Alle Artikel in: Medizin

Artikel zu kindermedizinischen Themen.

Was ist Fieber? Und warum ich für eine neue Fieberkultur eintrete…

Es ist wieder Grippesaison. Und da häufen sich wie jedes Jahr im Februar und März die Fälle von Fieberkindern. Fieber erschreckt die Eltern. Denn das Kind ist matt und mitgenommen. Und plötzlich spuken im elterlichen Kopf Begriffe wie “Fieberkrampf”, “Überfieberung”, “Fieberschock”…. Um es vorwegzunehmen. Fieber wird vom eigenen Immunsystem “gemacht”. Es ist eine Begleitreaktion der Entzündungs- und Abwehrphase, die das eigene Immunsystem erzeugt. Eine “Überfieberung” gibt es deshalb nicht (außer bei bestimmten Narkosemedikamenten). Krampfanfälle bei Fieber (“Fieberkrämpfe”) gibt es schon. Aber auch diese hinterlassen bei ansonsten gesunden Kindern keine Schäden. Sie treten am häufigsten beim raschen Auffiebern oder Wiederauffiebern (nach starken Fiebersenkern) auf. Vielleicht muss der Erreger behandelt werden, der zu Fieber führt. Das Fieber selbst muss aber im Allgemeinen nicht behandelt werden. Der Griff zu Ibuprofen oder Paracetamol kann sogar – wegen des Fieber-JoJo-Effekts – das Risiko für Fieberkrampfanfälle steigern. Paracetamol gilt nicht mehr als ideales Medikament (wegen der starken Nebenwirkungen an der Leber), auch für Ibuprofen mehren sich die Hinweise auf langfristige Nebenwirkungen. Was also tun? Wenn das Fieber moderat ist, muss es …

Wie Smartphones die Sehkraft schwächen

Es ist inzwischen unstrittig. Die umfangreiche Nutzung von Smartphones in der Jugend kann die Sehkraft schwächen. Der  Mechanismus ist physikalisch gesehen logisch. Allerdings gab es denselben Mechanismus bereits vor dem Smartphone-Zeitalter. Schuld ist nämlich das Lesen in zu kurzem Abstand. Das Smartphone wird zu nahe an die Augen gehalten (so wie auch Bücher bei Leseratten). Das Auge reagiert mit Verlängerung des Längsdurchmessers, um das auszugleichen. Die sich noch entwickelnden Augen von Kindern und Jugendlichen betrifft dies deutlich stärker. Die Folge sind zunehmende Kurzsichtigkeit, Brillenkorrektur, und langfristig die Schwächung der Sehkraft. Die Symptomatik ist umso ausgeprägter, je länger die täglichen “Lesezeiten” am Smartphone sind, und je näher es am Auge gehalten wird. Insofern sind die Bemühungen mancher Hersteller zu begrüßen, mittels Apps die Bildschirmzeiten besser zu kontrollieren. Inwieweit diese die Nutzungsdauer reduzieren lassen, bleibt abzuwarten.

Vorsicht: gefährliche neue E-Zigaretten

In den USA sind sie schon auf dem Markt, nun kommen die Juul-E-Zigaretten auch in Deutschland auf den Markt. In den USA sind Hunderttausende Jugendliche bereits abhängig. Sie sieht aus wie ein USB-Stick und enthält soviel Nikotin, wie die Richtwerte es in Deutschland noch zulassen. In den USA ist der Nikotingehalt sogar noch höher. Durch den Gebrauch der E-Zigarette werden Jugendliche an den Gebrauch herkömmlicher Zigaretten hingeführt. Der Rauch E-Zigarette enthält weniger, aber immer noch sehr gefährliche Stoffe. Also keine Entwarnung. Reden Sie mit den Jugendlichen und machen Sie die Fakten klar. Mehr können Sie nicht tun, denn die Jugendlichen müssen ab einem gewissen Punkt selbst entscheiden, was sinnvoll ist oder nicht.

Drama um das Zähneputzen

Zähneputzen – das ist so ein Kampf! Diesen Satz hören wir häufig bei den Vorsorgeuntersuchungen. Routinemäßig fragen wir nach der Zahnpflege, auch um hier die Eltern zu diesem Thema zu beraten. Immer wieder hören wir dabei von den Eltern, dass sie diesen täglichen Kampf irgendwann aufgeben und dann eben nicht putzen. Nun darf man an dieser Stelle die Ehrlichkeit und den Mut dieser Aussage lobend erwähnen, denn dass der Arzt dieses Vorgehen nicht anraten wird, wissen diese Eltern natürlich. Zahngesundheit und Mundhygiene sind extrem wichtige Themen, denn nur so kann Karies vermieden werden. Außerdem hängt von der Zahngesundheit auch die Gesundheit insgesamt in so mancher Hinsicht ab. Und was ein Kind nicht als wichtige Maßnahme erlernt, wird man dem Jugendlichen oder Erwachsenen nur schwer beibringen. Wir raten darum, den Protest in Kauf zu nehmen und mit liebevoller Konsequenz das Zähneputzen trotz des Protests zweimal täglich durchzuführen. Natürlich kann man es ritualisieren, ein Zahnputzlied einführen, mit den Kindern zusammen selbst Zähneputzen (die Kinder ahmen unser Vorbild nach!), die Kinder bei sich selbst nachhelfen lassen, das Thema …

Spinning – meine Erfahrungen mit dem idealen Fitness-Trend

Früher sagte man Trimmtrainer. Heute heißt es neudeutsch Indoor Cycling.  Und eine Variation davon ist das Spinning! Und ich gebe es gleich zu – ich bin zum Spinning-Fetischist geworden. Warum? Und was ist anders als beim Radfahren? Spinning-Bikes sind zunächst Ergometer, die ein schweres Schwungrad antreiben. Dadurch entsteht eine sehr gleichmäßige Belastung. Diese kann nun einfach (idealerweise manuell) an die Fitness angepasst werden. Damit ist eine Überforderung kaum möglich. Auch wenn ein Videotrainer (etwa im Internet) zur Motivation helfen kann. Die Effektivität für die Gesundheit entspricht damit einer langen Radtour über größere und kleinere Berge. Und sogar noch mehr – das Widerstandskonzept führt dazu, dass nicht nur Kardiotraining möglich ist (also Ausdauer-Fitness des Herz-Kreislaufsystems), sondern auch die Körperspannung geschult wird. Alles geht für Anfänger wie für Profis. Jeder reguliert sein Niveau individuell. Als Sportmediziner empfehle ich es deshalb gerne – genauso für angehende Profisportler wie etwa als Aktivität gegen Übergewicht. Gerade für die Übergewichtsbehandlung könnte es erfolgreich sein. Denn das Empfinden von Anstrengung ist für die hohen Intensitäten nach den sportmedizinischen Studien niedrig. Somit bleibt …

Warum ich mich als Schulmediziner für RhinoQuick® Schnupfenpflaster einsetze…

Vor einigen Monaten habe ich im Europäischen Ausland ein neues innovatives, aber natürliches “Medikament” entdeckt – gegen Erkältungsschnupfen und alles was dazu gehört. Das war zwar sehr interessant für mich, aber es erwachte auch meine ganze Skepsis als Schulmediziner  –  als Kinderarzt und als Kinderpneumologe. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren Denn dieses Produkt beinhaltet ätherische Öle und die sind bei uns Kinderärzten traditionell ungern gesehen. Wegen der Nebenwirkungen an der Haut (für die Erkältungssalben wie Wick Vaporup sind ja sogar ernsthafte Vergiftungsfälle berichtet worden) und an den Bronchien. Obwohl ätherische Öle ja nachgewiesenermaßen wirken. Dieses Dilemma kannte ich zumindest aus den Fortbildungsveranstaltungen des wichtigsten deutschen kinderärztlichen Berufsverbandes BVKJ. Weil so viele Eltern im Ausland aber von diesem “Medikament” begeistert sind und Nebenwirkungen nie berichtet worden sind, habe ich begonnen, nachzuforschen. Ätherische Öle aus Minze, Eukalyptus und Lavendel werden bei diesem Funktionspflaster nicht direkt auf den Körper gebracht, sondern fast wie bei einem Retardpräparat langsam aus der innovativen Matrixschicht zur Inhalation in die Nase …

Mukoviszidose – ein neues Screening im Säuglingsalter

Jede Mutter und jeder Vater in Deutschland kennt das Neugeborenen-Screening, das allen Neugeborenen (nach den Kinder-Richtlinien, also gesetzlich) etwa am 2. Lebenstag angeboten wird. Dabei wird auf genetische und nicht-genetische Erkrankungen untersucht. Allen Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie eine frühe Behandlung benötigen, dass es zu keinen oder möglichst geringen Schäden auf den sich rasch entwickelnden Körper der Neugeborenen kommt. Als 13. Erkrankung wurde seit 2017 die Mukoviszidose in das Screening eingeschlossen. Es handelt sich um eine genetische Erkrankung mit Störung verschiedener Organe. Hintergrund ist eine veränderte Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten. Grob ausgedrückt sind diese zäher. Betroffen sind im Vordergrund die Lunge mit vermehrtem Risiko für Verschleimung und dadurch Lungenentzündungen und einem späteren Abbau der funktionierenden Lungenstrukturen, außerdem  der Darm mit einer Verdauungsstörung, die inneren Geschlechtsorgane und das Skelettsystem. Heilbar ist die Mukoviszidose zwar nicht, aber bei frühem Therapiebeginn sind die belastenden Folgekrankheiten zu verhindern oder zumindest zu beeinflussen. Ich meine deshalb, Sie sollten trotz der beängstigenden Aussichten auf einen positiven Befund am Screening teilnehmen, wenn Sie mit einem Neugeborenen rechnen. Auch wenn das Screening positiv ist, …

Fall der Woche: Jenny (14) kippt um – 7 Warnsignale

Jenny ist 14. Eines Morgens um kurz nach 6 ist sie noch im Halbschlaf, als sie ins Badezimmer schleicht, um sich für die Schule fertig zu machen. Dann wird ihr schwarz vor Augen und sie kippt um. Sie ist offensichtlich für einen Augenblick bewusstlos und “erwacht” am Boden des Badezimmers. Was ist passiert? Sie ist unklar bewusstlos geworden. Man nennt das Synkope. Darf man das als normal abtun? Oder braucht es eine ärztliche Behandlung? Normal ist es nicht, aber zumindest häufig. 15% aller Kinder und Jugendlichen erleiden wenigstens einmal eine solche Synkope. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungs. Einige erleben das auch öfters. Die häufigste Ursache ist ein Kreislaufkollaps. Medizinisch heißt das dann Reflexsynkope, weil der Kreislauf nicht der Situation entsprechend reagiert. Ich empfehle trotz der weiten Verbreitung nach einer Synkope zum Arzt zu gehen. Es gibt neben der häufigen Reflexsynkope auch andere, seltenere, aber gefährlichere Ursachen. Herzrhythmusstörungen etwa, oder Krampfanfälle des Gehirns. Welche Symptome sind absolute Warnsignale (die eine sofortige Behandlung erfordern)? eine Synkope unter dem Alter von 10 Jahren eine Synkope bei körperlicher …

HPV Impfung nun auch für Jungen empfohlen!!

Nun ist es soweit: Am 28. Juni ist die schon länger erwartete offizielle Empfehlung der HPV Impfung nun auch für Jungen von der STIKO (Ständige Impfkommission) veröffentlicht worden. Ziel ist es insbesonders, die durch HPV ausgelösten Tumore (an Gebärmutterhals, aber auch Penis, Mundhöhle oder Anus) zu reduzieren. Damit wird empfohlen, alle Jungen und Mädchen ab 9 Jahren zweimal im Abstand von wenigstens 5 Monaten mit einem Impfstoff gegen das HP-Virus (humanes Papilloma Virus) zu versorgen. Die Impfung gilt als gut wirksam und sehr verträglich. Fragen Sie bei Ihrer Kinderärztin bzw. Ihrem Kinderarzt nach, sie werden bestimmt gerne beraten.

Angeboren oder erworben? Oder doch die Epigenetik…

„Du siehst ja aus wie deine Mutter…nur die Augen hast du von deinem Vater…“ Diese Sätze begegnen Ihnen wie mir ja in den verschiedensten Variationen. Ist ja auch sehr vielfältig, der Mensch mit seinen guten und schlechten Eigenschaften. Aber wieviel Steuerung kommt denn alleine durch die Gene und wie viele unserer Eigenschaften sind doch erst durch den Einfluss des Lebens nach der Geburt ausgeprägt worden? Und warum? Darüber diskutieren seit Jahrhunderten die Gelehrten. Jetzt kommt etwas Neues hinzu. Seit einigen Jahren wird immer klarer, dass es sogenannte „epigenetische“ Phänomene gibt, die insbesondere auch für die Entwicklung von Krankheiten relevant sind. Ich versuche, Ihnen das in wenigen Worten zu erklären: Manche Gene sind da, aber ihre Wirkung wird durch eine Art Schutzhülle förmlich „ausgeschaltet“. Umweltfaktoren (also bestimmte Substanzen oder Ereignisse in unserem Leben) können nun die Schutzhülle entfernen und dadurch die Gene „anschalten“. Meist ist diese Entwicklung ungünstig, da der Körper die Gene nicht umsonst eingesperrt hat. Erwarten Sie also keine plötzlichen Model-Maße oder Einstein-Ideen, wenn  die Gene „freigelassen“ werden. In der Regel entsteht dann um …