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Das Covid19-Virus und die Kinder

Wir werden natürlich jetzt oft zum neuen Coronavirus und zu Covid19 gefragt. Ich fasse deshalb hier einmal den aktuellen Stand des Wissens aus Sicht eines Kinderarztes bzw. Kinderkardiologen und Kinderpneumologen zusammen.

Covid19 ist eine völlig neuartige Erkrankung, die jetzt wie ein Tsunami durch die Welt gespült wird. Deshalb gibt es keine Erfahrung mit dem Virus, und auch noch wenige verlässliche Forschungsergebnisse. Was sicher ist: Leider ist Covid19 nicht nur eine „etwas bösere Grippe“. Und es trifft auch nicht nur alte oder kranke Menschen. Dass sich die Erkrankung so schnell verbreitet und auch in Einzelfällen so heftig verläuft, hat Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker weltweit überrascht.

Wir sehen in Italien, dass mit dem Virus nicht zu spaßen ist. Er ist höchstansteckend und deshalb nicht gut zu begrenzen. Auch wenn viele Infizierte nur leichte Symptome haben, kommt es in 10-15% der Fälle zu schweren Verläufen. Diese können aufgrund der Vielzahl plötzlich Erkrankter die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens aller Länder sehr rasch an die Grenze bringen. Folge wären dann steigende Zahlen an Todesfällen.

Kinder sind generell glücklicherweise viel weniger stark betroffen – auch wenn vereinzelt von schwer erkrankten Kindern berichtet wurde. Genaue Zahlen gibt es derzeit noch nicht. Ursache ist wahrscheinlich, dass die noch etwas unreifere kindliche Schleimhaut in den Atemwegen dem Virus noch nicht genug Haftung geben. Damit läuft die Erkrankung bei Kindern schwächer und vielfach unbemerkt ab.

Und Kinder mit Vorerkrankungen?

Bei Erwachsenen gelten Vorerkrankungen als problematisch für einen schwereren Verlauf. Dies gilt insbesondere für Herz- und Lungenerkrankungen. Aufgrund der oben genannten Schutzfaktoren, die Kinder noch haben, bezweifle ich allerdings, dass dies für Kinder im gleichen Ausmaß gilt.

Leichtere Herzfehler und gut eingestelltes Asthma bronchiale sollte das Risiko bei Covid19 also zum Beispiel nicht entscheidend erhöhen, jedenfalls nicht mehr als bei der jährlichen Influenza. Immundefekte, Stoffwechselerkrankungen und schwere Lungen- oder Herzerkrankungen könnten dagegen wahrscheinlich schon das Risiko erhöhen, einen schweren Verlauf mit Covid19 zu haben, insbesondere über einem Alter von 10 Jahren. In diesen Fällen rate ich dringend, die sowieso empfohlenen Schutzmaßnahmen sehr intensiv wahrzunehmen und konsequent zu befolgen, und unsichere Sozialkontakte zu vermeiden.

Was Sie dringend beachten sollten

Wenn Sie oder Ihr Kind Symptome entwickeln, hinter denen auch Covid19 stecken kann, kommen Sie auf keinen Fall in eine Arztpraxis. Rufen Sie vorher an und klären Sie das Vorgehen. In der Praxis können andere Kinder und Mitarbeiter angesteckt werden. Und auch Schutzkleidung ist in Deutschland weiterhin kaum mehr vorhanden.

Wenn ein Test notwendig sein sollte (derzeit ausschließlich für Kontaktpersonen oder Rückkehrer aus Risikogebieten empfohlen), ist der unter der Telefonnummer 116117 anzufordern.

Halten Sie die Empfehlungen des Gesundheitsamtes streng ein.

Sollten Sie diese genannten Hinweise nicht beachten, droht Ihnen aufgrund des Infektionsschutzgesetzes sogar strafrechtliche Verfolgung wegen vorsätzlicher Körperverletzung oder Schadensersatz, wenn etwa eine Praxis geschlossen werden muss.

Welche Schutzmaßnahmen gibt es?

Wir Ärzte werden nicht müde, zunächst auf die allgemeinen Möglichkeiten des Virenschutzes hinzuweisen:

Trinken Sie regelmäßig um die Schleimhäute feucht zu halten. Gehen Sie an die frisch Luft, die die ungesunde Innenraumluft ausgleichen kann.

Waschen Sie die Hände, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit aufgehalten haben (30 Sekunden und mit Seife!). Üben Sie das auch ganz bewusst mit Ihren Kindern.

Desinfektion der Hände, wenn Händewaschen nicht möglich ist (30 Sekunden), oder sogar zusätzlich, kann sinnvoll sein.

Reinigen Sie auch Gegenstände und Oberflächen (Türklinken, etc.) mehrmals täglich mit desinfizierenden Mitteln. Das Virus kann über das Berühren solcher Oberflächen weitergegeben werden.

Vermeiden Sie Menschenansammlungen. Deshalb halte ich in der derzeitigen Situation die Schulschließungen in den meisten Ländern auch für richtig. Aber auch ohne Schule sollte für einige Wochen diszipliniert Kontakte reduziert werden.

Vermeiden Sie den Kontakt mit Personen, die ein höheres Risiko tragen, etwa Großeltern oder chronisch kranke Kinder und Erwachsene.

Und – lassen Sie sich und die Kinder gegen Grippe impfen. Die Influenza schwächt das Immunsystem und macht empfänglicher für andere Viren und Bakterien.

Noch ein Wort zu den Atemschutzmasken: Normale OP-Masken schützen dagegen nicht vor dem Virus. Es müssten FFP-Masken sein. Und diese stehen derzeit nur für die betroffenen Mitarbeiter im Gesundheitswesen zur Verfügung.

Und für den Fall der Quarantäne

Füllen Sie Ihren Vorrat an Medikamenten auf, die Sie regelmäßig brauchen.

Schaffen Sie Indoor-Bewegungsmöglichkeiten. Das kann ein Hometrainer sein, oder ein Zimmertrampolin. Gehen Sie in den Garten, soweit es erlaubt ist.

Und nutzen Sie die Zeit als Familienzeit. Gemeinsames Spielen, Lesen, Quatschen. Wenn man in all den schlechten Nachrichten über das Virus ein wenig Positives finden möchte, dann dies: Unerwartet mehr Ruhe und Zeit für sich und die Familie zu haben, kann auch etwa Gutes haben.

Und lassen Sie uns beten, dass die Pandemie Covid19 rasch zum Stillstand kommt und dass die Opfer begrenzt bleiben. Hier kann sogar die moderne Medizin an ihre Grenzen kommen.

Und lassen Sie uns fröhlich bleiben. Denn irgendwie schützt uns auch Lachen und Fröhlichkeit.

 

 

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Dr. med. Gerald Hofner

Dr. Gerald Hofner war kinderkardiologischer Oberarzt der Universitätskinderklinik Erlangen-Nürnberg, bevor er 2003 in eine neue Praxis in Neudrossenfeld und Bayreuth wechselte. Sein Fokus liegt auch dort auf der Schwerpunktversorgung für Kinderkardiologie, Kinderpneumologie, Jugendsportmedizin und Ernährungsmedizin, besonders unter dem Aspekt der Prävention. Ihm ist dabei wichtig, die Erkenntnisse der Wissenschaft praktisch und verständlich zu den Patienten und ihren Familien zu bringen. Als Vater von zwei Töchtern weiß er um die Probleme von Familie. Seit 2019 ist er außerdem verantwortlich für die beiden neuen Medizinprodukte FrioQuick® Kühlpflaster und RhinoQuick® Schnupfenpflaster in Deutschland - sanfte und effektive Therapie. Dr. Gerald Hofner hat einen Lehrauftrag der Universität Bayreuth angenommen.

5 Kommentare

  1. e. weissbach sagt

    Danke für den sachlichen Artikel. Ich bin 63 Jahre und Oma. Gesundheitlich topfit und werde meine Tochter (Krankenschwester) bei der Betreuung meiner Enkel unterstützen.

  2. Karin Raum sagt

    Vielen Dank Dr. Hofner für den gut erklärten Artikel . Danke auch für Ihre Arbeit wir sind gerne bei Ihnen und fühlen uns zu 100% gut versorgt .
    Ein herzliches Dankeschön

    Viele Grüße und bleibt alle gesund

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