationen. Elternsein ist ja schließlich ein Lernprozess. Aber er sollte nicht von der ständigen Angst, etwas falsch zu machen, gelenkt werden. Wir …

Diesen Satz vergesse ich nicht!

Nicht wenige Menschen kennen das: Ein Satz aus der Kindheit, der verletzte, demütigte oder wie auch immer nachhaltig extrem negativ wahrgenommen wurde, hängt einem ewig nach! Genauso ist es mit echter emotionaler Misshandlung von Kindern. Diese „Ohrfeigen für die Seele“ haben, wie nun auch Studien zeigen, genauso bleibende, schlimme Auswirkungen auf die Kinder wie physische Gewalt. Traumata können wahrscheinlich das Stresshormonsystem auf Dauer fehlregulieren und damit die Anfälligkeit für psychische Störungen im späteren Leben erhöhen. Und es gibt auch gegenteilige Beispiele! Sätze, die einem mitgegeben wurden, einen begleitet und sich positiv auf das Leben ausgewirkt haben. So wie neulich eine junge Mutter, studierte, hochqualifizierte Ökonomin mit internationalem, abgeschlossenem Studium, erzählte. Sie hatte am Ende einer allenfalls mäßig erfolgreichen Schullaufbahn in einem eigentlich beiläufigen Gespräch den Satz „Ich glaube ganz sicher, Du schaffst das! Du machst Deinen Weg!“ gehört. Diese Äußerung gab ihr so viel Auftrieb, dass sie schließlich einen sehr guten Schulabschluss und einen brillanten Studienabschluss hinlegte. Noch heute sagt sie: Diesen Satz vergesse ich nie! Geben wir unseren Kindern viele solcher positiv prägenden Sätze …

Mir ist ja so laaangweilig!

Es graust einen ja schon, wenn die lieben Kleinen diesen Satz anbringen: “Mir ist ja so laaangweilig!” Aber: Langeweile hat Sinn! Sie ist eine wichtige Triebfeder für Kinder, Dinge anzugehen und Ideen zu entwickeln. Wir sind Eltern und nicht Dauer-Entertainer. Wir würden, wenn wir nie Langeweile zulassen, den Kindern den wichtigen Freiraum nehmen, selbst tätig zu werden ohne bereits Vorgaben zu haben. Kurz: Sofortige Bespaßung behindert eigene Kreativität. Kinder lernen außerdem: Ich sage, mir ist langweilig – und schon werde ich bespaßt! Das geht nicht lange gut. Ein Kind sollte lernen, Langeweile zu überwinden und etwas mit sich selbst anzufangen, diese Fähigkeit braucht es später auch als Erwachsener. Studien konnten zeigen, dass Langeweile messbare Leistungssteigerungen hervorbringen kann. Das Gehirn zeigt bei Langeweile Aktivitäten, die dazu führen, dass es bei nachfolgender Anforderung leistungsfähiger ist. Man muss Kinder nun nicht grundsätzlich alleine lassen mit ihrer Langeweile, gelegentlich kann man ruhig eine kleine Hilfestellung geben. Und wichtig: Freizeit muss Freizeit sein, ein Kindergartenkind sollte beispielsweise pro Woche höchstens zwei feste Termine haben. Kein Freizeitstress! Der Mensch braucht animationsfreie …

Schule ohne Noten ist die Zukunft – 2. Teil

Letzte Woche habe ich hier auf die ungünstigen Folgen des Leistungsdrucks durch die Noten im Schulsystem hingewiesen. Was können Sie als Eltern nun dagegen tun? Was kann die Schule tun? Was die Gesellschaft? Für Sie als Eltern: Es gibt praktisch keine Eltern, die ihren Kindern bewusst Schuldruck machen. Aber unbewusst und unterschwellig passiert das dennoch. Und zwar in fast allen Familien. Solange die Reaktion der Eltern dieselbe ist, wie die der Schule, unterstützen sie das System und erhöhen bei den empfänglichen Kindern den Druck. Wenn Sie also etwa schlechte Noten bestrafen oder rügen. Aber auch, wenn Sie gute Noten bezahlen. Mit schlechten Noten sind Kinder eh schon bestraft genug. Und gute Noten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Noten nicht alles sind. Schon gleich gar nicht, bis aus Ihrem Kind eine reife Persönlichkeit geworden ist, die sich über ihre Stärken und Schwächen bewusst ist. Systematische Belohnung verstärkt das Leistungsdenken, das Grundlage etwa für späteres Burnout sein kann. Natürlich sollen Sie auch keine schlechten Noten belohnen. Aber abschwächen. Sätze wie „dafür malst du wunderschön“ oder „Einstein hatte …

Schule ohne Noten ist die Zukunft – 1. Teil

Schätzen Sie mal, wie häufig wir jede Woche wegen Problemen im Zusammenhang mit der Schulleistung kontaktiert werden! 5-mal? 10-mal? mehr als 20-mal? Genau! Mehr als 20-mal klären wir jede Woche vermeintliche Störungen im Zusammenhang mit Schulleistungen ab. Es sind auch viele Kinder, die sich mit Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Herzrasen, Schwindel  oder noch intensiveren Problemen vorstellen. Und es sind zu mehr als 80% Mädchen. Echte organische Befunde sind die Ausnahme. Alles entsteht durch einen Druck, der auf die Kinder einprasselt – durch den Konflikt zwischen Erfolgsstreben (das ja auch seine guten Seiten hat) und Versagensangst. Deshalb sind es auch meist sehr gute und ehrgeizige SchülerInnen, die sich so bei uns vorstellen. Und. Es sind selten die Eltern (was viele vorschnell glauben), die bewusst diesen Druck aufbauen. Es kommt aus der Schule. Nicht persönlich auf ein einziges Kind. Nicht persönlich durch den Lehrer. Es ist das System. Was den Druck auslöst, ist das Sich-Vergleichen. Das Messen mit anderen. Die Angst, im Leben zu versagen, wenn man nicht der oder die Beste ist. Das hat das System in die …

Die nervigsten Sätze

Ich höre es heute morgen zum gefühlten 3000ten Mal: Ja gleich! Und mein Sohn wird trotzdem einfach nicht fertig mit dem Anziehen! Das kennt jeder – das Kind sagt einen Satz, den man schon wer-weiss-wie-oft gehört hat und der nur noch nervt. Welche Sätze aus dem Mund Ihrer Kinder nerven Sie am meisten? Die Kinderärzte hätten eine kleine Top-Ten-Liste, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit stellt: · Ich bin noch gar nicht müde! · Ich muss aufs Klo! (V.a. wenn man grad 10 Minuten im Auto sitzt und daheim extra noch gefragt hatte, wer vor der Abfahrt noch mal muss.) · Igitt, das schmeckt mir nicht! · Mir ist sooo langweilig! · Wann sind wir endlich da? · Darf ich das Handy? (Wichtig ist hier die Unvollständigkeit des Satzes…) · Kann ich Nutella? (Auch hier kein Verb, Nutella wäre auch durch Üéi oder ähnliches austauschbar!) · Ja, gleich! · Ich weiß nicht, was ich spielen soll! · Du sollst nicht in die Arbeit gehen! Die Frage ist nun nur – warum nerven diese Sätze? Und …

Meine Kinder schlafen auch nicht!

Manchmal sitzen Kinderärzte zusammen und reden – nicht über Medizin, sondern ihre eigenen Kinder. So wie neulich am Rande eines Kongresses. Man trifft sich ja nicht so oft, also werden Erinnerungen aus alten Zeiten ausgetauscht, aber auch die Updates des letzten Jahres. Und dann kommt man natürlich auch auf die Familie und die lieben Kleinen zu sprechen. Fotos werden gezeigt. Und bald hört sich das ganze genauso an, wie es sich eben immer anhört, wenn sich Eltern – wo auch immer – austauschen: “Meiner schläft halt gar nicht!”, “Meine Kids streiten wie Hund und Katz…” oder “Also die Kurze trotzt, alles ist erstmal NEIN!”. Und wiederholt hört man: “Ich bin echt total erschöpft, der Schlafmangel, und man kommt ja zu echt nix!” Kurzum, es geht uns Kinderärzten wie allen Eltern. Und ja, auch wir kochen nur mit Wasser. Die Quintessenz des Abends unter Kollegen: Achte auf deine Kräfte, suche Entlastung und Unterstützung, tu dir was Gutes! Es kommt den Kindern wieder zugute. Elterliche Belastung und Erschöpfung spielen als Thema auch in der Beratung während der …