Autor: Dr. med. Gerald Hofner

Energy-Drinks Ursache für Todesfälle?

Energy-Drinks boomen. Jetzt schlagen Ärzte Alarm. Insbesondere die hohe Koffeindosis kann toxisch (giftig) wirken. Das Bundesinstitut für Risikobewertung beobachtet die Gruppe der Energy-Drinks bereits, nachdem Todesfälle im Zusammenhang mit erhöhtem Konsum dieser Getränke gesehen werden – schrecklich für ein Getränk, das eigentlich als Stimmungsmacher auf Partys gilt. Die Todesfälle werden auf die häufige Einwirkung hoher Mengen an Koffein auf den unreifen Körper des Kindes und insbesondere auf das kindliche Herz gesehen. Nachdem nun auch der Bayerische Rundfunk darüber in einer Reportage berichtet hat, möchte ich Ihnen das  Thema als Kinderkardiologe zusammenfassen. Was passiert – aus kardiologischer Sicht? Die andauernde erhöhte Zufuhr von Koffein stimuliert das Herz ähnlich wie andauernde Stress-Belastung. Das erhöht den Blutdruck und den Puls und kann zu einer Verdickung der Herzmuskulatur führen – vor allem bei ähnlichen Erkrankungen in der Familie. Dies kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Warum sind Energy-Drinks dann nicht verboten? Produkte können nur dann vom Markt genommen werden, wenn der Zusammenhang belegt ist. Gerade bei Kindern sind Studien, die das Risiko beweisen würden, aber aus ethischen Gründen kaum durchzuführen. Was …

Was kann verstärktes Schwitzen Ihres Kindes bedeuten?

Weil ich das oft gefragt werde und auch oft als Kinderkardiologe hinzugezogen werde: Kinder schwitzen oft stark und Eltern sind deshalb beunruhigt. Die gute Nachricht ist, dass Schwitzen in den allermeisten Fällen harmlos ist. Es ist dann oft einfach Ausdruck einer hohen Empfindlichkeit der Schweißdrüsen, so dass diese leicht reagieren – zum Bespiel auf Aufregung oder Freude oder auch auf Gewürze. Häufig findet sich dann auch ein Elternteil, das in der Kindheit stark schwitzte oder das noch im Erwachsenenalter auftritt. Natürlich kann Schwitzen auch Ausdruck der Überhitzung sein. Im Sommer wie auch im Winter (bei unzweckmäßiger Kleidung). Und sehr sehr selten Zeichen einer echten Erkrankung. Dies ist so selten und ungewöhnlich, dass Schwitzen dann in der Regel nicht das einzige Symptom ist. Schilddrüsenüberfunktion könnte eine solche seltene Ursache sein oder eben eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Wie erkennt man nun das krankhafte Schwitzen aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung? Hier ist das Schwitzen Ausdruck einer Stressreaktion des Körpers, die aufgrund der unzureichenden Leistungsfähigkeit von Herz oder Kreislauf entsteht. Das bedeutet, dass in der Regel auch andere Zeichen dieser Herz- oder Kreislauf-Schwäche …

Körperlichkeit – ein Erziehungsauftrag (Teil 2: Sexualität vorbereiten)

Seinen Körper selbst wahrzunehmen, ist unheimlich wichtig. Das hatte ich in unserem letzten Blogartikel bereits mitgegeben. Es hat Bedeutung in der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten und für Selbstbewusstsein und Entspannung. Neben Sport und körperlicher Anstrengung ist das zweite große Feld, in der der Mensch Körperlichkeit erlebt, die Sexualität. Und die beginnt natürlich schon im Kindesalter. Noch nicht als vollendete sexuelle Erfahrung, aber als Wahrnehmung beglückender körperlicher Nähe. Fachleute beklagen, dass beglückende sexuelle Erfahrungen seltener geworden sind –  trotz oder gerade wegen der moralischen Freizügigkeit und der stets verfügbaren Darstellung von sexuellen Inhalten in den Medien. Mit welch krassen pornographischen Inhalten Kinder und Jugendliche bereits früh konfrontiert werden, macht einem Angst. Medienpädagogen berichten schon seit Jahren über die Flut von sexuellen Inhalten, die etwa in der Schule verbreitet werden. Es sind Darstellungen, die Kinder überfordern, gerade, weil sie ihre eigentliche Körperlichkeit noch nicht entwickelt haben. Wie kann man sein Kind nun „vorbereiten“, einmal erfüllte sexuelle Erfahrungen zu machen? Körperliche Handlungen nicht tabuisieren (etwa die frühkindliche Neugier bei der Erforschung des eigenen Körpers) Sexuelle Themen altersgerecht …

Körperlichkeit – ein Erziehungsauftrag (Teil 1: Sport und Natur)

Seinen Körper selbst wahrzunehmen, ist unheimlich wichtig. Es hat Bedeutung in der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten. Aber es ist auch für das Selbstbewusstsein und für die schöne Seite erfüllter Körperlichkeit wichtig. Unser Alltag ist aber nicht mehr besonders reich an körperlichen Erfahrungen – verglichen mit früheren Epochen. Körperliche Arbeit gibt es kaum mehr, Vereinssport verliert an Zulauf und Spiele sind elektronisch geworden. Selbst beglückende sexuelle Erfahrungen (glaubt man den Statistiken) scheinen trotz aller Freizügigkeit heutzutage abzunehmen. Doch davon im nächsten Blogartikel. Hier soll es erst einmal um Sport und Outdoor-Aktivitäten gehen. Um körperlichen. Nicht um sterilen „Computer-Sport“, der von jeder Körperlichkeit befreit ist. Mit dem Mitgliederschwund in Jugendsportvereinen ist auch die Anzahl der Kinder und Jugendlichen gesunken, die überhaupt noch die physischen Grenzen ihres Körpers testen. Welches unserer Kinder hat denn noch diese Erfahrungen gemacht – den Körper bei einer Fahrradrunde ausgepowert, bei einer Bergtour die Muskeln gespürt oder in einer Winterwanderung mit Wind und Wetter gekämpft. Wenn Sie jetzt rufen „Mein Kind schon“, dann haben Sie einen wichtigen Auftrag der Erziehung angenommen. Herzlichen …

Warum ich die Weiterbildung “Ernährungsmedizin” durchlaufen habe…

Ich bin jetzt “Ernährungsmediziner”. Jedenfalls habe ich die Weiterbildung “Ernährungsmedizin” durchlaufen. Ernährung ist interessant. Denn jeder isst gerne gut. Und jeder weiß auch, welchen erheblichen Einfluss Fehlernährung haben kann. Die Krankheiten, die im Zusammenhang mit Ernährung stehen, nehmen zu. Und damit auch die Möglichkeiten der Prävention. Und gleichzeitig suggeriert die Werbung, wir dürften uns die wunderbaren Geschmackserlebnisse nicht entgehen lassen. Leider gibt es gerade in der Ernährungsmedizin in vielen Fällen nur Expertenmeinungen und wenige wissenschaftliche Beweise. Deshalb ist Ernährungsmedizin auch so mystisch. Jede Frauen- oder Familienzeitschrift hat ein Dossier über Ernährungsfragen und verbreitet vermeintlich neue „Superkost“ oder „Diäten“. Vieles davon ist Humbug oder zumindest Marketing.   Warum trotzdem Ernährungsmedizin? Ein paar wichtige Beispiele: Ernährung sollte zunächst ausgewogen sein. Und da fängt das Problem schon an. Die gesunde, ausgewogene Ernährung des Kindes schützt es vor Mangelzuständen und gleichzeitig vor den Krankheiten der „Überfütterung“. Leider finden wir diese ausgewogene Ernährung gar nicht mehr so häufig in den Familien. Gerade in der Kardiologie sind viele Erkrankungen des Erwachsenen vorzubeugen, wenn von Kindesbeinen an auf die richtige Ernährung geachtet …

Fieberkrampf – was ist da los?

Kinder fiebern oft und teilweise hoch. Das Fieber ist dabei ein Zeichen des Immunsystems und somit eigentlich kein Problem. Allerdings kann das Fieber selbst Symptome auslösen, wie etwa Fantasieren oder Schüttelfrost (beim Auffiebern). Fieber ist meist nicht gleichmäßig stark, sondern hat Schwankungen. Diese haben mit der Tageszeit zu tun (morgens eher niedrigere Temperaturen) und mit dem Auslöser. Bestimmte Keime haben zum Beispiel typische Fieberverläufe. Am häufigsten fiebern Kleinkinder – und zwar bei Virusinfektionen. Denn das Immunsystem muss diese Viren erst einmal kennenlernen und sich mit ihnen auseinander setzen. Dann beginnt es zu arbeiten – und das Kind fiebert. Fieber muss nicht zwingend gesenkt werden, solange Ihr Kind gut trinkt und die Ursache des Fiebers nicht unklar oder gefährlich ist. Zu hohes Fieber gibt es nämlich eigentlich nicht, jedenfalls nicht im Sinne von einer Zersetzung der Organe. Denn der Körper selbst macht ja das Fieber. Eine besondere Situation liegt bei Fieberkrämpfen vor. Hier kommt es vor allem bei sehr schnellem Temperaturanstieg zur Auslösung eines richtigen epileptischen Krampfanfalls im Gehirn. Das darf auch nicht mit Schüttelfrost verwechselt …

In eigener Sache – warum der kinderärztliche Notdienst geändert werden muss

Die Ausbildungszahlen in der Kinder- und Jugendmedizin gehen zurück und es gibt deshalb immer weniger Kinderärzte. Vor allem gibt es speziell in ländlicheren Regionen kaum mehr Ärzte, die sich in eigener Praxis niederlassen wollen. Für viele ist besonders die Verpflichtung zum „Notdienst“ (Bereitschaftsdienst)  ein wichtiger Grund, sich nicht mehr niederzulassen. Also die Verpflichtung, regelmäßig Dienst zu tun, wenn Praxen zu haben – am Wochenende, an Feiertagen und vor allem nachts. Was bedeute dieser Bereitschaftsdienst für uns? Jeder Kassenarzt ist verpflichtet, an diesem Notdienst teilzunehmen. Internisten, Allgemeinärzte und viele andere nehmen zum Beispiel am allgemeinen Bereitschaftsdienst teil – Facharztzeugnis ist dabei nicht Pflicht. Wir Kinderärzte nehmen wie etwa auch Augenärzte, HNO-  oder Frauenärzte am fachärztlichen Notdienst teil. Während sich in unserer Region rund 400 Ärztinnen und Ärzte den allgemeinen Bereitschaftsdienst in verschiedenen Schichten teilen und damit auf etwa 190 Stunden Dienstbelastung im Jahr kommen, sind es in der Gruppe der Kinderärzte etwa 12 Kolleginnen und Kollegen, so dass die Dienstbelastung mehr als 560 Stunden im Jahr ausmacht. Wohlgemerkt zusätzlich zur normalen Praxis am Tage. Seit diesem …

Perfekte Erziehung?

Sie gehören zu den Eltern, die denken, es gibt die perfekte Erziehung? Dann haben wir etwas gemeinsam. Das dachte ich auch einmal. Vor den eigenen Kindern. Perfektion gibt es nicht. In der Erziehung ist sie sogar schädlich. Wer es versucht, dürfte seinem Kind keinen größeren Schaden zufügen können für dessen ganzes Leben. Warum? Wer den perfekten Menschen aus seinem Kind machen will, der hat im Kopf ein Idealbild, das er erreichen will. Das berücksichtigt aber selten das Individuelle und Besondere des Kindes. Etwa seine Neigungen und Fähigkeiten. Klar. Ein Kind muss Regeln lernen. Aber die lernt es am besten durch das Vorbild der Eltern. Wenn nun die wichtigste Regel lautet “Du musst perfekt werden!”, dann wird es immer das Gefühl haben, nicht zu genügen. Das blockiert den Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins und führt zu oft lebenslanger Verunsicherung. Leider erleben sich gerade auf Perfektion bedachte Eltern selbst nicht so. Denn oft erleben sie sich selbst (und ihre Kinder) als ungenügend und unperfekt. Am Druck, den sie sich und dem Nachwuchs machen, ändert es nichts. Bitte, hinterfragen …

Aufgrund eines aktuellen Falles: Kardiologische Sportvorsorge gerade im Jugendsport!

Anlässlich eines erneuten aktuellen kardiologischen Notfalls im Rahmen der bayerischen Fußball-Talentförderung soll dieser Beitrag nochmals die Notwendigkeit einer kardiologischen Sportvorsorge erklären. Klar ist, Sport ist wundervoll. Ich brauche auch selbst regelmäßig die körperliche Ertüchtigung. Das Wohlbefinden und auch die langfristige Gesundheit profitieren ungemein von (angepasster) körperlicher Beanspruchung. Der Bewegungsdrang der Kinder und Jugendliche auch. Und doch gibt es immer wieder (wie auch aktuell) Berichte über kardiologische Notfälle beim Leistungssport – bis hin zu Reanimationssituationen und plötzlichen Todesfällen. Und das leider auch schon im Jugendalter. Seit einigen Jahren bin ich deshalb als Kinderkardiologe und Sportmediziner in die kardiologische Jugendsportvorsorge im Vereinsfußball eingebunden. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem FIFA Medical Centre Regensburg (Leiter der Jugendsportsektion: Dr. Stephan Gerling) und dem Bayerischen Fußball-Verband. Dort wurde ein Vorsorgeprogramm entwickelt, dass vor allem den talentierten Nachwuchsspielern dringend empfohlen wird. Welche Risiken bestehen? Zwar können auch akute Erkrankungen (Herzmuskelentzündung) ein schwerwiegendes kardiologisches Ereignis auslösen. Die Mehrzahl der Vorfälle beruht aber auf angeborenen oder früh erworbenen Erkrankungen, die größtenteils erkannt werden können. Dazu zählen angeborene Herzfehler einschließlich der seltenen, aber …

Bleiben Sie mit Ihrem Kind an der roten Ampel stehen?

Natürlich bleiben Sie mit Ihrem Kind an der roten Fußgängerampel stehen. Es soll ja die Regel lernen, dass rot “stopp” bedeutet. Im jungen Alter bis etwa 6 oder 8 Jahre werden Regeln einfach als richtig oder falsch wahrgenommen. Es gibt nichts dazwischen. Danach wird das Kind aber anfangen, Regeln zu hinterfragen. Und dann ist die rote Ampel ein sehr gutes Beispiel. Mir persönlich war es immer lieber, dass meine Kinder nicht nur die Regel “rote Ampel heisst Stopp” gelernt haben, sondern vor allem auch, dass sie schauen sollen, ob Autos kommen. Und ob sie ungefährdet gehen können. Und zwar auch bei grün. Und auch, wenn sie (etwa in einer übermütigen Gruppe) die rote Ampel missachten und bei rot gehen, was ja übrigens auch in manchen anderen Ländern und Städten toleriert ist. Letztlich geht es nicht um das sture Einhalten von Regeln, sondern um den Sinn dahinter – hier um die Unversehrtheit im Straßenverkehr. Vielleicht fallen Ihnen ja noch andere Beispiele ein, in denen dasselbe gilt. Dann freue ich mich auf Zuschriften….