Alle Artikel in: Medizin

Artikel zu kindermedizinischen Themen.

Masern schwächen das Immunsystem gefährlich!

Die Kinderärzte berichteten an dieser Stelle vor Kurzem über die dringende Notwendigkeit der Masernimpfung für Kinder. Nun wurde kürzlich eine Studie im renommierten Wissenschaftsjournal “Science” veröffentlich, die die Gefährlichkeit der Erkrankung unter einem vielen Menschen unbekannten Aspekt bestätigt. Eine Maserninfektion kann den Patienten durch eine tiefgreifende Schwächung des Immunsystems nämlich auf Jahre hinaus (!) anfälliger für andere Krankheitserreger machen. Die Maserninfektion zerstört die Gedächtniszellen des Immunsystems, sodass die früher schon erworbene Fähigkeit zur Abwehr vieler Keime dann wieder mühsam über lange Zeit aufgebaut werden muss. Durch die Impfung wird die Entstehung der beschriebenen Schwächung des Immunsystems verhindert, wodurch sich neben dem direkten Effekt der Vermeidung von Masernkomplikationen auch die massive Senkung der Kindersterblichkeit seit Einführung der Masernimpfung vor 50 Jahren erklären lässt. Kaum eine Erkrankung ist leichter zu verhindern. Die Kinderärzte raten zur Masernimpfung. DrS

Warum Finger knacksen? Ultramoderne Medizintechnik löst das Rätsel nun…

Jeder kennt es aus den Schultagen: Es gibt Menschen, die ihre Finger knacksen lassen können, und solche, die es nicht können. Die medizinische Wissenschaft hat nun nach fast einem Jahrhundert die Ursache klären können. Dazu wurde eine utramoderne Kernspintomographietechnik eingesetzt, nämlich die Analyse schneller bewegter Echtzeitbilder. Ursache des knacksenden Gelenks ist danach das Entstehen einer Blase im Bereich der Gelenkskapsel, also ein erzeugter innerer Hohlraum. Der entsteht nämlich, wenn das Ziehen an den Fingern die beiden Knochen des Gelenks voneinander entfernt. Und das macht das Geräusch. Abnutzen wird sich die Gelenkfläche dabei nicht. Also muss zumindest aus dieser Sicht Knacksenlassen nicht verboten werden. Vielleicht können die Schulkinder beim Knacksenlassen ja jetzt gleich noch etwas Anatomie lernen…. Den Originalartikel zu der wissenschaftlichen Untersuchung finden Interessierte übrigens hier. DrGH

Warum der Zusammenhang zwischen Schulangst und Blackouts viele Tausend Jahre alt ist

Um das Gefühl “Schulstress” zu verstehen, muss man Tausende von Jahren zurückgehen. Der Körper höherer Lebewesen arbeitet in zwei unterschiedlichen Funktionsweisen – entweder im sogenannten “Entspannungs- und Verdauungsmodus” oder im “Flucht- und Kampfmodus”. Zwischen den beiden können sie blitzschnell umschalten. Als die Menschen noch Jäger  und Sammler waren war die Unterscheidung dieser beiden Modi noch offensichtlicher, denn da gab es noch viel mehr das Risiko eines Kampfes oder einer nötigen Flucht. Im Flucht- und Kampfmodus (“fight and flight”) passt sich der Körper blitzschnell an die erforderlichen körperlichen Höchstleistungen an. So steigen etwa die Herzschlagkraft und die Atmungseffektivität. Die Pupillen weiten sich, um mehr zu sehen. Gleichzeitig bekommt die visuelle Wahrnehmung aber den berühmten Tunnelblick. Die Muskulatur geht in Bereitschaft für schnelle Impulse. Lösungsorientiertes Denken ist eingeschränkt. Abbildung: Der Flucht- und Kampfmodus (Quelle: “The Fight or Flight Response” by Jvnkfood – Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Fight_or_Flight_Response.jpg#/media/File:The_Fight_or_Flight_Response.jpg) Was hat das nun mit dem Teufelskreis der Schulangst zu tun? Kinder mit Angst arbeiten im Kampfmodus. Damit ist ihre Fähigkeit, Wissen zu …

Stress, Angst und Lebensqualität ist am Herzen ablesbar!

Stress und Lebensqualität ist verhältnismäßig einfach messbar geworden, und zwar über die Variabilität der Herzfrequenz. Was ist Herzfrequenzvariabilität? Das Herz schlägt zwar regelmäßig, also z.B. 70x je Minute beim Erwachsenen, aber die Abstände zwischen den einzelnen Schlägen sind nicht exakt gleich. Diese Variabilität kann stärker ausgeprägt oder geringer ausgeprägt sein. Bei Stress, Angst und Anspannung sorgt die innere Regulation dafür dass das Herz exakter arbeitet. Damit verschwinden die Variabilitäten weitgehend. Gesünder ist allerdings eine möglichst ausgeprägte Variabilität der Herzfrequenz. Kinder und Jugendliche haben diese eh. Erwachsene, die sich diese noch lange erhalten, haben eine höhere Lebenserwartung, da dies mit geringerer Rate an kardialen Todesfällen verbunden ist. Und alle haben eine höhere Lebensqualität, wenn sie Stress vermeiden oder beherrschen lernen. Einsetzbar ist die Herzfrequenz-Variabilität übrigens auch zur Diagnostik bei: ADHS Adipositas (starkem Übergewicht) zur Diagnostik der Folgekrankheiten Wachstumsrückstand Magersucht und Essstörungen Und das kann man nun messen. Wie? Mit einem Langzeit-EKG, also der ambulanten Ableitung der Herzfrequenz vor allem auch während der Nachtstunden. Auch die Blog-Kinderärzte wollen das nun nutzen…vor allem mit der kinderkardiologischen Ausrichtung ihrer …

Bremsenversagen oder warum Kinder mit ADHS auch häufig Bluthochdruck haben….

Man versteht die Aufmerksamkeitsstörung ADHS immer besser. Es handelt sich um eine Störung im System der Gehirnregulation, vor allem im sogenannte Präfrontalhirn. Das ist der vorderste Abschnitt fast direkt hinter der Stirn.# Die Forscher haben nun viele Hinweise dass das Hauptproblem bei ADHS der fehlende Einfluss bremsender Strukturen ist. Und dieses fehlende Bremsen fehlt nun häufig nicht nur bei der Konzentration und der Kontrolle der Impulse, sondern auch ansonsten im Körper bei der Regulation anderer Funktionen. Eine Auswirkung dieses gemeinsamen Bremsen-Versagen kann nun auch ungebremster Blutdruck sein, also Bluthochdruck. Hinzu kommt, dass auch manche zur Therapie von ADHS eingesetzte Medikamente selbst den Bklutdruck erhöhen. Die Blog-Kinderärzte empfehlen deshalb, bei Kindern mit Verdacht auf ADHS und vor allem bei gesicherter Diagnose regelmäßig den Blutdruck zu messsen. DrGH

Einkaufsfalle Kinderlebensmittel

Ob beim Großeinkauf am Wochenende oder wenn man nur schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen muss: Das Einkaufen im Supermarkt wird mit Kindern immer mehr zum Spießrutenlauf. Die Süßigkeiten im Wartebereich an den Kassen sind ein sicherlich schon zur Genüge diskutiertes Ärgernis für Eltern. Mittlerweile kommt es aber auch schon vorher immer häufiger zu Quengelattacken, da einem aus den Regalen alle Arten von Lebensmitteln in bunten Verpackungen mit putzigen Tiergesichtern oder bekannten Zeichentrickfiguren entgegenlachen. Einerseits fühlen sich natürlich Kinder durch die optische Aufmachung auf gesprochen, was im besten Fall eine Diskussion über den Kauf und im schlechtesten einen Wutanfall bei Verweigerung dieses Wunsches nach sich zieht. Andererseits lassen sich aber auch viele Eltern täuschen von Aufdrucken, die die Lebensmittel als besonders geeignet für Kinder anpreisen. Dies führt häufig zu der irrigen Annahme, die Produkte seien besonders auf die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet. Hier soll anhand von drei Beispielen gezeigt werden, dass dies leider nicht der Realität entspricht. Bei Kindern sehr beliebt ist z.B. Wurst in verschiedenen Tierformen, die den Eindruck vermittelt, sie sei besonders für …

Manchmal ist weniger Perfektion mehr…

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) hat die Vorstellungen der Menschen in der BRD zu Familie, Elterndasein und Partnerschaft untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. Die Kinderärzte berichten kurz dazu, da die Ergebnisse deutliche Parallelen zu vielem, was in der Kinderarztpraxis besprochen wird und was in diesem Blog auch schon geschrieben wurde, zeigen. Befragt wurden für diese Studie zwischen 2012 – 2014 5000 zufällig ausgewählte Personen zwischen 20 und 39 Jahren. Die Personen wurden mehrmals kontaktiert. Tatsächlich setzen sich viele junge Eltern sehr unter Druck mit den Erwartungen, die sie selbst an sich in der Elternrolle stellen. Ca. 25% meinen, dass Eltern ihre Bedürfnisse gänzlich denen der Kinder unterordnen sollten. 80% denken, dass es in der Erziehung vieles gibt, was man falsch machen kann. Das Elterndasein gilt als schwierig zu meisternde Angelegenheit. Diese Überzeugungen werden anscheinend von klein auf übernommen und irgendwann nicht mehr hinterfragt. Aufgrund der Vielfalt an Informationen fühlen sich zudem einige Eltern durch die von der Gesellschaft formulierten Anforderungen unter Druck gesetzt, was zur Folge hat, dass sie manchmal gegen ihre eigenen Überzeugungen handeln. …

Oxytocin und Kuschel-Pflicht!!!

Es ist schon beeindruckend. Hautkontakt lässt das Hormon Oxytocin ausschütten. Und dieses kleine chemische Molekül löst dann wohlige Gefühle aus. Das hat in unterschiedlichen Situationen zwar unterschiedliche Folgen, immer lässt es uns aber Glück und Zusammengehörigkeit empfinden. Oxytocin wird in der mütterlichen wie in der kindlichen Hirnanhangsdrüse produziert und bei Hautkontakt, etwa beim Stillen, ausgeschüttet. Es gilt als eines der Stoffe, der den Mutterinstinkt auslöst. Und als Glückshormon. Die Eltern-Kind-Bindung wird dabei durch das Glücksgefühl vermittelt. Es entsteht sowohl bei der Mutter als auch beim Kind. Kinder können dadurch langfristig profitieren, durch positive Grundstimmung und damit durch ein unerschütterliches Urvertrauen. Aber auch im späteren Leben wird Oxytocin bei Körperkontakt ausgeschüttet. Etwa beim Sex, beim Kuscheln, bei engem Tanzen oder bei sonstigem engem Körperkontakt. Auch da ist ein wohliges Gefühl und eine positive Stimmung die Folge. Die Kinderärzte wünschen jedem Kind viel Haut-zu-Haut-Kontakt! Für Erwachsene sind die Kinderärzte zwar nicht zuständig, aber in einer Familie, in der Körpernähe selbstverständlich ist, profitieren ja auch die Kinder…. Es sollten nur mindestens 6 Minuten Kontakt sein. Quickies reichen also …

Was ist das, Paukenerguss und Polypen?

Die Kinderärzte berichten: Viele, auch kleinere Kinder sind von wiederkehrenden Ergüssen im Mittelohr oder nächtlichem Schnarchen betroffen. Warum? Und was ist daran problematisch? Das Mittelohr, auch Paukenhöhle genannt, liegt hinter dem Trommelfell. Es ist von Schleimhaut ausgekleidet, es wird also auch hier Sekret produziert, das normalerweise über die Tube, einen Verbindungsgang zur Nase, abfließt. An der Mündung der Tube in die Nasehöhle sitzen die Nasenrachenmandeln. Sind sie relativ groß, spricht man von den sogenannten Polypen (rechte Bildseite). Sie können die Mündung der Tube verlegen und den Sekretabfluss behindern. So kommt es zu den Paukenergüssen (rechte Bildseite). Diese dämpfen das Hören sehr stark, ähnlich wie ein Oropax. Außerdem können leichter Mittelohrentzündungen entstehen. Ist das Hören längere Zeit eingeschränkt, kann sich das auf die Sprachentwicklung negativ auswirken, und dem Kind bleiben verschiedene Informationen, leise Geräusche etc. verborgen. Ist das nächtliche Schnarchen, das durch die Polypen ausgelöst wird, auch mit Atempausen verbunden, ist Vorsicht geboten. Die Kinder wachen ständig unterschwellig auf, sind nicht ausgeschlafen und entwickeln verschiedenste Symptome. Der Arzt spricht von einem Schlaf-Apnoe-Syndrom. Hier sollte zügig behandelt …

Selbstverletzendes Verhalten (Gastbeitrag)

Anders als Magersucht – hier kann man zum Beispiel das durch die Medien propagierte Schönheitsideal als Ursache ausmachen – oder Drogensucht erscheint selbstverletzendes Verhalten Außenstehenden meist völlig unverständlich, da der Betroffene sich hier offenkundig selbst schadet, was man bei anderen Suchterkrankungen zunächst leichter verdrängen kann. Der Weg hin zum selbstverletzenden Verhalten ist jedoch häufig mit dem z.B. in eine Drogensucht vergleichbar. Auslöser sind oftmals seelisch belastende Situationen wie Leistungsdruck, Überforderung oder traumatische Erlebnisse. Zum Druckabbau kommt es dann – zumindest kurzfristig – durch den als Entlastung empfundenen Schmerz. Da die Wirkung sofort eintritt, macht das Verhalten schnell abhängig. Gerade weil für Außenstehende die selbstverletzenden Handlungen nur schwer nachvollziehbar sind, ist der Umgang mit der Erkrankung für sie sehr schwierig. Hinzu kommt, dass die Schnitte oder auch Brandmale meist sehr gut verborgen sind, da sie an durch Kleidung verdeckten Hautstellen vorgenommen werden. Hat man allerdings den Verdacht, dass das Kind, die Freundin oder der Freund sich selbst verletzt, ist es wichtig, keine Vorwürfe zu äußern. Betroffene sind von sich selbst enttäuscht, weil sie nichts gegen das …