Alle Artikel mit dem Schlagwort: Covid19

Covid Impfung für Kinder (ab 12 Jahren)

Wir Kinderärzte büßen gerade etwas das Hin und Her zur Covid Kinderimpfung der letzten Monate. Dabei sind die Positionen des Hin und Her jeweils recht einfach. Wenn man Ziele und Beweggründe aufdröselt. Vor allem müssen wir unterscheiden zwischen öffentlich gewünschter Impfquote (Interesse bei Politik, Gesellschaft, und vielen Impfbefürwortern) und der individuellen Impfentscheidung. Eltern wollen natürlich das Beste für ihr Kind und nicht Spielball der Interessen sein.  Für uns Ärzte gilt deshalb in jedem Fall die individuelle Abwägung der Impfentscheidung – nach Risiken, Infektionssituation, Grunderkrankung. Und nicht die politischen Interessen. Ich selbst sehe die Covid Impfung als sehr sinnvoll an. Weil die Risiken der Erkrankung höher einzuschätzen sind als die Risiken der Impfung, über die wir ja jetzt schon recht viel wissen. Wenn sich Eltern / Kinder aber dagegen entscheiden, weil ihnen persönlich die Datenlage nicht ausreicht, oder sie trotz Aufklärung begründete oder unbegründete Ängste haben – kann ich das akzeptieren. Wie bei jeder anderen Impfung.

Der interessante Fall – Essstörung als indirekte Reaktion auf die COVID19-Epidemie

Vorausschicken möchte ich, dass ich den Virus SARS-CoV2 für überaus gefährlich halte und selbst hoffe, niemals damit heftig in Kontakt zu geraten. Und auch die gespaltene Stimmung hinsichtlich der Notwendigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halte ich für gefährlich, weil hier Menschen das für die Fachleute Sichtbare in nie dagewesener Weise leugnen und damit eine Diskussionskultur schaffen, die ein Handeln mit Augenmaß zunehmend schwierig macht. Dennoch dürfen wir als Ärzte, denen Kinder und Jugendliche anvertraut sind, nicht verschweigen, dass die Pandemie auch andere Folgen haben kann, als die direkten durch die Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus. Ein interessanter Fall ist es deshalb wert, berichtet zu werden. Es handelt sich um einen Patienten, der eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung entwickelt hat. Dies ist eine typische Reaktionsform auf einschneidenden, lebensbedrohlichen  Stress. Im Rahmen der Belastungsstörung, die zunächst aufgrund der allgemeinen Unruhe der Zeit gar nicht auffiel, kam es zu Angst- und Sinnlosigkeitsgefühlen, die letztlich in einer reduzierten Nahrungsaufnahme mündete. Die Folge war das Bild einer Magersucht, aber eben nicht als typische psychische Anorexie, sondern als Reaktion auf den …

Übergewicht in Zeiten der Pandemie

Was in den Monaten des Lockdowns und des Homeschoolings zu beobachten war: Übergewicht hat zugenommen. Und zwar die Anzahl an Kindern mit Übergewicht. Und auch das Ausmaß bei den Übergewichtigen. Ist ja auch logisch. Mehr Bildschirm-Zeiten (durch Homeschooling und durch fehlende andere Freizeitbeschäftigungen). Mehr Zeiten zuhause und eine neue Liebe zum Essen. Weniger Bewegung. Und jetzt kommt noch der Winter. Ist fast schon da, wettermäßig. Früh dunkel. Nass. Ungemütlich. Und immer noch hält uns SARS-CoV2 in Schach. Leider lässt der Körper bei der Entwicklung der Folgekrankheiten von Übergewicht die Ausrede „es war halt Pandemie“ nicht gelten. Diabetes und Bluthochdruck entwickeln sich häufiger. Und in der Folge Gefäßerkrankungen wie frühzeitige Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Und als ob es nicht eh schon schwer genug sei, Übergewicht in den Griff zu bekommen – jetzt sind die äußeren Rahmenbedingungen noch schwieriger. Aber! Es geht! Das sieht man etwa daran, dass viele Familien die teilweise auch etwas mehr gewonnene Freizeit bewusst nutzen, um sich mehr zu bewegen und auch, das gesparte Urlaubsgeld in bewusste Ernährung zu investieren. Im Einzelfall ist das …

Frohe Weihnachten nach einem dunklen Jahr

An dieser Stelle wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern und den Familien, die uns in den Praxen ihre Kinder anvertrauen, traditionell ein wundervolles stilles Weihnachtsfest. Sozusagen als Krönung eines “bestandenen” Jahres. Dies können wir in diesem Jahr nicht genauso sagen. Wir selbst haben zwar irgendwie überstanden. Das erste Jahr mit dem verteufelten Virus, voller Unsicherheit, Durcheinander und unkalkulierbarer Risiken. Auch in unseren Praxen. Und ich hoffe sehr, auch im Namen von Dr. Stefan Schwarz, dass Ihr alle so gut wie möglich hindurchgekommen seid und keine schwere Erkrankung oder Schlimmeres in Euren Familien erlebt habt. Aber es wird weitergehen. Wir werden erst einmal mit dem Virus SARS-CoV2 leben müssen und uns an die Einschränkungen, die es mit sich bringt, gewöhnen. Deshalb wünsche ich Euch in diesem Jahr ein anderes Weihnachtsfest. Eine Zeit mit der Familie, die Euch dankbar machen darf, dass wir in Deutschland viele Jahre zuvor verschont waren von Pandemien und es hoffentlich auch einmal wieder sind. Eine Zeit, die auch ein wenig Platz lässt für ein Lachen über all die Unzulänglichkeiten, die sich in …

COVID19 – und die Schulen

Eltern haben sich bei Elternabenden und in Umfragen mit überzeugender Mehrheit dafür ausgesprochen: Schulen sollten offen bleiben. Insbesondere Grundschulen. Und jetzt gibt es Diskussion, ob die Ansteckungsfähigkeit nicht doch zu groß ist in geschlossenen Räumen. Und wie man mit den Familien außenherum umgeht. Aber es gibt gute Gründe für eine Fortsetzung des Schulunterrichts. Zunächst aus infektiologischer Sicht: Eine größerer Pandemie-Treiber (Stichwort: Superspreader) ist durch Kinder im Grundschulalter noch nicht bekannt geworden Kinder haben auch bei SARS-CoV2-Infektion in der Regel milde Verläufe. Selbst für herzkranke Kinder oder bei Asthmatikern wird in sehr seltenen Ausnahmen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf angenommen. Für diese Kinder braucht es Einzelfallregelungen. Was wir in unseren Praxen auch tun. Antikörperuntersuchungen zeigen, dass Kinder schon viel häufiger (in einer Bayerischen Studie) eine SARS-CoV2-Infektion still durchgemacht haben als das bisher bekannt war Und aus sozialer und psychologischer Sicht: Kinder brauchen für eine normale Entwicklung Ihrer Fähigkeiten ein gutes Umfeld, das sie anregt. Bewegung. Kommunikation. Online-Unterricht reicht da nicht aus. Kinder brauchen Bildung. Bei online- oder Heimunterricht hängt der Erwerb von Wissen und …

COVID19 – wie sich unsere Patienten verändert haben

Unser Leben hat sich verändert unter COVID19. Das muss man niemandem erzählen. Vielleicht ist aber für Sie interessant wie sich unsere Praxisabläufe und auch die Patienten verändert haben. Was ich bei den Familien wahrgenommen habe Trotz aller Einschränkung der täglichen Aktivitäten und auch der teils belastenden Home School haben wir keine deprimierten Kinder erlebt. Vielmehr wurde sogar häufig erwähnt, dass das gute Wetter und der fehlende Schuldruck wir eine Auszeit wahrgenommen wurde. Viele Familien haben diese Chance genutzt und damit das Beste aus dem gemacht, was erst einmal sowieso nicht zu ändern war. Deshalb gab es auch weniger Vorstellungen. Die vielen Vorstellungen mit psychosomatischen Beschwerden im Zusammenhang mit dem Druck der Schule waren komplett verschwunden. Natürlich auch die Beratungen im Zusammenhang mit Schulleistungen und Schullaufbahn. Natürlich haben wir viele Familien aus der ländlichen oder Kleinstadtumgebung. Ob meine Wahrnehmung in einer Großstadt mit fehlender Natur und beengten Wohnverhältnissen genauso wäre, weiß ich natürlich nicht. Auch Ängste der Kinder im Zusammenhang mit COVID19 waren nicht besonders ausgeprägt. Am ehesten waren es noch Ängste um kranke oder alte …

COVID19 & Kinder – eine aktualisierte Einschätzung

Ich werde oft gefragt, wie es nun weitergeht in der Corona-Krise. Natürlich aus Sicht der Kinder und Familien. Ich möchte Ihnen deshalb hier ein paar Einschätzungen von mir – auf Basis der verfügbaren Daten – mitgeben. Insbesondere auch aktuell zu der gestrigen Lockerung der gesetzlichen Beschränkungen. Was wissen wir über den Verlauf von COVID19 bei Kindern inzwischen? Kinder können ähnlich häufig erkranken, aber meist mit wenigen Symptomen. Meist stecken sie sich bei Erwachsenen (v.a. bei den Eltern und Betreuern) an. Aber Kinder können auch umgekehrt Erwachsene anstecken. Das sieht man in den Ergebnissen der viel beachteten Heinsberg-Studie. In den ersten zwei Lebensjahren können Kinder auch schwerer erkranken. Unabhängig von Grunderkrankungen. Ab dem 3. Lebensjahr werden schwerere Erkrankungen seltener. Grunderkrankungen können den Verlauf von COVID19 zwar schwerer machen, aber nicht in einem ähnlichen Ausmaß wie bei Erwachsenen. Das bedeutet, dass bei Kindern selbst Herzfehler oder ein gut eingestelltes Asthma bronchiale (um bei meinen Schwerpunktpatienten zu bleiben) den Verlauf nicht prinzipiell als Risiko anzusehen sind. Im Einzelfall kann diese Einschätzung bei besonderen Grunderkrankungen natürlich anders ausfallen. Fragen …

Das Covid19-Virus und die Kinder

Wir werden natürlich jetzt oft zum neuen Coronavirus und zu Covid19 gefragt. Ich fasse deshalb hier einmal den aktuellen Stand des Wissens aus Sicht eines Kinderarztes bzw. Kinderkardiologen und Kinderpneumologen zusammen. Covid19 ist eine völlig neuartige Erkrankung, die jetzt wie ein Tsunami durch die Welt gespült wird. Deshalb gibt es keine Erfahrung mit dem Virus, und auch noch wenige verlässliche Forschungsergebnisse. Was sicher ist: Leider ist Covid19 nicht nur eine „etwas bösere Grippe“. Und es trifft auch nicht nur alte oder kranke Menschen. Dass sich die Erkrankung so schnell verbreitet und auch in Einzelfällen so heftig verläuft, hat Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker weltweit überrascht. Wir sehen in Italien, dass mit dem Virus nicht zu spaßen ist. Er ist höchstansteckend und deshalb nicht gut zu begrenzen. Auch wenn viele Infizierte nur leichte Symptome haben, kommt es in 10-15% der Fälle zu schweren Verläufen. Diese können aufgrund der Vielzahl plötzlich Erkrankter die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens aller Länder sehr rasch an die Grenze bringen. Folge wären dann steigende Zahlen an Todesfällen. Kinder sind generell glücklicherweise viel weniger stark betroffen …