Autor: Dr. Stefan Schwarz

Vorsicht – unnötige Diät

Nicht selten werden wir in der Sprechstunde damit konfrontiert, dass Kinder verschiedenste Diäten einhalten sollen. Die Eltern geben oft vermutete Unverträglichkeiten oder Allergien als Grund an. Der Verband der auf Magen-Darm-Krankheiten spezialisierten Kinderärzte hat nun vor einem „Diäten-Hype“ ausdrücklich gewarnt. Eine Diät sollte nur dann als notwendig erachtet und durchgeführt werden, wenn wirklich eine fundiert gestellte Diagnose, wie etwa eine Zöliakie (eine Unverträglichkeit des Gliadins) dazu zwingt. Ganz im Gegenteil können unnötige Diäten sogar zu erheblichen Störungen führen. Eine nicht notwendige milchfreie Ernährung kann beispielsweise Kalziummangel verursachen. Immer wieder leiden Kinder unter wiederkehrenden Bauchschmerzen oder Blähungen. Es ist dann durchaus notwendig, organische Erkrankungen seriös abzuklären. Oft haben diese Beschwerden aber gar keine organische Ursache. Die psychosomatischen Beschwerden sind natürlich genauso ernst zu nehmen wie die organischen – jedoch anders zu behandeln. Wenn die Bauchschmerzen letztendlich etwa auf die Trennung der Eltern zurückzuführen ist, muss das Kind vielleicht psychologisch unterstützt werden, mit dieser Belastungssituation umzugehen. Eine Diät wird hier wenig ausrichten. Wobei die vermehrte Zuwendung durchaus einen Placeboeffekt haben kann. Hier sollte man dann aber dennoch …

Was ist Ihre Meinung?

Aktuell läuft eine Debatte über das frühzeitige, routinemäßige Screening Schwangerer hinsichtlich eines Down-Syndroms beim Ungeborenen und ob dieser Test von den Krankenkassen bezahlt werden soll. Durch eine Blutentnahme bei der Mutter kann eine Trisomie des Kindes festgestellt werden. Viele Fragen wirft dieses Thema auf, für den einzelnen, aber auch für die gesamte Gesellschaft und das Gesundheitssystem. Der positive Test führt zu Wissen. Das Ergebnis eröffnet aber keine Behandlungsoption, sondern nur die Möglichkeit zu einer Entscheidung bezüglich eines Schwangerschaftsabbruchs. Der Test gibt auch keine Aussagen über Komplikationen oder tatsächlich vorliegende Erkrankungen wie etwa Herzfehler. Auf der einen Seite: Kinder mit Erkrankungen oder Behinderungen stellen Eltern vor große Herausforderungen. Kinder mit Trisomie 21 fordern viel Betreuung, Zeit und Aufwand. Die Kinder haben ein höheres Risiko für bestimmte Krankheiten. Keine Frage. Und ja: Über die Entscheidungen betroffener Schwangerer bzw. Eltern sollten Außenstehende nicht urteilen. Auf der anderen Seite sehen wir in der Praxis viele Kinder mit Downsyndrom – Kinder, die ihr Leben lieben wie jedes andere Kind auch. Kinder, die genauso Lebensqualität empfinden wie jeder andere Mensch und …

ADHS-Statistik – zappeln die Kinder wirklich häufiger?

Für Betroffene ist es eine echte Erkrankung mit zum Teil hohem Leidensdruck: Das Zappelphilipp-Syndrom, kurz ADHS. Eine neue Untersuchung der Barmer Krankenkasse kommt zu dem Schluss, dass die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen zwischen 2011 und 2014 um 11,4% gestiegen ist. Laut den Daten sollen damit schätzungsweise 808000 Menschen in Deutschland an ADHS leiden, die Zahl der betroffenen Kinder wird mit ca. 635000 angegeben. Den Anstieg der Erkrankungsfälle erklärt die Barmer mit der zunehmenden Diagnosestellung bei älteren Jugendlichen. Etwa 330000 Patienten bekamen eine medikamentöse Therapie, mit sinkender Zahl bei den unter 15-Jährigen, allerdings steigender Anzahl bei den älteren Patienten. Auffallend ist auch das regional unterschiedliche Ausmaß der Diagnosestellung. Alles zunächst einmal Statistik. Andererseits muss vor dem Hintergrund dieser Zahlen von Seiten der Fachleute, der Gesellschaft und der Politik auch einiges überlegt werden: Warum entwickeln sich diese Zahlen so, was sind die Kriterien der Diagnosestellung oder was begünstigt die Entwicklung eines ADHS und wie ist darauf zu reagieren? Das Ritalinraumspray an Schulen einzuführen – überspitzt formuliert – kann wohl kaum die Lösung sein.

Bogenschiessen als Sport für Kinder

Bogenschiessen als Sport für Kinder – ist das überlegenswert? Aber ja doch! Nicht nur Jungs, sehr wohl auch viele Mädchen sind bald hellauf begeistert, wenn sie das Bogenschiessen erst einmal ausprobieren dürfen. Wie andere Sportarten auch, ist der Bogensport etwas, was Kinder in vielen Bereichen erheblich in ihrer Entwicklung fördern kann. Körperwahrnehmung, Konzentration oder die Koordination von Abläufen werden ebenso trainiert wie Rücksichtnahme und verantwortliches Handeln und der Gemeinschaftssinn. Kinder mit Konzentrationsproblemen oder ADS können eindeutig – auch schulisch – vom Bogenschiessen profitieren. Die Muskeln des Rückens, der Schultern und der Arme werden trainiert, eine gute Körperhaltung und Körperbeherrschung ist für einen guten Schuss wichtig. Bogenschiessen wird ja auch therapeutisch eingesetzt, zum Beispiel in Reha-Kliniken. Für Kinder mit Haltungsschwäche der Rückenmuskulatur ist Bogenschiessen also eine sinnvolle Sportart. Und auch das steigende Selbstvertrauen durch das Erleben von Erfolgserlebnissen tut Kindern immer gut. Wie strahlen die Kids bei einem Treffer ins Goldene! Es gibt nicht wenige Schützenvereine, die in ihrer Bogenabteilung zu moderaten Preisen regelmässige Kindertrainings anbieten. Besonders gut, wenn – wie auch bei anderen Sportarten – …

Von “Tot” bis “ganz platt”

Welche Vorstellungen haben Kinder zum Thema Tod? Schon wiederholt haben wir in diesem Blog das wichtige Thema “Kinder und Tod” aufgegriffen. Dabei ging es unter anderem darum, dass wir Erwachsene die Konfrontation der Kinder mit dem Todesthema nicht vermeiden und das Thema nicht tabuisieren sollten. Ein offener, ehrlicher Umgang, der die Kinder zu einer sinnvollen Auseinandersetzung mit dem Thema auf dem Niveau ihrer Möglichkeiten befähigt, ist anzustreben. Dabei ist es auch wichtig zu wissen, welche Vorstellungen Kinder vom Tod haben. Die Professorin M. Plieth hat dazu geforscht und mit Kindern, die auch unterschiedliche religiöse Hintergründe hatten, gearbeitet. Es zeigt sich, dass in den Augen von Kindern Tote sozusagen verblasste Personen sind, die noch ein bisschen leben. Die Traurigkeit ist dadurch etwas gemildert. Dabei gibt es auch Abstufungen. Kinder formulieren etwa “tot, töter und ganz platt”. Wenn man sich lange genug ausgeruht hat, darf man raus aus dem Grab und es beginnt etwas Neues und Schönes. Sie denken auch, dass es gut ist, vorbereitet zu sein. Man könnte beispielsweise ein Handy im Grab brauchen. Kaum verstehen …