Alle Artikel in: Ernährung

Wissenswertes über Mahlzeiten, Nährstoffe und Bedarf

Beikost – wann, wie, was jetzt…..?

Bei der Frage der Beikost hat uns die Forschung jahrzehntelang gefoppt und immer wieder im Kreis geführt. Während sich in den 1980er Jahren noch gar niemand um die Beikost gekümmert hat, kam langsam der Verdacht auf, die sich häufenden Allergien könnten mit der frühen Beikost zu tun haben. Ergo seit dem Ende des letzten Jahrtausends wurde befohlen: Stillen und auf keinen Fall Beikost im ersten halben Jahr! (Die Idee war, dass die Allergie-Proteine in der Nahrung Allergien begünstigen, wenn sie zu früh angeboten werden). Keine 15 Jahre später änderte sich nun diese Einschätzung deutlich. Denn neuere Studien haben gezeigt, dass die Beikost durchaus sogar geeignet ist, Allergien zu verhindern. Und zwar gerade die besonders stark allergischen Allergien. Ergo – die neue Empfehlung: Stillen und Beikost ab dem Alter von 4 Monaten. Und zwar auch diejenige Beikost, die besonders mit späteren Allergien im Zusammenhang steht. (Die Idee ist nun, dass die Allergie-Proteine in der Nahrung vom Körper auch langfristig akzeptiert werden können, wenn sie ihm nur früh genug angeboten werden…). Mein Fazit: Stillen (das ist glücklicherweise …

Vorsicht – unnötige Diät

Nicht selten werden wir in der Sprechstunde damit konfrontiert, dass Kinder verschiedenste Diäten einhalten sollen. Die Eltern geben oft vermutete Unverträglichkeiten oder Allergien als Grund an. Der Verband der auf Magen-Darm-Krankheiten spezialisierten Kinderärzte hat nun vor einem „Diäten-Hype“ ausdrücklich gewarnt. Eine Diät sollte nur dann als notwendig erachtet und durchgeführt werden, wenn wirklich eine fundiert gestellte Diagnose, wie etwa eine Zöliakie (eine Unverträglichkeit des Gliadins) dazu zwingt. Ganz im Gegenteil können unnötige Diäten sogar zu erheblichen Störungen führen. Eine nicht notwendige milchfreie Ernährung kann beispielsweise Kalziummangel verursachen. Immer wieder leiden Kinder unter wiederkehrenden Bauchschmerzen oder Blähungen. Es ist dann durchaus notwendig, organische Erkrankungen seriös abzuklären. Oft haben diese Beschwerden aber gar keine organische Ursache. Die psychosomatischen Beschwerden sind natürlich genauso ernst zu nehmen wie die organischen – jedoch anders zu behandeln. Wenn die Bauchschmerzen letztendlich etwa auf die Trennung der Eltern zurückzuführen ist, muss das Kind vielleicht psychologisch unterstützt werden, mit dieser Belastungssituation umzugehen. Eine Diät wird hier wenig ausrichten. Wobei die vermehrte Zuwendung durchaus einen Placeboeffekt haben kann. Hier sollte man dann aber dennoch …

Fettreduktion im Essen

Schon mehrere Jahrzehnte empfehlen Fachleute, möglichst wenig Fett zu sich zu nehmen. Muss ja gesund sein – oder? Was heute doch eher überrascht: Die aus den 1970er und 1980er stammenden Empfehlungen zur Fettreduktion wurden methodisch fragwürdig aus Studien abgeleitet, die diese Schlüsse aber tatsächlich gar nicht so klar hergaben! Wissenschaftler kritisieren das heute deutlich und hinterfragen die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von damals. Tatsächlich fehlt bis heute der eindeutige Beweis, dass fettreduziertes Essen automatisch gesünder ist. Im komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren ist es zu wenig, nur Fett alleine als den Gesundheitskiller anzusehen. Auch die Kohlenhydrate oder andere Bestandteile müssen betrachtet und in die Bewertung einbezogen werden. Allerdings sollte dabei eine Übertreibung nicht die andere ablösen. Wie in vielen anderen Bereichen sind wohl auch bei der Ernährung Einseitigkeit oder extreme Varianten wenig zielführend. Auch wenn das heutige Wissen nur der neueste Stand des Irrtums ist: Zusammengenommen ist eine gesunde, bewusste Ernährung mit einer breiten, ausgewogenen Palette an Mischkost wohl das, womit man nicht so viel falsch machen kann.

Dick gemacht!

Ein inzwischen gar nicht so seltenes Phänomen in der Sprechstunde ist, dass Eltern ihre normalgewichtigen Kinder als zu dick empfinden. Diese falsche Wahrnehmung kann aber deutlich negative Auswirkungen haben, wie Forscher nun belegten. Wenn Eltern ihre Kinder als übergewichtig ansehen, nehmen diese erstaunlicherweise tatsächlich zu, und zwar unabhängig davon, ob das Übergewicht tatsächlich besteht oder nicht! Warum? Eltern, die ihre Kinder als zu dick ansehen, reagieren mit Essverboten. Diese Verbote bewirken aber keine Verbesserung im Essverhalten, sondern genau das Gegenteil! Das Kind nutzt jede Gelegenheit zu essen, weil es ja jederzeit mit entsprechenden Einschränkungen rechnen muss! Außerdem verletzt es ein Kind, wenn es als dick bezeichnet wird. Darüber trösten dann beispielsweise Gummibärchen hinweg – ein Teufelskreis. Also lieber nichts sagen? Es gilt, das richtige Maß und die richtigen Worte zu finden. Eltern sollten auf Ernährung und Bewegung bei ihren Kindern achten. Ganz besonders wichtig ist es aber, gesunde Ernährung und ein positives Körpergefühl vorzuleben – und im Umgang mit den Kindern gelassen zu sein und zu bleiben!

Aktuelles von der DGE

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) veröffentlichte kürzlich ein Positionspapier zu veganer Ernährung. Demnach ist die ausreichende Versorgung mit bestimmten Nährstoffen und Vitaminen in veganer Kost nicht oder nur schwer möglich. Die Experten raten darum für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche von einer vegane Ernährungsweise gänzlich ab. Zudem rät die DGE Menschen, die sich vegan ernähren möchten, eine Beratung durch eine Ernährungsfachkraft in Anspruch zu nehmen, um die Ausgewogenheit der Ernährung sicher zu stellen, und die ausreichende Versorgung ärztlich überprüfen zu lassen.

Frühstück macht schlank!

Einer US-amerikanischen Studie zufolge wirkt sich ein Frühstück positiv auf die Gewichtsentwicklung aus. Wenn Kinder zu Hause frühstücken und in der Schule auch etwas essen, bleiben sie über Jahre hinaus schlanker als Schüler, die gar nichts frühstücken. Wie das? Noch können die Wissenschaftler die Gründe des eindeutig auszumachenden Effekts nicht benennen. Möglicherweise waren die Kinder, die gefrühstückt haben, einfach aktiver als ihre hungrigen Klassenkameraden. Es könnte auch sein, dass die Kinder nach einem Frühstück dann im Laufe des Tages weniger aßen und insgesamt weniger Kalorien pro Tag aufnahmen. Die Kinder ohne Frühstück stopften dagegen im Laufe des Tages mehr und unkontrollierter Snacks in sich hinein. Zudem könnte die familiäre Umgebung eine wichtige Rolle spielen. Die Kinder ohne Frühstück erhielten möglicherweise insgesamt weniger Aufmerksamkeit und Kontrolle bzgl. des Essens durch ihre Eltern als die Kinder, die ein Frühstück bekamen. Auch die Ernährungsstile unterschieden sich – beispielsweise die Menge an Süßigkeiten bzw. an gesunden Lebensmitteln, die die Kinder bekamen. Wir wissen, dass Kinder generell mehr Energie als Erwachsene brauchen. Sie profitieren von regelmäßigen Mahlzeiten. Wie dargelegt, ist …

Baby led weaning – Neue Trends in der Kinderernährung

Baby-led weaning, vom Baby gesteuertes Abstillen: (k) eine Alternative zur Breikost? Bei Baby-led weaning wird im 2. Lebenshalbjahr auf die üblichen Breie, die mit dem Löffel gefüttert werden, verzichtet und direkt mit festen Lebensmitteln (Finger Food) begonnen. Dabei füttert sich das Baby von Anfang an selbst, entscheidet und kontrolliert, was und wieviel es isst. Die Eltern sind lediglich für das Nahrungsangebot zuständig! Baby-led weaning ist ein interessanter Ansatz, Babys vom frühen Alter an die Vielfalt der Familienkost zu gewöhnen. Dieses Konzept setzt allerdings voraus, dass das Kind, wenn auch gestützt, sitzen kann, um alleine Lebensmittel zum Mund zu führen. Außerdem muss die Mutter bereit sein, deutlich länger als 6 Monate zu stillen, da die Milchernährung die Hauptversorgungsquelle übers erste Lebensjahr hinaus bleibt. Bei ungeeigneter Lebensmittelauswahl kann die Zufuhr an Energie und einigen Nährstoffen knapp werden. So ganz neu ist das Konzept der englischen Hebamme Clara M. Davis von 1939 aber nicht, denn in den allermeisten Fällen wird in der üblichen Säuglingsernährung, der körperlichen Entwicklung entsprechend, eine Kombination aus Breikost und dem Übergang zur Familienkost mit …

Tipp der Woche – Kochen mit Kindern

Ein wenig Reis, Schinkensahnesoße, Gurken, Tomaten und Schnittlauch – mehr brauchen Sie nicht. Den Reis mit einem Schöpflöffel und einem Kaffee-Abmesslöffelchen formen, die Soße-Wolken hinkleckern, die Gurken und die Tomaten legen: fertig ist der bunte Kinderteller. Diesen hat übrigens ein 9jähriges Kind gestaltet, es ist also auch für ein Kind selber zu schaffen. Und das Gemüse zu schneiden und zu legen fördert auch schon wieder die Motorik und mathematisches Denken. Wie auch immer, jetzt erstmal guten Appetit!

Kinder mögen’s bunt – Stimmt so nicht immer!

“Dein Kind – das widersprüchliche Wesen” (frei nach einem Film aus den Siebzigern): Regelmäßig wird die Widersprüchlichkeit der Kinder am Esstisch sichtbar. Während Spielzeug gar nicht bunt und knallig genug sein kann, sollen insbesondere die warmen Mahlzeiten so bleich wie möglich daherkommen. Deshalb lautet die mitunter lautstarke Parole des Nachwuchses wahlweise: Nudeln (bloß nicht “tricolore”) ohne Soße, Reis ohne Soße, Spätzle ohne Soße oder auch Kloß ohne Soße! Jeden Erwachsenen gruselt es wohl schon bei dem Gedanken, diese Speisen trocken hinunterwürgen zu sollen. Eine weitere Möglichkeit, etwas Farbe auf den Teller zu bringen, würde theoretisch Gemüse darstellen. Hierzu findet man in wohlmeinenden Ratgebern immer wieder den Tipp: “Lassen Sie die Kinder bei der Zubereitung helfen, dann werden sie sich freudestrahlend auf das bunte Allerlei stürzen.” Denkste! Die Möhrchen werden von den Nachwuchsköchen liebevoll geschält, geschnippelt, mit dem Spielzeugbagger auf den Laster, mit dem Laster über die aus Legosteinen konstruierte Brücke – die ganz nebenbei bemerkt eine architektonische Meisterleistung darstellt – in die Schüssel und dann (natürlich unter elterlicher Aufsicht) in den Kochtopf manövriert. Damit endet aber – entgegen der Expertenmeinung – die Freundschaft mit den Möhrchen. Keinesfalls darf etwas derartig Buntes das zarte Weiß der Nudeln verschandeln. Und noch weniger darf versucht werden, es mit dem Löffel seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Eine Meuterei wäre unvermeidbar. Gleiches gilt übrigens auch für optisch so Ansprechendes wie Paprika (immerhin in vier knalligen Farben erhältlich), Erbsen, Zucchini oder Tomaten (auf die wird später nochmals zurückzukommen sein). Vielleicht hätte man ja eine Chance mit Blumenkohl. Den könnte man immerhin farblich getarnt zwischen Reis und Nudeln …

Baby isst bei Mama und Papa mit

Ab wann darf Baby nun bei Mama und Papa direkt vom Tisch mitessen – diese Frage wird oft gestellt und auch unter den Experten kontrovers diskutiert. Seit einiger Zeit gibt es den Trend, Babys immer früher mit vom Tisch essen zu lassen. “Baby-led-weaning” (kurz BLW) heißt das Ganze und wird seit einigen Jahren propagiert, z.B. von der ehemaligen Unicef-Mitarbeiterin Gill Rapley. Tatsächlich bestätigen erste Studien, dass durch das frühe Mitessen vom Tisch Übergewicht vorgebeugt wird und der Sättigungsmechanismus besser funktioniert, weil die Kinder verschiedene Konsistenzen und Aromen frühzeitig kennen lernen. Allerdings gibt es auch Studien, die keine Unterschiede fanden. Es gibt auch Hinweise, dass die Kinder weniger mäkelig beim Essen sind, wenn sie frühzeitig bei den Eltern mitessen, sodass BLW vielleicht auch zur Akzeptanz von mehr Nahrungssmitteln durch die Kinder führt – Stichwort: “Mein Kind isst nur blanke Nudeln!” Insgesamt ist die Sachlage laut dem Forschungsinstitut für Kinderernährung noch unklar, so dass es noch keine Empfehlung zu BLW gibt. Ein zu später Beikoststart ist jedenfalls nicht günstig. Bereits vor dem eigenen Bewältigen des Essvorgangs und …