Alle Artikel mit dem Schlagwort: Erziehung

Gönnen Sie sich Ihre eigenen Bedürfnisse! Sie sind nicht nur Mutter oder Vater, sondern auch Mensch….

Klar ändert sich das Leben, wenn ein Kind kommt. Egal ob zu einem Paar oder zu einer Alleinerziehenden bzw. einem Alleinerzieher. Und das ist gut so. Das Kind braucht seine Eltern. Und im Normalfall haben die Eltern auch ihre Freude daran –  am Kind, am Beobachten und Spielen. Soweit, so gut. Nichts Neues. Was aber tatsächlich oft unter dem Teppich verschwindet: Eltern haben über ihre Rolle als Mutter oder Vater hinaus auch ihre eigenen Bedürfnisse. Bedürfnis nach Partnerschaft (und nicht nur Elternschaft), nach Intimität und Sex, nach dem Ausleben eigener Hobbies und Interessen, nach beruflicher oder gesellschaftlicher Entwicklung. Diese Bedürfnisse sind wichtig für langfristige Zufriedenheit – während der Erziehungsphase und auch für die Zeit danach. Planen Sie diese deshalb doch von Anfang an in ihre Elternschaft mit ein. Zeit, Raum und Kraft für sich selbst und für Ihre Partnerschaft. Niemand verlangt, dass Sie sich 24 Stunden am Tag und das 16 oder 18 Jahre nur um das Kind kümmern. Im Gegenteil –  Kinder, die dies von Anfang gewohnt sind, haben langfristig weniger Probleme, realitäten zu …

Kennen Sie die auch? Diese Eltern, die immer alles richtig machen?

Kennen Sie diese Eltern auch, die immer alles richtig machen? Die etwa jeden Testbericht für Autokindersitze kennen. Die für jedes Erziehungsproblem sofort eine exakte Handlungsanweisung haben. Die jeden Ratgeber gelesen haben. Deren Alltag völlig auf das Kind optimiert ist. Kennen Sie diese „perfekten“ Eltern? Und fühlen Sie sich deshalb schlecht, weil Sie das so nicht hinkriegen? Oder vielleicht nicht einmal wollen? Dann lassen Sie sich bitte sagen: Gute Eltern sein heißt nicht „Perfektionieren“ der Kinderaufzucht, so wie man es vielleicht mit einem beruflichen Projekt machen würde. Es braucht viel weniger Wissen als vielmehr eine natürliche Grundhaltung voller emotionaler Zuwendung  und die Übernahme der Elternrolle als Vorbild. Als Vorbild für gutes Handeln. Nicht für perfektes. Und falls Sie sich selbst jetzt als perfektionierende Richtigmacher-Eltern erkennen: Trauen Sie sich zu, auf den einen oder anderen Ratgeber zu verzichten. Dann erst können Sie lernen, Ihrem Instinkt zu vertrauen. Und der ist in den allermeisten Situationen wertvoller als Ratgeber-Wissen. Gleichzeitig schützen Sie sich so auch selbst vor Überforderung. Denn alles immer richtig machen zu wollen, ist der schnellste Weg …

Erziehung ist anstrengend

“Aber wenn er doch nicht will!” oder “Puh, da gibt es ein Mordstheater!” – diese Sätze hören wir in der Sprechstunde natürlich immer wieder, wenn es um Erziehungsfragen geht und wenn es darum geht, dass Eltern bestimmte Inhalte durchsetzen wollen oder sollten bzw. auch, wenn sie von ihren Kindern etwas fordern wollen. Und ganz klar sind das Situationen, in denen Erziehung durchaus sehr anstrengend werden kann. Wir stehen eindeutig nicht für eine Erziehung, die von Kindern blinden Gehorsam und von den Eltern den Drill des Nachwuchses fordert. Aber es ist ein immer wieder anzutreffendes Missverständnis, dass Eltern meinen, von ihren Kindern nichts fordern zu dürfen. Ein Zitat:”Kennt ihr das sicherste Mittel, ein Kind unglücklich zu machen? Ihr müsst es daran gewöhnen, alles zu erhalten. Sein Verlangen wächst unaufhörlich. Bald oder spät wird euch die Ohnmacht zwingen, ihm etwas zu versagen, und dieses ungewohnte Versagen wird ihm weit größere Qual sein als die Entbehrung des versagten Gegenstandes.“ Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) Eltern dürfen und sollen bei Bedarf auch Dinge durchsetzen, die eventuell zunächst auf wenig Gegenliebe beim …

Was wirklich glücklich macht….

Was wirklich glücklich macht? Hmmmmm…. dazu gibt es wohl keine allgemeingültige Antwort. Aber es lohnt sich sicher, darüber einmal nachzudenken. Auch und gerade, wenn man seinen Kindern gute Voraussetzungen für Lebensglück mitgeben möchte. Den Deutschen sagt man ja etwa eine Tendenz zu materieller Sicherheit nach. Und vielleicht ist da auch etwas Wahres daran. Allerdings ist auch nicht jeder Deutsche gleich. In jedem Fall lohnt es sich, sich im Bezug auf die Werte, die man seinen Kindern vorlebt, zu hinterfragen. Und das meine ich jetzt gar nicht ethisch-moralisch oder gar religiös. Sondern alleine aus dem Blickwinkel des Lebensglücks. Menschen, die von früh auf gelernt haben (etwa durch das Vorbild der Eltern), materielle Sicherheiten oder materielle Ziele als hohe Priorität zu sehen, verpassen oft, sich in anderen Bereichen des Lebens weiter zu entwickeln, da sie sehr einseitig ausgerichtet sind. Nicht messbare Fähigkeiten wie Musikalität, Kontaktfähigkeit, Kreativität oder andere Talente rücken dann zu sehr in den Hintergrund – Fähigkeiten, die aber entscheidend sind für das Erleben von Lebensglück. Rein materielle Ausrichtung macht außerdem starr und unflexibel und damit …

Wenn Kinder nicht verlieren können…

Um es vorweg zu nehmen: Es geht um Perfektionismus. Dass große Motivation auch einmal zu Enttäuschungen führen kann, ist allen Eltern klar. Zum Beispiel wenn ein Jugendfußballspiel verloren geht. Darüber darf man sich dann schon auch mal ärgern, vor allem, wenn viel trainiert wurde dafür und große Hoffnungen in den kleinen Köpfen saßen. Was ist aber mit Kindern, die nie verlieren können? Egal, ob es um ein Brettspiel geht, um eine Wette oder um den Fensterplatz im Bus? Häufig ist das Ausdruck von Perfektionismus. Es steht der unbewusste Gedanke dahinter: “Nur, wenn alles so perfekt ist, wie ich mir das vorstelle, läuft es gut.” Oder sogar: “Nur, wenn alles so perfekt ist, wie ich mir das gesetzt habe, ist mein Leben etwas wert.” Deshalb „müssen“ Sie um jeden Preis gewinnen, immer, weil es den Wert ihres Lebens bestimmt. Kennen Sie das bei Ihrem Kind? Dann müssen Sie dringend etwas gegen den Perfektionismus tun. Was da psychologisch passiert: Perfektion gibt es in der Welt nicht. Nachdem das “perfekte” Ergebnis also nie zu erzielen ist, laufen „perfekte“ …

Den kindlichen Gerechtigkeitssinn erzieherisch nutzen

Bereits 3-jährige Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn! Wussten Sie das? In einer Studie hatten Forscher mit Puppen Konfliktsituationen dargestellt. Eine Puppe nahm der anderen beispielsweise etwas weg oder es wurden Gegenständen unfair verteilt. Die Kinder reagierten, indem sie dem richtigen “Besitzer” den Gegenstand wieder zurückgaben oder protestierten, wenn ein Gegenstand dem falschen “Besitzer” gegeben wurde. Sie setzten sich für das “Opfer” ein, als seien sie selbst betroffen. Ein Gerechtigkeitssinn scheint sich also sehr früh zu entwickeln. Bei Vorschulkindern ist es so, dass die Kinder lieber dem Opfer helfen als den “Übeltäter” zu bestrafen. Das kann man für die Erziehung nutzen. Die Kinder lernen mehr, wenn sie helfen müssen, den Schaden, der aus einer Handlung entsteht, zu beheben. Weniger nehmen sie mit,  wenn sie für ein Fehlverhalten in welcher Form auch immer bestraft werden. Und die Schadensbehebung ist ja auch eine logischere Konsequenz, die Kinder können es einfach besser verstehen.

Lesen # 1: Was tun mit Lesemuffeln? (Gastbeitrag)

“Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!” – Diese oft lapidar dahingesagte Redewendung stellt eine ganz entscheidende Erkenntnis für die meisten Lebensbereiche dar. Es gibt sicher viele Eltern, die sagen: “Kein Problem, mein Kind schleppt stapelweise Bücher aus der Bücherei nach Hause, um sie zu lesen.” Ebenso viele Eltern stellen sich jedoch die Frage: “Wie bringe ich mein Kind bloß dazu, ein Buch zu lesen?” Hinlänglich bekannt ist, dass das Vorlesen im Kleinkindalter sehr wichtig für die Entwicklung der Freude am eigenen Lesen ist. Trotzdem wird diese nicht bei allen Kindern ausgebildet. Hier ein paar Tipps, wie Kinder den Spaß am Lesen entdecken können: 1) Buchauswahl: Nicht immer stimmen Eltern- und Kinderwunsch dabei überein. Hier gilt: Auch wenn es die fünfte Dinosauriergeschichte ist – Hauptsache, es wird überhaupt gelesen. 2) Interesse zeigen: Eltern können mit dem Kind ein kurzes Gespräch über das jeweils Gelesene führen. Eventuell liest man das Buch auch selbst, um gezielt Fragen dazu stellen zu können. 3) Anregungen zum kreativen Umgang mit der Geschichte geben: Das Kind kann ein Bild malen, die …

Perfekte Kinder?

Bereits im 5. Jhd. v. Chr. stellte der griechische Arzt Hippokrates fest, dass sich Menschen hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften deutlich voneinander unterscheiden lassen. Bestätigen können dies auch die meisten Eltern mit mehr als einem Kind. Häufig hört man den Satz: “Die zwei sind ja so unterschiedlich!” – und das, obwohl sie als Geschwister ja die gleichen genetischen Voraussetzungen haben und im selben sozialen Umfeld aufwachsen. Es ist also eigentlich allgemein bekannt, dass Kinder in ihrem Verhalten und in ihrer Entwicklung einzigartig sind. Umso erstaunlicher erscheint es, dass sie heute immer häufiger mit z.T. fragwürdigen Normvorstellungen konfrontiert werden. Fallen sie durch das Raster, weil sie sich außerhalb der gesellschaftlichen, sehr eng gesteckten Norm bewegen, wird oftmals die Forderung nach einer Therapie laut. Während unruhige Kinder, die sich schlecht konzentrieren können und durch ihr Verhalten als Störenfriede empfunden werden, schon seit Längerem sehr schnell in die Gruppe “therapiebedürftiges ADHS” einsortiert werden, ist in jüngerer Zeit ein deutlicher Anstieg der Autismus-Diagnosen zu verzeichnen – somit sind nun auch sehr ruhige, introvertierte Kinder in den Fokus der Therapeuten geraten. Eine …