Alle Artikel in: Kindererziehung

… Eltern sein dagegen sehr

Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr. Diese uralte Weisheit gilt heute in besonderem Maße. Wir Eltern erleben keinen Tag, an dem wir nicht auf Informationen und Ratschläge zum Elternsein treffen – zu den verschiedensten Themen wie Ernährung und Übergewicht, zum Umgang generell, zu Schadstoffen, falschen und richtigen Erziehungsstrategien usw. Ob im Internet, in Zeitschriften, Büchern oder in entsprechenden Elterngruppen, wir hören die ganze Zeit: gaaaaanz wichtig ist…, tu das auf keinen Fall…, beachte unbedingt…, versäume ja nicht… Oft kommen diese Handlungsanweisungen an uns Eltern dann auch noch mit den neuesten Studienergebnissen untermauert daher, was viele Eltern nicht unerheblich unter Druck setzt. Unserer Überzeugung nach sind all diese Daten behutsam, reflektiert und ohne ständig erhobenen Zeigefinger in den Alltag zu übersetzen. Sicher ist es immer wieder gut, sich und sein Vorgehen auch einmal zu hinterfragen, gute Tipps und Hinweise in sein Vorgehen einzubauen oder sich einmal Rat zu holen in schwierigeren Situationen. Elternsein ist ja schließlich ein Lernprozess. Aber er sollte nicht von der ständigen Angst, etwas falsch zu machen, gelenkt werden. Wir …

Diesen Satz vergesse ich nicht!

Nicht wenige Menschen kennen das: Ein Satz aus der Kindheit, der verletzte, demütigte oder wie auch immer nachhaltig extrem negativ wahrgenommen wurde, hängt einem ewig nach! Genauso ist es mit echter emotionaler Misshandlung von Kindern. Diese „Ohrfeigen für die Seele“ haben, wie nun auch Studien zeigen, genauso bleibende, schlimme Auswirkungen auf die Kinder wie physische Gewalt. Traumata können wahrscheinlich das Stresshormonsystem auf Dauer fehlregulieren und damit die Anfälligkeit für psychische Störungen im späteren Leben erhöhen. Und es gibt auch gegenteilige Beispiele! Sätze, die einem mitgegeben wurden, einen begleitet und sich positiv auf das Leben ausgewirkt haben. So wie neulich eine junge Mutter, studierte, hochqualifizierte Ökonomin mit internationalem, abgeschlossenem Studium, erzählte. Sie hatte am Ende einer allenfalls mäßig erfolgreichen Schullaufbahn in einem eigentlich beiläufigen Gespräch den Satz „Ich glaube ganz sicher, Du schaffst das! Du machst Deinen Weg!“ gehört. Diese Äußerung gab ihr so viel Auftrieb, dass sie schließlich einen sehr guten Schulabschluss und einen brillanten Studienabschluss hinlegte. Noch heute sagt sie: Diesen Satz vergesse ich nie! Geben wir unseren Kindern viele solcher positiv prägenden Sätze …

Mir ist ja so laaangweilig!

Es graust einen ja schon, wenn die lieben Kleinen diesen Satz anbringen: “Mir ist ja so laaangweilig!” Aber: Langeweile hat Sinn! Sie ist eine wichtige Triebfeder für Kinder, Dinge anzugehen und Ideen zu entwickeln. Wir sind Eltern und nicht Dauer-Entertainer. Wir würden, wenn wir nie Langeweile zulassen, den Kindern den wichtigen Freiraum nehmen, selbst tätig zu werden ohne bereits Vorgaben zu haben. Kurz: Sofortige Bespaßung behindert eigene Kreativität. Kinder lernen außerdem: Ich sage, mir ist langweilig – und schon werde ich bespaßt! Das geht nicht lange gut. Ein Kind sollte lernen, Langeweile zu überwinden und etwas mit sich selbst anzufangen, diese Fähigkeit braucht es später auch als Erwachsener. Studien konnten zeigen, dass Langeweile messbare Leistungssteigerungen hervorbringen kann. Das Gehirn zeigt bei Langeweile Aktivitäten, die dazu führen, dass es bei nachfolgender Anforderung leistungsfähiger ist. Man muss Kinder nun nicht grundsätzlich alleine lassen mit ihrer Langeweile, gelegentlich kann man ruhig eine kleine Hilfestellung geben. Und wichtig: Freizeit muss Freizeit sein, ein Kindergartenkind sollte beispielsweise pro Woche höchstens zwei feste Termine haben. Kein Freizeitstress! Der Mensch braucht animationsfreie …

Schule ohne Noten ist die Zukunft – 2. Teil

Letzte Woche habe ich hier auf die ungünstigen Folgen des Leistungsdrucks durch die Noten im Schulsystem hingewiesen. Was können Sie als Eltern nun dagegen tun? Was kann die Schule tun? Was die Gesellschaft? Für Sie als Eltern: Es gibt praktisch keine Eltern, die ihren Kindern bewusst Schuldruck machen. Aber unbewusst und unterschwellig passiert das dennoch. Und zwar in fast allen Familien. Solange die Reaktion der Eltern dieselbe ist, wie die der Schule, unterstützen sie das System und erhöhen bei den empfänglichen Kindern den Druck. Wenn Sie also etwa schlechte Noten bestrafen oder rügen. Aber auch, wenn Sie gute Noten bezahlen. Mit schlechten Noten sind Kinder eh schon bestraft genug. Und gute Noten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Noten nicht alles sind. Schon gleich gar nicht, bis aus Ihrem Kind eine reife Persönlichkeit geworden ist, die sich über ihre Stärken und Schwächen bewusst ist. Systematische Belohnung verstärkt das Leistungsdenken, das Grundlage etwa für späteres Burnout sein kann. Natürlich sollen Sie auch keine schlechten Noten belohnen. Aber abschwächen. Sätze wie „dafür malst du wunderschön“ oder „Einstein hatte …

Schule ohne Noten ist die Zukunft – 1. Teil

Schätzen Sie mal, wie häufig wir jede Woche wegen Problemen im Zusammenhang mit der Schulleistung kontaktiert werden! 5-mal? 10-mal? mehr als 20-mal? Genau! Mehr als 20-mal klären wir jede Woche vermeintliche Störungen im Zusammenhang mit Schulleistungen ab. Es sind auch viele Kinder, die sich mit Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Herzrasen, Schwindel  oder noch intensiveren Problemen vorstellen. Und es sind zu mehr als 80% Mädchen. Echte organische Befunde sind die Ausnahme. Alles entsteht durch einen Druck, der auf die Kinder einprasselt – durch den Konflikt zwischen Erfolgsstreben (das ja auch seine guten Seiten hat) und Versagensangst. Deshalb sind es auch meist sehr gute und ehrgeizige SchülerInnen, die sich so bei uns vorstellen. Und. Es sind selten die Eltern (was viele vorschnell glauben), die bewusst diesen Druck aufbauen. Es kommt aus der Schule. Nicht persönlich auf ein einziges Kind. Nicht persönlich durch den Lehrer. Es ist das System. Was den Druck auslöst, ist das Sich-Vergleichen. Das Messen mit anderen. Die Angst, im Leben zu versagen, wenn man nicht der oder die Beste ist. Das hat das System in die …

Die nervigsten Sätze

Ich höre es heute morgen zum gefühlten 3000ten Mal: Ja gleich! Und mein Sohn wird trotzdem einfach nicht fertig mit dem Anziehen! Das kennt jeder – das Kind sagt einen Satz, den man schon wer-weiss-wie-oft gehört hat und der nur noch nervt. Welche Sätze aus dem Mund Ihrer Kinder nerven Sie am meisten? Die Kinderärzte hätten eine kleine Top-Ten-Liste, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit stellt: · Ich bin noch gar nicht müde! · Ich muss aufs Klo! (V.a. wenn man grad 10 Minuten im Auto sitzt und daheim extra noch gefragt hatte, wer vor der Abfahrt noch mal muss.) · Igitt, das schmeckt mir nicht! · Mir ist sooo langweilig! · Wann sind wir endlich da? · Darf ich das Handy? (Wichtig ist hier die Unvollständigkeit des Satzes…) · Kann ich Nutella? (Auch hier kein Verb, Nutella wäre auch durch Üéi oder ähnliches austauschbar!) · Ja, gleich! · Ich weiß nicht, was ich spielen soll! · Du sollst nicht in die Arbeit gehen! Die Frage ist nun nur – warum nerven diese Sätze? Und …

Meine Kinder schlafen auch nicht!

Manchmal sitzen Kinderärzte zusammen und reden – nicht über Medizin, sondern ihre eigenen Kinder. So wie neulich am Rande eines Kongresses. Man trifft sich ja nicht so oft, also werden Erinnerungen aus alten Zeiten ausgetauscht, aber auch die Updates des letzten Jahres. Und dann kommt man natürlich auch auf die Familie und die lieben Kleinen zu sprechen. Fotos werden gezeigt. Und bald hört sich das ganze genauso an, wie es sich eben immer anhört, wenn sich Eltern – wo auch immer – austauschen: “Meiner schläft halt gar nicht!”, “Meine Kids streiten wie Hund und Katz…” oder “Also die Kurze trotzt, alles ist erstmal NEIN!”. Und wiederholt hört man: “Ich bin echt total erschöpft, der Schlafmangel, und man kommt ja zu echt nix!” Kurzum, es geht uns Kinderärzten wie allen Eltern. Und ja, auch wir kochen nur mit Wasser. Die Quintessenz des Abends unter Kollegen: Achte auf deine Kräfte, suche Entlastung und Unterstützung, tu dir was Gutes! Es kommt den Kindern wieder zugute. Elterliche Belastung und Erschöpfung spielen als Thema auch in der Beratung während der …

Kunst und Kultur – alles andere als langweilig!

Kim, 7 Jahre, ist Fan der alten Ägypter und weiß sehr vieles über die Pharaonen, die Pyramiden und das frühere Leben am Nil. Sein Interesse begann, als er mit seinen Eltern eine Ausstellung über Tutanchamun besuchte. Kindern Kunst, Geschichte und Kultur näher bringen – geht das denn überhaupt ? Oder ist tödliche Langeweile vorprogrammiert? Klar: eine Ausstellung mit viel verstaubtem Text sowie wenig anschaulichen und zu hoch angebrachten Glasvitrinen zu Themen, die selbst für Erwachsene schwer verständlich sind, wird es nicht bringen. Aber Kinder können bei entsprechender Aufbereitung sehr wohl für Themen aus Kunst, Wissenschaft, Kultur und Geschichte begeistert werden, egal ob es nun eine modern gemachte Kunstausstellung ist, bei der Kinder mitmachen und experimentieren können und spielerisch an fremde Inhalte gut herangeführt werden oder eine archäologische Schau, bei der Kinder Exponate begreifen und bestaunen und Geschichte lebendig erfahren können! Oder denken Sie an das Deutsche Museum in München! Der Horizont der Kinder wird durch solche Erfahrungen auf jeden Fall weiter und auch in schulischer Hinsicht können Kinder von solchen Angeboten nachhaltig profitieren. Man kann …

Kinder sind Rätsel, die den Eltern aufgegeben werden!

Ein Kind wird geboren – und wir Eltern stehen staunend vor diesem kleinen neuen Erdenbürger! Ein kleines, neues Lebewesen, schon mit einer Persönlichkeit, die es zu entdecken, zu verstehen und zu fördern gilt – und nicht zu verbiegen. Ein kleiner Mensch wurde geboren, dem wir Eltern viel mitgeben werden, das uns Älteren aber mindestens ebenso viel lehrt. Gerade über uns selbst, das Leben und die Welt. Versuchen wir, mit den Augen der Kinder zu sehen! Ein kleiner Mensch kam auf die Welt, dem wir Liebe und Wurzeln geben sollten – und den wir dennoch gleich wieder loslassen müssen, damit er flügge wird. Der kleine Mensch gehört uns nicht. Wir Erwachsene verstehen Kinder in vielem nicht oder falsch – suchen wir sie in ihrem Denken und Tun anzunehmen und zu immer größerem Verständnis zu kommen. Kinder kommen mit allen Voraussetzungen für das Leben auf die Welt und entwickeln sich dann – machen wir sie nicht kaputt mit unserer Perfektion. Das Unfertige und der Weg hat ebenso Sinn und Eigenwert wie das Ergebnis. Kinder sind Rätsel, die …

Erziehung ist anstrengend

“Aber wenn er doch nicht will!” oder “Puh, da gibt es ein Mordstheater!” – diese Sätze hören wir in der Sprechstunde natürlich immer wieder, wenn es um Erziehungsfragen geht und wenn es darum geht, dass Eltern bestimmte Inhalte durchsetzen wollen oder sollten bzw. auch, wenn sie von ihren Kindern etwas fordern wollen. Und ganz klar sind das Situationen, in denen Erziehung durchaus sehr anstrengend werden kann. Wir stehen eindeutig nicht für eine Erziehung, die von Kindern blinden Gehorsam und von den Eltern den Drill des Nachwuchses fordert. Aber es ist ein immer wieder anzutreffendes Missverständnis, dass Eltern meinen, von ihren Kindern nichts fordern zu dürfen. Ein Zitat:”Kennt ihr das sicherste Mittel, ein Kind unglücklich zu machen? Ihr müsst es daran gewöhnen, alles zu erhalten. Sein Verlangen wächst unaufhörlich. Bald oder spät wird euch die Ohnmacht zwingen, ihm etwas zu versagen, und dieses ungewohnte Versagen wird ihm weit größere Qual sein als die Entbehrung des versagten Gegenstandes.“ Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) Eltern dürfen und sollen bei Bedarf auch Dinge durchsetzen, die eventuell zunächst auf wenig Gegenliebe beim …