Alle Artikel in: Entwicklung

Themen rund um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

Kinderlebensmittel? Schlicht nicht notwendig!

Ob beim Großeinkauf am Wochenende oder wenn man nur schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen muss: Das Einkaufen im Supermarkt wird mit Kindern oft zum Spießrutenlauf. Die Süßigkeiten im Wartebereich an den Kassen sind ein sicherlich schon zur Genüge diskutiertes Ärgernis für Eltern. Mittlerweile kommt es aber auch schon vorher immer häufiger zu Quengelattacken, da einem aus den Regalen alle Arten von Lebensmitteln in bunten Verpackungen mit putzigen Tiergesichtern oder bekannten Zeichentrickfiguren entgegenlachen. Einerseits fühlen sich natürlich Kinder durch die optische Aufmachung auf gesprochen, was im besten Fall eine Diskussion über den Kauf und im schlechtesten einen Wutanfall bei Verweigerung dieses Wunsches nach sich zieht. Andererseits lassen sich aber auch viele Eltern täuschen von Aufdrucken, die die Lebensmittel als besonders geeignet für Kinder anpreisen. Dies führt häufig zu der irrigen Annahme, die Produkte seien besonders auf die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet. Hier soll anhand von drei Beispielen gezeigt werden, dass dies leider nicht der Realität entspricht. Bei Kindern sehr beliebt ist z.B. Wurst in verschiedenen Tierformen, die den Eindruck vermittelt, sie sei besonders für die …

Barfußlaufen ist gesund!

Der Sommer naht – und der kleine Noah will gerne barfuß laufen. Er lacht, freut sich über die kitzelnden Grashalme, über die er viel lieber geht als über den pieksigen Kiesweg. Ist Barfußlaufen gut? Aber unbedingt! Der feste Kinderschuh mit dem guten Fußbett hat nämlich einen Nachteil: er stellt den Kinderfuß sozusagen ruhig. Die Fußmuskeln müssen beim Barfußlaufen arbeiten, zum Beispiel kleinere Bodenunebenheiten ausgleichen. Das Fußgewölbe wird gestärkt. Zudem werden ohne Schuhe die Nerven der Fußsohlen stimuliert, was die Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns fördert. Daraus kann man auch ein Spiel machen. Lassen Sie Ihr Kind einmal mit den Füßen Gegenstände abtasten und erraten oder kleinere Gegenstände mit den Zehen greifen und aufheben. Oder besuchen Sie einmal mit den Kindern einen Barfußpfad: wer erkennt Sand, Moos, Steine, Tannenzapfen oder Schotter mit den Füßen? Und schon trainiert der Kinderfuß Hinspüren, Kraft und Koordination. Natürlich sollte man beim Barfußlaufen darauf achten, dass die Kinder nicht durch herumliegende Glasscherben oder Ähnliches verletzt werden können. Und auch der Tetanusschutz ist wichtig. Und noch eine Möglichkeit ist erwähnenswert: der …

Kinder, die viel draußen spielen…

Gerade jetzt nach den Wochen der Ausgangsbeschränkung. Wissen Sie eigentlich, welche Vorteile Kinder haben, die viel draußen spielen? Für die folgenden Punkte gibt es durchwegs die Beweise aus der Wissenschaft. Eigentlich weiß es auch jeder aus seiner eigenen Kindheit. Machen wir es unseren Kindern möglich! Kinder, die viel draußen spielen: lernen soziale Kompetenzen leiden weniger an Übergewicht und den schädlichen Folgen schlafen besser bewegen sich mehr und sind deshalb motorisch geschickter haben mehr Ausdauer lernen andere Möglichkeiten, Lösungen zu finden lüften ihre Schleimhäute aus und sind deshalb weniger anfällig für das Eindringen von Viren sammeln Erfolgserlebnisse lernen die Natur kennen, Pflanzen und Tiere sind glücklicher und selbstbewusster Diese Liste ist nicht vollständig. Ich unterstütze die Aktion Kindheit in Bewegung. Unter diesem Link finden Sie viele Ideen und Gedanken zum Spiel im Freien. Nutzen Sie es gerne. Viel Spaß beim Toben, Forschen, Bauen und Spielen.

Mit Kindern essen: „Ich ess’ es heute nicht, ich ess’ es morgen nicht, ich ess’ es niiiiiiiie!!“ (Ein Gastbeitrag von Inke Hummel)

Unsere Gastautorin Inke Hummel ist Pädagogin und arbeitet selbständig als Familienbegleiterin bei „sAchtsam Hummel“ sowie als Leiterin für Eltern­-Kind­-Kurse und Bloggerin. Als Coach mit entwicklungspsychologischer und bindungstheoretischer Ausrichtung unterstützt sie Familien im ersten Babyjahr, in der Kindergarten­ und Grundschulzeit sowie in der Pubertät. Besonders häufig begleitet sie Eltern mit gefühlsstarken Kindern und verhilft ihnen zu einer gelingenden Eltern­-Kind­-Bindung. Im Verein „Bindungs(t)räume“ setzt sie sich dafür ein, dass Eltern und Pädagogen die Bedürfnisse von Kindern besser verstehen. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern in Bonn. Ihre Impulse rund um Eltern-Kind-Bindung und mehr findet man auf Twitter unter https://twitter.com/HummelFamilie sowie auf den Blogs https://bindungstraeume.de/ und https://inkehummel.de/blog. Im August erscheint ihr Ratgeber „Miteinander durch die Pubertät“ im humboldt Verlag, im Oktober ihr erstes Kinderbuch im claus Verlag – mehr Informationen gibt es unter https://inkehummel.de/buecher.   Mit Kindern essen: „Ich ess’ es heute nicht, ich ess’ es morgen nicht, ich ess’ es niiiiiiiie!   Immer wieder begegnet mir die Ansicht, es sei höflich, Essen wenigstens zu probieren, und es nicht zu tun, wird …

Das Übergewicht und die Psyche

Etwa 10% der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 3% adipös. Übergewicht senkt nicht nur aufgrund der Risiken für die Gefäße und das Herz sowie den Stoffwechsel die Lebenserwartung. Übergewicht kann auch kräftig am Selbstbewusstsein kratzen, nochmals mehr in einer Zeit, in der Instagram die Welt mit vermeintlichen Traumfiguren überschwemmt. Aber wie vorbeugen oder behandeln? Übergewicht entsteht prinzipiell aus dem Missverhältnis von Kalorienaufnahme zu Kalorienverbrauch. Das ist medizinisch festgemeißelt und physikalisch logisch.  Aber warum kommt es bei manchen nun zu diesem Missverhältnis, bei anderen nicht. Und hier kommt die Psyche ins Spiel. Ich will hier natürlich nicht von guten Diät- oder Trainingsmaßnahmen abraten. Aber oft reicht dies alleine nicht, weil eben psychologische Faktoren jedem guten Plan einen Strich durch die Rechnung machen. Die Psyche spielt eben eine gewaltige Rolle beim Ess- und Bewegungsverhalten. Bekannt ist, dass phlegmatische oder depressive Persönlichkeiten eher Gewicht zunehmen (weil sie sich unbewusst weniger bewegen und damit weniger Energie verbrauchen). Und wer Frust schlecht abbauen kann, verliert oft den Antrieb zu Sport und Bewegung, oder benötigt Schokolade oder anderes „orales“ als Ausgleich. …

Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall beginnt im Kindesalter

Es ist erschreckend, wie früh manchmal ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall ein Leben beenden kann oder es zumindest massiv beeinträchtigen kann. Die Ursache ist in den meisten Fällen ein Verschluss einer Herzkranzarterie (Herzinfarkt) oder der Halsschlagader (Schlaganfall). Dieser Verschluss passiert nur in den seltensten Fällen plötzlich (durch eine Embolie), sondern ist fast immer ein langsamer Prozess. Und zwar ein Prozess, der in vielen Fällen schon im Kindesalter beginnt. Der Prozess der Arterienverengung und damit Durchblutungsstörung heißt Atherosklerose oder Arteriosklerose. Beschleunigt wird dies durch die bekannten Risikofaktoren: Rauchen Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) Fettstoffwechselstörung (v.a. im Cholesterin-Stoffwechsel) Bluthochdruck Übergewicht Aus Studien wissen wir, dass erste Veränderungen der Arterien schon im Kindesalter nachweisbar sind, teilweise sogar schon im Vorschulalter. Nämlich dann, wenn eines oder mehrere dieser Risiken vorlagen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte setzt sich deshalb für ein Screening auf diese Risikofaktoren ein, speziell auf die Risiken des Fettstoffwechsels. Man kann es durch eine einfache Laboranalyse und eine klinische Untersuchung durchführen. Denn wenn eine Behandlung rechtzeitig beginnt, kann der „frühe“ Herzinfarkt oder der „frühe“ Schlaganfall noch gut verhindert …

Energy-Drinks Ursache für Todesfälle?

Energy-Drinks boomen. Jetzt schlagen Ärzte Alarm. Insbesondere die hohe Koffeindosis kann toxisch (giftig) wirken. Das Bundesinstitut für Risikobewertung beobachtet die Gruppe der Energy-Drinks bereits, nachdem Todesfälle im Zusammenhang mit erhöhtem Konsum dieser Getränke gesehen werden – schrecklich für ein Getränk, das eigentlich als Stimmungsmacher auf Partys gilt. Die Todesfälle werden auf die häufige Einwirkung hoher Mengen an Koffein auf den unreifen Körper des Kindes und insbesondere auf das kindliche Herz gesehen. Nachdem nun auch der Bayerische Rundfunk darüber in einer Reportage berichtet hat, möchte ich Ihnen das  Thema als Kinderkardiologe zusammenfassen. Was passiert – aus kardiologischer Sicht? Die andauernde erhöhte Zufuhr von Koffein stimuliert das Herz ähnlich wie andauernde Stress-Belastung. Das erhöht den Blutdruck und den Puls und kann zu einer Verdickung der Herzmuskulatur führen – vor allem bei ähnlichen Erkrankungen in der Familie. Dies kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Warum sind Energy-Drinks dann nicht verboten? Produkte können nur dann vom Markt genommen werden, wenn der Zusammenhang belegt ist. Gerade bei Kindern sind Studien, die das Risiko beweisen würden, aber aus ethischen Gründen kaum durchzuführen. Was …

Körperlichkeit – ein Erziehungsauftrag (Teil 2: Sexualität vorbereiten)

Seinen Körper selbst wahrzunehmen, ist unheimlich wichtig. Das hatte ich in unserem letzten Blogartikel bereits mitgegeben. Es hat Bedeutung in der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten und für Selbstbewusstsein und Entspannung. Neben Sport und körperlicher Anstrengung ist das zweite große Feld, in der der Mensch Körperlichkeit erlebt, die Sexualität. Und die beginnt natürlich schon im Kindesalter. Noch nicht als vollendete sexuelle Erfahrung, aber als Wahrnehmung beglückender körperlicher Nähe. Fachleute beklagen, dass beglückende sexuelle Erfahrungen seltener geworden sind –  trotz oder gerade wegen der moralischen Freizügigkeit und der stets verfügbaren Darstellung von sexuellen Inhalten in den Medien. Mit welch krassen pornographischen Inhalten Kinder und Jugendliche bereits früh konfrontiert werden, macht einem Angst. Medienpädagogen berichten schon seit Jahren über die Flut von sexuellen Inhalten, die etwa in der Schule verbreitet werden. Es sind Darstellungen, die Kinder überfordern, gerade, weil sie ihre eigentliche Körperlichkeit noch nicht entwickelt haben. Wie kann man sein Kind nun „vorbereiten“, einmal erfüllte sexuelle Erfahrungen zu machen? Körperliche Handlungen nicht tabuisieren (etwa die frühkindliche Neugier bei der Erforschung des eigenen Körpers) Sexuelle Themen altersgerecht …

Körperlichkeit – ein Erziehungsauftrag (Teil 1: Sport und Natur)

Seinen Körper selbst wahrzunehmen, ist unheimlich wichtig. Es hat Bedeutung in der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten. Aber es ist auch für das Selbstbewusstsein und für die schöne Seite erfüllter Körperlichkeit wichtig. Unser Alltag ist aber nicht mehr besonders reich an körperlichen Erfahrungen – verglichen mit früheren Epochen. Körperliche Arbeit gibt es kaum mehr, Vereinssport verliert an Zulauf und Spiele sind elektronisch geworden. Selbst beglückende sexuelle Erfahrungen (glaubt man den Statistiken) scheinen trotz aller Freizügigkeit heutzutage abzunehmen. Doch davon im nächsten Blogartikel. Hier soll es erst einmal um Sport und Outdoor-Aktivitäten gehen. Um körperlichen. Nicht um sterilen „Computer-Sport“, der von jeder Körperlichkeit befreit ist. Mit dem Mitgliederschwund in Jugendsportvereinen ist auch die Anzahl der Kinder und Jugendlichen gesunken, die überhaupt noch die physischen Grenzen ihres Körpers testen. Welches unserer Kinder hat denn noch diese Erfahrungen gemacht – den Körper bei einer Fahrradrunde ausgepowert, bei einer Bergtour die Muskeln gespürt oder in einer Winterwanderung mit Wind und Wetter gekämpft. Wenn Sie jetzt rufen „Mein Kind schon“, dann haben Sie einen wichtigen Auftrag der Erziehung angenommen. Herzlichen …

Warum ich die Weiterbildung “Ernährungsmedizin” durchlaufen habe…

Ich bin jetzt “Ernährungsmediziner”. Jedenfalls habe ich die Weiterbildung “Ernährungsmedizin” durchlaufen. Ernährung ist interessant. Denn jeder isst gerne gut. Und jeder weiß auch, welchen erheblichen Einfluss Fehlernährung haben kann. Die Krankheiten, die im Zusammenhang mit Ernährung stehen, nehmen zu. Und damit auch die Möglichkeiten der Prävention. Und gleichzeitig suggeriert die Werbung, wir dürften uns die wunderbaren Geschmackserlebnisse nicht entgehen lassen. Leider gibt es gerade in der Ernährungsmedizin in vielen Fällen nur Expertenmeinungen und wenige wissenschaftliche Beweise. Deshalb ist Ernährungsmedizin auch so mystisch. Jede Frauen- oder Familienzeitschrift hat ein Dossier über Ernährungsfragen und verbreitet vermeintlich neue „Superkost“ oder „Diäten“. Vieles davon ist Humbug oder zumindest Marketing.   Warum trotzdem Ernährungsmedizin? Ein paar wichtige Beispiele: Ernährung sollte zunächst ausgewogen sein. Und da fängt das Problem schon an. Die gesunde, ausgewogene Ernährung des Kindes schützt es vor Mangelzuständen und gleichzeitig vor den Krankheiten der „Überfütterung“. Leider finden wir diese ausgewogene Ernährung gar nicht mehr so häufig in den Familien. Gerade in der Kardiologie sind viele Erkrankungen des Erwachsenen vorzubeugen, wenn von Kindesbeinen an auf die richtige Ernährung geachtet …