Autor: Dr. med. Gerald Hofner

Warum Finger knacksen? Ultramoderne Medizintechnik löst das Rätsel nun…

Jeder kennt es aus den Schultagen: Es gibt Menschen, die ihre Finger knacksen lassen können, und solche, die es nicht können. Die medizinische Wissenschaft hat nun nach fast einem Jahrhundert die Ursache klären können. Dazu wurde eine utramoderne Kernspintomographietechnik eingesetzt, nämlich die Analyse schneller bewegter Echtzeitbilder. Ursache des knacksenden Gelenks ist danach das Entstehen einer Blase im Bereich der Gelenkskapsel, also ein erzeugter innerer Hohlraum. Der entsteht nämlich, wenn das Ziehen an den Fingern die beiden Knochen des Gelenks voneinander entfernt. Und das macht das Geräusch. Abnutzen wird sich die Gelenkfläche dabei nicht. Also muss zumindest aus dieser Sicht Knacksenlassen nicht verboten werden. Vielleicht können die Schulkinder beim Knacksenlassen ja jetzt gleich noch etwas Anatomie lernen…. Den Originalartikel zu der wissenschaftlichen Untersuchung finden Interessierte übrigens hier. DrGH

Warum der Zusammenhang zwischen Schulangst und Blackouts viele Tausend Jahre alt ist

Um das Gefühl “Schulstress” zu verstehen, muss man Tausende von Jahren zurückgehen. Der Körper höherer Lebewesen arbeitet in zwei unterschiedlichen Funktionsweisen – entweder im sogenannten “Entspannungs- und Verdauungsmodus” oder im “Flucht- und Kampfmodus”. Zwischen den beiden können sie blitzschnell umschalten. Als die Menschen noch Jäger  und Sammler waren war die Unterscheidung dieser beiden Modi noch offensichtlicher, denn da gab es noch viel mehr das Risiko eines Kampfes oder einer nötigen Flucht. Im Flucht- und Kampfmodus (“fight and flight”) passt sich der Körper blitzschnell an die erforderlichen körperlichen Höchstleistungen an. So steigen etwa die Herzschlagkraft und die Atmungseffektivität. Die Pupillen weiten sich, um mehr zu sehen. Gleichzeitig bekommt die visuelle Wahrnehmung aber den berühmten Tunnelblick. Die Muskulatur geht in Bereitschaft für schnelle Impulse. Lösungsorientiertes Denken ist eingeschränkt. Abbildung: Der Flucht- und Kampfmodus (Quelle: “The Fight or Flight Response” by Jvnkfood – Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Fight_or_Flight_Response.jpg#/media/File:The_Fight_or_Flight_Response.jpg) Was hat das nun mit dem Teufelskreis der Schulangst zu tun? Kinder mit Angst arbeiten im Kampfmodus. Damit ist ihre Fähigkeit, Wissen zu …

Stress, Angst und Lebensqualität ist am Herzen ablesbar!

Stress und Lebensqualität ist verhältnismäßig einfach messbar geworden, und zwar über die Variabilität der Herzfrequenz. Was ist Herzfrequenzvariabilität? Das Herz schlägt zwar regelmäßig, also z.B. 70x je Minute beim Erwachsenen, aber die Abstände zwischen den einzelnen Schlägen sind nicht exakt gleich. Diese Variabilität kann stärker ausgeprägt oder geringer ausgeprägt sein. Bei Stress, Angst und Anspannung sorgt die innere Regulation dafür dass das Herz exakter arbeitet. Damit verschwinden die Variabilitäten weitgehend. Gesünder ist allerdings eine möglichst ausgeprägte Variabilität der Herzfrequenz. Kinder und Jugendliche haben diese eh. Erwachsene, die sich diese noch lange erhalten, haben eine höhere Lebenserwartung, da dies mit geringerer Rate an kardialen Todesfällen verbunden ist. Und alle haben eine höhere Lebensqualität, wenn sie Stress vermeiden oder beherrschen lernen. Einsetzbar ist die Herzfrequenz-Variabilität übrigens auch zur Diagnostik bei: ADHS Adipositas (starkem Übergewicht) zur Diagnostik der Folgekrankheiten Wachstumsrückstand Magersucht und Essstörungen Und das kann man nun messen. Wie? Mit einem Langzeit-EKG, also der ambulanten Ableitung der Herzfrequenz vor allem auch während der Nachtstunden. Auch die Blog-Kinderärzte wollen das nun nutzen…vor allem mit der kinderkardiologischen Ausrichtung ihrer …

Bremsenversagen oder warum Kinder mit ADHS auch häufig Bluthochdruck haben….

Man versteht die Aufmerksamkeitsstörung ADHS immer besser. Es handelt sich um eine Störung im System der Gehirnregulation, vor allem im sogenannte Präfrontalhirn. Das ist der vorderste Abschnitt fast direkt hinter der Stirn.# Die Forscher haben nun viele Hinweise dass das Hauptproblem bei ADHS der fehlende Einfluss bremsender Strukturen ist. Und dieses fehlende Bremsen fehlt nun häufig nicht nur bei der Konzentration und der Kontrolle der Impulse, sondern auch ansonsten im Körper bei der Regulation anderer Funktionen. Eine Auswirkung dieses gemeinsamen Bremsen-Versagen kann nun auch ungebremster Blutdruck sein, also Bluthochdruck. Hinzu kommt, dass auch manche zur Therapie von ADHS eingesetzte Medikamente selbst den Bklutdruck erhöhen. Die Blog-Kinderärzte empfehlen deshalb, bei Kindern mit Verdacht auf ADHS und vor allem bei gesicherter Diagnose regelmäßig den Blutdruck zu messsen. DrGH

Übergewicht – es ist jedenfalls kein einzelnes Gen!!!

Es ist angeboren aber es sind nicht nur die Gene…! In der bisher größten genetischen Studie an mehr als 300.000 Probanden konnte ein internationales Forscherteam eine Vielzahl von genetischen Faktoren finden, die im Zusammenhang mit starkem Übergewicht stehen. Die direkte Vererbung eines spezifischen Gens war nicht zu finden. Dennoch ist die Neigung zu Übergewicht familiär. Wenn keine eindeutige genetische (Mendel´sche) Vererbung, was dann? Es wird nicht das Übergewicht vererbt, sondern nur die Neigung zu Übergewicht. Möglicherweise über das frühkindliche „biological programming“, also die Bahnung bestimmter Stoffwechselwege hin zu Übergewicht. Was schließen die Kinderärzte nun daraus? Um späteres Übergewicht vorzubeugen wäre ein sehr früher Beginn vorbeugender Lebensbedingungen nötig. Ernährung und Bewegung der Eltern muss bereits gesund sein um bei den Kindern dies zu ermöglichen. Die Kinderärzte sehen aber auch, dass Eltern bei den komplex gewordenen Lebensbedingungen nicht auf jede Einzelheit optimalen Verhaltens achten können. Ein gesunder und machbarer Mittelweg wäre für die Kinderärzte die Kombination von gesunder Kinderkost und Einüben von körperlicher Aktivität ab dem Laufalter. Dazu kommt der Auftrag an die Eltern, Vorbild zu sein: …

“Die Arche Noah” oder “Verschiedenheit ist ein Gewinn”

Wir leben in Deutschland in einer hochtechnisierten und hochorgansierten Gesellschaft. Dies hat viele Vorteile. Aber das hat auch Nachteile. Eine hochorganisierte Gesellschaft tut sich nämlich schwerer damit, mit vom Mainstream abweichenden Varianten klar zu kommen. Und das erleben wir eben ganz besonders schon bei Kindern. Nicht alles, was gerade nicht in die Standardschublade passt, ist gleich unnormal. Beispiel: Es ist definitiv nicht automatisch unnormal, wenn ein Kind im vorherrschenden Schulsystem nicht optimal mitkommt. Oft passen der Lehrer und/oder das Schulsystem einfach nicht. Und in der Regel hat das Kind dafür andere Stärken Wir sehen hier auf der einen Seite eine Schwäche der Gesellschaft, zu Gunsten des einfach zu organisierenden Mainstreams auf andere Wege zu verzichten, die vielleicht ganz andere, bessere Sichtweisen und Lösungen hätten. Wir erleben aber gerade hier auch viele Sorgen der Eltern, denen häufig signalisiert wird ihr Kind sei auf irgendeine Weise unnormal, nur, weil es im Mainstream nicht so einfach organisierbar ist. Die Kinderärzte sehen es deshalb auch als ihre Aufgabe an, hier um Verständnis und Toleranz zu werben, und Gesellschaft (das …

Der “Struwwelpeter”, ein kinderärztliches Lehrbuch – hätten Sie das gewusst?

Hätten Sie es gewusst? Der Autor des Struwwelpeter, Dr. med. Heinrich Hoffmann (1809-1894), war Arzt. Und zwar Psychiater. Er war einer der Wegbereiter der Jugendpsychiatrie und beschreibt in seinem Buch „Struwwelpeter“ genau das, nämlich kinder- und jugendpsychiatrische Krankheitsbilder. Da ist zum Beispiel der Zappelphilipp, der Prototyp des Kindes mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Syndrom). Oder der Hans-Guck-in-die-Luft, ein Junge mit Absencen, einer Form der Epilepsie, also eines Krampfleidens. Oder der bitterböse Friederich, der Tiere zum Scherz quält. Heute nennt man dieses Krankheitsbild “tiefgreifende Störung des Sozialverhaltens”. Oder der Suppen-Kaspar, der an Magersucht leidet, einer Erkrankung die natürlich nichts mit der Suppe zu tun hat, sondern mit dem Bild vom eigenen Körper. Natürlich wissen wir heute mehr über diese Erkrankungen. Dadurch wirkt das Buch grotesk. Außerdem sollte anhand von anderen Figuren im Buch auch ein autoritärer Erziehungsstil unterstützt werden. Dies wird von der heutigen Gesellschaft größtenteils abgelehnt, zu Recht, wie auch die Kinder@rzte meinen. Trotzdem, es ist ein historisches Buch. Wenn Sie es noch in einer Kiste auf dem Dachboden haben, gönnen Sie sich doch mal wieder einen „historischen“ …

Schlechter Schlaf als Hinweis auf Schul-Mobbing?

Eigentlich banal. Aber nun haben wir es halt auch schriftlich und in wissenschaftlichen Zahlen. Schulkinder, die in der Schule Mobbing ausgesetzt sind, schlafen schlechter. Ihr Risiko für Albträume oder andere Schlafstörungen ist auf das 1,5-fache erhöht, so eine große Studie aus Großbritannien. Vorstellbar ist das natürlich, vor allem, da die Kinder die Erlebnisse in der Schule häufig nicht berichten und versuchen selbst zu verarbeiten. Darunter leidet dann eben auch der Schlaf. Was könnte darauf hinweisen? Vor allem, wenn die Schlafstörungen überwiegend während der Schulwochen auftreten, aber nicht in den Ferien. Die Empfehlung der Kinderärzte? Versuchen Sie bei Albträumen und anderen Schlafstörungen Ihrer Kinder eine größere, geheim gehaltene Schulbelastung auszuschließen. Ein Verhör sollte es aber nicht werden. Schon allein deshalb nicht, weil Schlafstörungen ja auch häufig ohne psychologische Ursache auftreten. Und weil gemobbte Kinder eh schon belastet sind und ein niedriges Selbstwertgefühl aufweisen. DrGH