Alle Artikel mit dem Schlagwort: Kind

Mein wunderbares schüchternes Kind, Teil 1/2 (Ein Gastbeitrag von Inke Hummel)

Unsere Gastautorin Inke Hummel ist Pädagogin und arbeitet selbständig als Familienbegleiterin bei „sAchtsam Hummel“ sowie als Leiterin für Eltern­-Kind­-Kurse und Bloggerin. Als Coach mit entwicklungspsychologischer und bindungstheoretischer Ausrichtung unterstützt sie Familien im ersten Babyjahr, in der Kindergarten­ und Grundschulzeit sowie in der Pubertät. Besonders häufig begleitet sie Eltern mit gefühlsstarken Kindern und verhilft ihnen zu einer gelingenden Eltern­-Kind­-Bindung. Im Verein „Bindungs(t)räume“ setzt sie sich dafür ein, dass Eltern und Pädagogen die Bedürfnisse von Kindern besser verstehen. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern in Bonn. Ihre Impulse rund um Eltern-Kind-Bindung und mehr findet man auf Twitter unter https://twitter.com/HummelFamilie sowie auf den Blogs https://bindungstraeume.de/ und https://inkehummel.de/blog. Außerdem stammt aus ihrer Feder die Kinderbuch-Reihe “Der Mönkel”  im claus Verlag – mehr Informationen gibt es unter https://inkehummel.de/buecher und https://claus-verlag.de/der-moenkel-und-der-geheimnisvolle-turm/ Dass Inke Hummel das Thema Schüchternheit am Herzen liegt, kann man in ihrem wunderbaren Buch zum Thema lesen: “Mein wunderbares schüchternes Kind”, Humboldt-Verlag, Daten am Textende. Warum sollen wir überhaupt über Schüchternheit reden? Gute Frage. Warum ist Schüchternheit ein relevantes Thema für Eltern? Sind …

COVID19 – und die Schulen

Eltern haben sich bei Elternabenden und in Umfragen mit überzeugender Mehrheit dafür ausgesprochen: Schulen sollten offen bleiben. Insbesondere Grundschulen. Und jetzt gibt es Diskussion, ob die Ansteckungsfähigkeit nicht doch zu groß ist in geschlossenen Räumen. Und wie man mit den Familien außenherum umgeht. Aber es gibt gute Gründe für eine Fortsetzung des Schulunterrichts. Zunächst aus infektiologischer Sicht: Eine größerer Pandemie-Treiber (Stichwort: Superspreader) ist durch Kinder im Grundschulalter noch nicht bekannt geworden Kinder haben auch bei SARS-CoV2-Infektion in der Regel milde Verläufe. Selbst für herzkranke Kinder oder bei Asthmatikern wird in sehr seltenen Ausnahmen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf angenommen. Für diese Kinder braucht es Einzelfallregelungen. Was wir in unseren Praxen auch tun. Antikörperuntersuchungen zeigen, dass Kinder schon viel häufiger (in einer Bayerischen Studie) eine SARS-CoV2-Infektion still durchgemacht haben als das bisher bekannt war Und aus sozialer und psychologischer Sicht: Kinder brauchen für eine normale Entwicklung Ihrer Fähigkeiten ein gutes Umfeld, das sie anregt. Bewegung. Kommunikation. Online-Unterricht reicht da nicht aus. Kinder brauchen Bildung. Bei online- oder Heimunterricht hängt der Erwerb von Wissen und …

COVID19 – wie sich unsere Patienten verändert haben

Unser Leben hat sich verändert unter COVID19. Das muss man niemandem erzählen. Vielleicht ist aber für Sie interessant wie sich unsere Praxisabläufe und auch die Patienten verändert haben. Was ich bei den Familien wahrgenommen habe Trotz aller Einschränkung der täglichen Aktivitäten und auch der teils belastenden Home School haben wir keine deprimierten Kinder erlebt. Vielmehr wurde sogar häufig erwähnt, dass das gute Wetter und der fehlende Schuldruck wir eine Auszeit wahrgenommen wurde. Viele Familien haben diese Chance genutzt und damit das Beste aus dem gemacht, was erst einmal sowieso nicht zu ändern war. Deshalb gab es auch weniger Vorstellungen. Die vielen Vorstellungen mit psychosomatischen Beschwerden im Zusammenhang mit dem Druck der Schule waren komplett verschwunden. Natürlich auch die Beratungen im Zusammenhang mit Schulleistungen und Schullaufbahn. Natürlich haben wir viele Familien aus der ländlichen oder Kleinstadtumgebung. Ob meine Wahrnehmung in einer Großstadt mit fehlender Natur und beengten Wohnverhältnissen genauso wäre, weiß ich natürlich nicht. Auch Ängste der Kinder im Zusammenhang mit COVID19 waren nicht besonders ausgeprägt. Am ehesten waren es noch Ängste um kranke oder alte …

COVID19 & Kinder – eine aktualisierte Einschätzung

Ich werde oft gefragt, wie es nun weitergeht in der Corona-Krise. Natürlich aus Sicht der Kinder und Familien. Ich möchte Ihnen deshalb hier ein paar Einschätzungen von mir – auf Basis der verfügbaren Daten – mitgeben. Insbesondere auch aktuell zu der gestrigen Lockerung der gesetzlichen Beschränkungen. Was wissen wir über den Verlauf von COVID19 bei Kindern inzwischen? Kinder können ähnlich häufig erkranken, aber meist mit wenigen Symptomen. Meist stecken sie sich bei Erwachsenen (v.a. bei den Eltern und Betreuern) an. Aber Kinder können auch umgekehrt Erwachsene anstecken. Das sieht man in den Ergebnissen der viel beachteten Heinsberg-Studie. In den ersten zwei Lebensjahren können Kinder auch schwerer erkranken. Unabhängig von Grunderkrankungen. Ab dem 3. Lebensjahr werden schwerere Erkrankungen seltener. Grunderkrankungen können den Verlauf von COVID19 zwar schwerer machen, aber nicht in einem ähnlichen Ausmaß wie bei Erwachsenen. Das bedeutet, dass bei Kindern selbst Herzfehler oder ein gut eingestelltes Asthma bronchiale (um bei meinen Schwerpunktpatienten zu bleiben) den Verlauf nicht prinzipiell als Risiko anzusehen sind. Im Einzelfall kann diese Einschätzung bei besonderen Grunderkrankungen natürlich anders ausfallen. Fragen …

Das Covid19-Virus und die Kinder

Wir werden natürlich jetzt oft zum neuen Coronavirus und zu Covid19 gefragt. Ich fasse deshalb hier einmal den aktuellen Stand des Wissens aus Sicht eines Kinderarztes bzw. Kinderkardiologen und Kinderpneumologen zusammen. Covid19 ist eine völlig neuartige Erkrankung, die jetzt wie ein Tsunami durch die Welt gespült wird. Deshalb gibt es keine Erfahrung mit dem Virus, und auch noch wenige verlässliche Forschungsergebnisse. Was sicher ist: Leider ist Covid19 nicht nur eine „etwas bösere Grippe“. Und es trifft auch nicht nur alte oder kranke Menschen. Dass sich die Erkrankung so schnell verbreitet und auch in Einzelfällen so heftig verläuft, hat Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker weltweit überrascht. Wir sehen in Italien, dass mit dem Virus nicht zu spaßen ist. Er ist höchstansteckend und deshalb nicht gut zu begrenzen. Auch wenn viele Infizierte nur leichte Symptome haben, kommt es in 10-15% der Fälle zu schweren Verläufen. Diese können aufgrund der Vielzahl plötzlich Erkrankter die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens aller Länder sehr rasch an die Grenze bringen. Folge wären dann steigende Zahlen an Todesfällen. Kinder sind generell glücklicherweise viel weniger stark betroffen …

Was kann verstärktes Schwitzen Ihres Kindes bedeuten?

Weil ich das oft gefragt werde und auch oft als Kinderkardiologe hinzugezogen werde: Kinder schwitzen oft stark und Eltern sind deshalb beunruhigt. Die gute Nachricht ist, dass Schwitzen in den allermeisten Fällen harmlos ist. Es ist dann oft einfach Ausdruck einer hohen Empfindlichkeit der Schweißdrüsen, so dass diese leicht reagieren – zum Bespiel auf Aufregung oder Freude oder auch auf Gewürze. Häufig findet sich dann auch ein Elternteil, das in der Kindheit stark schwitzte oder das noch im Erwachsenenalter auftritt. Natürlich kann Schwitzen auch Ausdruck der Überhitzung sein. Im Sommer wie auch im Winter (bei unzweckmäßiger Kleidung). Und sehr sehr selten Zeichen einer echten Erkrankung. Dies ist so selten und ungewöhnlich, dass Schwitzen dann in der Regel nicht das einzige Symptom ist. Schilddrüsenüberfunktion könnte eine solche seltene Ursache sein oder eben eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Wie erkennt man nun das krankhafte Schwitzen aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung? Hier ist das Schwitzen Ausdruck einer Stressreaktion des Körpers, die aufgrund der unzureichenden Leistungsfähigkeit von Herz oder Kreislauf entsteht. Das bedeutet, dass in der Regel auch andere Zeichen dieser Herz- oder Kreislauf-Schwäche …

Von Magnet-Mamas und sterbenden Schwänen

Ein Phänomen begegnet mir in der Praxis immer wieder – das Zusammentreffen von sterbenden Schwänen und Magnetmamas. Und man kann Einiges daraus ablesen zur Frage: wieviel Schutz braucht ein Kind, und wieviel Selbständigkeit. Das Schauspiel.  Die Rollen: Hauptdarsteller 1 hat ein Kind in einem Alter, in dem es eigentlich schon viele viele Dinge mutig und allein durchführen kann, und diese Dinge auch alleine schafft, zum Beispiel im Kindergarten. Zur großen Freude aller. Hauptdarstellerin 2 ist z.B. eine Mama (zur Genderneutralität siehe unten), die eine sehr gute Mama ist und ihr Kind liebt (wie alle Mamas) und die ihr Kind nie im Stich lassen würde (wie alle Mamas). Nebendarsteller ist in meinem Fall der Arzt. Er spielt eigentlich keine echte Rolle. Er ist lediglich der Aufhänger, an dem sich das Schauspiel entzündet. Die Handlung: Hauptdarsteller 1, der im Kindergarten und beim Spiel in der Gruppe ansonsten immer mutig und forsch auftritt, klammert sich in dem Augenblick, in dem es vom Nebendarsteller um eine völlig harmlose Handlung gebeten wird (sagen wir mal, zum Beispiel um eine kurze …

Literarisches zum Urlaubsstart

Ein literarischer Appell – von unserer Gastautorin Malyschka Kennen Sie das weiße Kaninchen aus der Geschichte Alice im Wunderland? Zu spät, zu spät, zu spät….. Sind wir zu spät? Nein, eigentlich nicht, denn, wir haben im Wesentlichen alles gut im Griff. Vom Familienleben über Job, Partnerschaft, Freizeitgestaltung; wir fördern unsere Kinder so wie wir es gut finden, ermöglichen ihnen und uns eine schöne Freizeitgestaltung. Alles gut – alles läuft! Bis dann, ja dann, leider unvermeidbar, diese nicht so schönen Viren auf uns treffen, die unseren nahezu perfekt organisierten Alltag, meistens über Nacht oder von einer Stunde auf die nächste, plötzlich  durcheinander bringen. Weniger schlimm, dass unsere Kinder dann die Schule/den Kindergarten nicht besuchen können, richtig schlimm, oh Mist, so viele berufliche Termine sind für die nächsten Tage geplant. Man sieht im Geiste die böse Herzkönigin (Chef) aufstöhnen, sieht den Herzbuben mit seiner ganzen Armee (Kollegen) aufziehen und hat sofort ein nicht ganz so gutes Gefühl. Dabei ist es jetzt doch immens wichtig, dass wir uns in Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit um unser krankes Kind …

Das Projektkind

In unserer Praxis erlebt man gelegentlich (mit ansteigender Häufigkeit) das Projektkind. Eingeplant zum idealen Zeitpunkt zwischen Karriere und Hausbau, perfekt organisierte, an klaren Kriterien orientierte Aufzucht, genaues Abwägen für jeden Entscheidungsschritt (von der Impfung bis zur Tagesstättenauswahl) und nicht zuletzt natürlich hohe Erwartungen an das “Ergebnis”. Ein Projekt eben. Ganz ähnlich eben einem beruflichem Projekt. Das erste Kind immer noch häufiger als jedes weitere. Das Ergebnis ist auch häufig klar formuliert – das Abitur steht da sicher weit oben in der Liste der Projektziele oder -teilziele. Aber auch Klavierunterricht, Ballett, Torschützenkönig können diese Ziele sein. Nicht, dass Ziele schlecht wären. Im Gegenteil. Ziele sind gut und nötig. Die entscheidende Frage ist aber: Was bleibt ohne die Ziele übrig? Oder besser: Wie stark fühlt ein Kind, dass es hauptsächlich dem Projekteifer der Eltern dient? Warum ich dieses Projektdenken kritisch sehe? Es handelt sich um einen Menschen, eine Persönlichkeit, mit Genen, die nur zu 50% mit den Elternteilen übereinstimmen. Ein Wesen, das unvoreingenommen akzeptiert werden will. Das Kind als Projekt bekommt aber eine Funktion. Es ist in …

Kindererziehung – Wie wichtig sind feste Regeln?

Das Schwierige an Erziehung ist, dass Kinder auf der einen Seite bestimmte Verhaltensweisen erlernen sollen, die für ein Leben in ihrer Umgebung (erst in der Familie, dann im Freundeskreis, später in Schule, Ausbildung und Gesellschaft) unabdingbar sind, sich auf der anderen Seite aber auch ihre eigene Persönlichkeit herausbilden können muss. Nichts ist unnatürlicher als ängstlich angepasste Kinder, die zwar aufs Wort hören, aber in erlernten Regeln so gefangen sind, dass sie ihre Persönlichkeit kaum entwickeln können und damit auch die Möglichkeiten, die sie hätten, nicht nutzen können. Und sind uns allen nicht die “Unerzogenen” lieber, die sagen und tun, was sie denken? Aber auch das geht natürlich nur bis zu einer gewissen Grenze. Wie viele Regeln braucht also ein Kind? Es gibt zwei grundlegende Dilemmas bei der Entwicklung von Regeln in der Kindererziehung: Das Kind muss es selbst bleiben dürfen, sogar in seiner Art und Weise gefördert werden. Regeln, die dies antasten, zerstören nur. Jedes Kind ist anders als das nächste. Genetisch ist jedes Kind sogar nur zu 50% das Elternteil, das gerade erzieht. Regeln …