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Diagnose Legasthenie (Gastbeitrag)

Kinder mit sehr schlechten Rechtschreibleistungen haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich, bis letztendlich die Diagnose “Legasthenie” gestellt wird. Die ersten Schuljahre sind einerseits geprägt durch Selbstzweifel, andererseits auch durch die nicht zu erfüllende Erwartungshaltung der Eltern oder Lehrer. So empfinden viele Kinder und Eltern große Erleichterung, wenn sie das Attest in den Händen halten. Allerdings sollte damit sinnvoll umgegangen werden. Die Schule bietet Legasthenikern – völlig zu Recht – einen Schutzraum. So wird die Rechtschreibleistung nicht gewertet und den betroffenen Schülern wird eine Arbeitszeitverlängerung eingeräumt. Oft ist jedoch zu beobachten, dass sich die Schüler – verständlicherweise – auf der Diagnose ausruhen: “Wenn meine Fehler nicht bewertet werden, brauche ich mich doch auch nicht anzustrengen.” Hier ist es die Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder die geschützte Situation nutzen können, um ihre Lese- und Rechtschreibleistungen zu verbessern. So kann z.B. eine konsequente logopädische Therapie deutliche Verbesserungen bringen. Für die jeweilige Ausprägung der Legasthenie geeignete Therapieformen lassen sich am besten mit Hilfe eines Kinder- oder Schulpsychologen finden. Klar ist: Man braucht Ausdauer, um …

Diskutieren Sie mit: Der Spagat zwischen Beruf und Familie

Die Kinderärzte erleben es nicht selten: Die Belastung durch den Versuch, das Leben mit Beruf und Familie sinnvoll zu vereinbaren, ist für Eltern eine enorme und bisweilen – unter den aktuellen Gesellschaftsbedingungen – nicht bewältigbare Herausforderung. Wir sehen nicht selten, dass Eltern an den Ansprüchen, die an sie herangetragen werden oder die sie selber meinen erfüllen zu müssen, scheitern. Und der enorme Druck kann erhebliche Schwierigkeiten nach sich ziehen. Der Tag hat auch für die effektivsten Eltern nur 24h und auch die belastbarsten Menschen haben physische und psychische Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Dies müssen auch wir modernen Menschen uns eingestehen. Und es gibt uns nicht nur als Berufstätige und als Elternteil, sondern auch als Einzelperson mit allen Bedürfnissen, Stärken, Schwächen und mit der normalen menschlichen Begrenztheit. Dies wird oft sehr leicht vergessen. Ständige Überforderung der menschlichen Möglichkeiten führt in die Sackgasse, man nennt das dann z.B. Burnout. “Alles” ist eben nicht möglich! Für die Burnoutprophylaxe gibt es einige gute Ansätze: Beispielsweise Prioritäten zu setzen, Ziele und die generelle Lebensgestaltung zu überdenken (Was will ich? Wo will …

Überlegungen zum Übertritt an eine weiterführende Schule (Gastbeitrag)

Im Kino läuft derzeit der durchaus sehenswerte Film “Frau Müller muss weg”, der von einem Gespräch von Eltern mit einer Grundschullehrerin handelt, in dem deutlich wird, dass – völlig unabhängig von der Eignung der Kinder – das einzige Ziel der Eltern darin besteht, dass die Viertklässler den Übertritt ans Gymnasium schaffen. Und wenn die Klassenlehrerin – Frau Müller – diesem Ziel im Weg steht, dann muss sie eben weg! Doch woher kommt die Idee, dass nur die gymnasiale Schulbildung und an ihrem Ende das Abitur den Kindern eine erfolgreiche berufliche Zukunft verspricht? Hier sind sicherlich mehrere Faktoren zu nennen: Es stimmt zwar, dass unser Schulsystem von unten nach oben nur sehr wenig durchlässig ist. Andererseits gibt es auch mit einem Haupt- oder Realschulabschluss viele Wege zum Hochschul- oder Fachhochschulstudium. So kann ein “Spätzünder” oder jemand, der einen Beruf gefunden hat, der ihm Spaß macht und in dem er sehr gut ist, über eine Lehre und die Meisterprüfung die Zulassung für ein Studium erhalten. Eine andere Möglichkeit ist der Weg über die FOS/BOS. Geschürt wird die …

Gedanken zur Erziehung zum Umweltschutz

Die Kinderärzte fragen: Ökologisches Bewusstsein – ein Erziehungsziel? Sicher! Es wird von sehr vielen Eltern inzwischen angestrebt, ihren Kindern und Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen dieses Planeten nahezubringen und vorzuleben. Letzteres ist sicher besonders wichtig. Auch in den Schulen werden diese Themen im Unterricht aufgenommen und behandelt. Und im Kleinen lassen sich so auch Fortschritte erkennen. Aber ändern wir damit für die nachfolgenden Generationen etwas im notwendig großen Stil, wenn wir in den Nachrichten dann andererseits hören, dass die UN-Klimakonferenz wieder einmal ohne wesentliche Ergebnisse zu Ende ging? Jeder kennt die indianische Weisheit, nach der wir die Erde nur von unseren Kindern geliehen haben. Reichen also unsere eigenen Bemühungen und das, was wir unseren Kindern dazu vermitteln? Mut macht, dass die junge Generation bereits anpackt. Ein Beispiel: Boyan Slat (geb. 1994) begann bereits als Jugendlicher, sich für eine Lösung des weltweit drängenden Problems der Meeresverschmutzung durch Plastikmüll zu engagieren. Der Plastikmüll am Strand störte ihn während eines Urlaubs. Wie kann man den Plastikmüll aus dem Meer bekommen, fragte sich Slat. …

Wir raten dringend: kein Gehfrei für Ihr Kind!

Die Kinderärzte raten: Sehen Sie vom Kauf einer Lauflernhilfe, auch Gehfrei genannt, unbedingt ab! Sie gehen große Risiken ein und weder Ihr Kind noch Sie haben Vorteile vom Gebrauch eines solchen Gerätes! Warum? Zunächst ist das Unfallrisiko enorm hoch. Bei bis zu 10 km/h (!), die die Kinder erreichen, sind Stürze vorprogrammiert. Eltern unterschätzen die Geschwindigkeit und reagieren darum oft zu spät. Etwa 6000 Kinder verunglücken jedes Jahr in Deutschland mit Gehfreis. Knochenbrüche, Schädelverletzungen und anderes sind die Folge. Da die Kinder in der Lauflernhilfe stehen, können sie auch gefährliche Gegenstände, die auf der Küchenarbeitsfläche oder einem Tisch liegen und die für sie normalerweise noch nicht erreichbar wären, greifen und herunterziehen. Dabei kann es z.B. im Falle einer heißen Teekanne zu starken Verbrühungen kommen. Da die Kinder außerdem an Orte gelangen können, die ihnen sonst nicht zugänglich wären, sind auch Vergiftungen dokumentiert, zum Beispiel mit Medikamenten, die auf einem Schränkchen liegen. Ein weiteres Argument gegen Gehfreis ist die nachteilige Wirkung auf die Entwicklung. Die Kinder lernen in Gehfreis Bewegungsabläufe falsch, natürliche Bewegungsabläufe, die dem Entwicklungsstand …

In eigener Sache – diskutieren Sie mit!!!!

Die Kinderärzte freuen sich sehr, dass ihr Blog (gleichzeitig Ihr Blog)  soooo gut angenommen wird…. In vielen Fällen geben wir da unsere Meinung wieder. Da das aber nicht immer die einzig mögliche Meinung ist und wir uns auch gerne weiter entwickeln, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie unsere Beiträge mit uns diskutieren. Über Pros freuen wir uns natürlich, und Ihre Contras nehmen wir gerne zum Anlass für ein vertieftes Nachdenken. Alles geht entweder auf der Facebook-Seite oder auf der WordPress-Original-Seite. Und – Sie dürfen die Beiträge natürlich teilen. Wir freuen uns über jede/n LeserIn, über Diskutanten und LikerInnen!!! Wir erinnern auch an die Möglichkeit, Themenvorschläge zu machen. Wenn diese von allgemeinem Intreresse sind, äußern wir uns gerne dazu. Daaaaaaaanke vielmals!!!!!! 😀 😀 😀 DrGH

Multiresistente Keime – wie gefährlich sind sie im Alltag?

Die Kinderärzte berichten: Gefahr durch resistente Keime – immer häufiger lesen wir das in der Presse! Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang der MRSA (methicillinresistenter Staphylokokkus aureus), aber es gibt auch andere multiresistente Keime. Entstanden ist die Problematik durch den – leider zu häufigen, unsachgemäßen und unreflektierten – Einsatz von Antibiotika, nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Tierhaltung oder der Pflanzenzucht. Die Folge: Bakterien lernen mit Antibiotika zu leben, sie werden also resistent gegen Antibiotika. Verursachen solche resistenten Keime dann Infektionen, helfen die üblichen Antibiotika nicht mehr. Dies ist eine äußerst kritische, manchmal sogar lebensbedrohliche Lage. Für die nächsten Jahre erwarten Experten nicht, dass neue Antibiotika, die Abhilfe schaffen könnten, auf den Markt kommen. Die Situation wird sich in absehbarer Zeit eher verschlechtern. Darum ist die Verschreibung eines Antibiotikums sehr verantwortungsvoll abzuwägen! Bei den ja meist viralen Infekten der oberen Luftwege sollten sie beispielsweise nicht eingesetzt werden. Und auch sonst gilt: Antibiotika nur einsetzen, wenn sie wirklich nötig sind! Ein multiresistenter Keim kann eine Besiedelung hervorrufen, die betroffene Person erkrankt dabei nicht. …

Schnupfen ist eine Krankheit, Husten ein Symptom!

Die Kinderärzte erklären: Schnupfen (oder medizinisch „Rhinitis“) ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut, die zu den bekannten Symptomen der Schleimabsonderung und der verstopften Nasengänge führt. Damit ist es eine eigenständige Krankheit. Die Ursache kann infektiös sein, oder auch allergisch. Infektiöse Auslöser sind am häufigsten Viren, seltener auch Bakterien. Weil Schnupfen sich häufig nach einigen Tagen von selbst bessert ist meist keine Behandlung nötig. Bei Beteiligung der mit der Nase verbundenen “Kopfhohlräume”, also des Mittelohres oder der Nebenhöhlen, kann aber auch einmal eine Therapie nötig sein, insbesondere bei bakterieller Ursache. Husten ist dagegen keine Krankheit, sondern ein Symptom. Genau genommen ist Husten sogar eine gesunde Reaktion, denn der Körper wurde mit einem Hustenreflex ausgestattet um die wichtigen Atemwege frei zu halten und so die lebensnotwendige Luftversorgung der Lunge abzusichern. Allerdings zeigt Husten natürlich häufig eine Krankheit an. Krankheiten, die hinter Husten stehen können, sind sehr vielfältig. Im einfachsten Fall ist es der Schnupfen durch Erkältungsviren. Husten ist dann ein Schutzreflex um das Sekret aus den tieferen Atemwegen fernzuhalten. Häufig ist Husten aber auch das Symptom einer Entzündung …

Das Interview – heute mit dem Kinderlungenspezialisten Professor Dr. Theodor Zimmermann

Die Hustensaison ist gekommen! Für unser aktuelles Interview haben wir uns deshalb um einen Fachmann für die Kinderlunge bemüht. Wir freuen uns, dass wir dieses Interview mit Professor Dr. med. Theodor Zimmermann führen dürfen, dem emeritierten Leiter der Abteilung für Kinderpneumologie am Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg. ., Herzlich willkommen bei unserer Fragerunde, lieber Professore. Wir freuen uns dass Sie sich bereit erklärt haben unseren Lesern aus Ihrer praktischen wie wissenschaftlichen Sicht einiges zum dunklen Winterthema “Husten” erhellen wollen. Ja, was ist Husten eigentlich genau?    Husten ist ein Schutzmechanismus der Lunge und der Atemwege, um zum Beispiel Fremdmaterial nach Verschlucken aus den Atemwegen zu entfernen oder um die Atemwege bei vermehrter Schleimbildung bei den häufigen viralen Infekten zu reinigen. Husten kann aber auch durch Entzündungsreaktionen an den Atemwegen auftreten, keinen Schleim fördern und mit Schmerzen einhergehen, zum Beispiel bei einer Luftröhrenentzündung. Ein Krupphusten tritt auf, wenn eine Entzündungsreaktion im Bereich des Kehlkopfes zu einer Verengung der Luftröhre führt. Und warum hustet es gerade im Winter in jedem Kindergarten um die Wette?    Das körpereigene Abwehrsystem ist ein …

Kinderrechte – eine Selbstverständlichkeit?

Die Kinderärzte berichten zur Kinderrechtskonvention der UN: Am 20.11.1989 wurde das “Übereinkommen über die Rechte des Kindes”, also die Kinderrechtskonvention, von der Vollversammlung der Vereinten Nationen angenommen. Zentraler Punkt dieses Übereinkommens ist die Vorrangigkeit des Kindeswohls in allen Entscheidungen, die Kinder betreffen – vor allen anderen Gesichtspunkten mit höchster Priorität. Es geht also um die Verankerung und Sicherung der kindlichen Grundrechte im Zentrum der Gesellschaft. Die BRD hatte 1990 beschlossen, dass die Kinderrechtskonvention keine unmittelbare Anwendung finden solle. Erst 2010 (!) wurde diese Vorbehaltserklärung aufgehoben. Seitdem gilt die Kinderrechtskonvention im Rang eines einfachen Gesetzes. Aber: Sie wurde bisher nicht in das Grundgesetz aufgenommen. Dies ist eine Station einer langen Entwicklung, die hoffentlich in Zukunft bis genau dahin führt, dass die Kinderrechtskonvention in allen Gesellschaften weltweit, auch in unserer, in vollem Umfang akzeptiert, gesetzlich an zentraler Stelle festgeschrieben und umgesetzt wird. Kindheit verstehen wir heute als Lebensabschnitt mit eigenem Wert. Diese Sicht entwickelte sich erst seit etwa 250 Jahren mit Rousseau, der mit seinem Erziehungsroman “Emile” eine Neuorientierung der Gesellschaft bzgl. der Bewertung der Kindheit als etwas …